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1908 - Asyl im Eismeer

Titel: 1908 - Asyl im Eismeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sechs Lichtjahre eine Menge sein, überlegte ich.
     
    *
     
    In der Zentrale der GLIMMER gab es eine einzige Sitzgelegenheit, und die besetzte unser seltsamer Pilot. Wir anderen mußten stehen. Nur die beiden grünhäutigen Swoons hatten es sich auf einer Konsole bequem gemacht.
    Durch die Luken konnte ich die Sterne beobachten. Es waren keine bekannten Bilder darunter. Aber das hätte mich auch gewundert, denn Salmenghest befand sich 23,5 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt.
    Reginald Bull beugte sich nach einer Weile über Störmengords Schulter. „Wie läuft's denn so?" fragte er.
    Der kleine Bebenforscher antwortete mit einem ärgerlichen Knurren. Bully zuckte zurück, hob die Schulten und blickte etwas ratlos in die Runde. Nichts zu machen, hieß das.
    Der Anblick der Sterne verschwand, dafür umgab uns plötzlich das gestaltlose Grau des Linearraums. Durch die geöffneten Luken war es ein gespenstischer Anblick.
    Die GLIMMER flog durch ein Medium zwischen Normalraum und Hyperraum, durch einen schwer definierbaren, schmalen Tunnel, der seine eigene Gesetzmäßigkeit und seine eigene Mathematik hatte.
    Gut tausend Jahre lang hatten unsere Raumschiffe sich vorzugsweise per Linearantrieb durch das All bewegt. Kurz kamen die Erinnerungen hoch. Das Blaue System der Akonen, unser erster Flug mit dem neuen Antrieb. Es war eigentümlich, nach all den Jahren in einer weitestgehend fremden Galaxis wieder mit einem solchen Antrieb zu reisen.
    Ich drehte mich um. Es war sinnlos, auf die Instrumente zu starren.
    Mein Blick fiel statt dessen auf das seltsame Paar am Ausgang: Mondra Diamond, unsere ehemalige Zirkusartistin, und ihr „Haustier" Norman.
    Der Kleine hob immer wieder seinen Rüssel, prustete furchtsam und versuchte auszubrechen. Mondra mußte ihn permanent besänftigen.
    Norman war nicht mal einen halben Meter groß. Ansonsten entsprach er in fast allen Details den Indischen Elefanten der Vorzeit.
    Der Kleine war ein genetisches Zuchtprodukt.
    Dennoch verfügte er über einen herausragend entwickelten Instinkt.
    Er schien die Gefahr zu wittern, die der Linearraum für ein Schiff in diesem Zustand darstellte. Ab und zu erklang ein stöhnendes Geräusch, tief aus dem Leib der Raumyacht; für Norman das Signal, fortzulaufen und sich zu verstecken. Daß es an Bord der GLIMMER für ihn kein Versteck gab, konnte er nicht wissen.
    Eismer Störmengord drehte sich ruckartig um. Mit unwilliger Miene fixierte er den Elefanten, dann Mondra Diamond. „Ich muß dieses Schiff fliegen! Wenn ich in meiner Konzentration weiterhin gestört werde, überleben wir den Flug nicht. Es ist besser, du bringst deinen ängstlichen Kameraden hinaus."
    Der Bebenforscher berührte eine Taste.
    Daraufhin öffnete sich die Tür zu einem seitlichen Korridor. „Ich verstehe", sagte Mondra rasch. Sie schob den Kleinen vor sich her nach draußen.
    Daß Norman ein Haustier war (und keineswegs ein „Kamerad", wie sich Störmengord ausdrückte), konnte der Bebenforscher nicht wissen. Intelligenz ließ sich nicht an der äußeren Erscheinung festmachen.
    Nach einer Weile folgte ich Mondra auf den Korridor.
    Es war, als hätte ich eine andere Welt betreten. Die Zentrale der GLIMMER wirkte sehr funktionell, doch dieser Gang trug die unverwechselbare Handschrift des Eigners.
    Eismer Störmengord liebte offenbar die barocke Pracht. Überall bedeckten dicke Teppiche den Boden. Ich ließ meinen Blick neugierig über geknüpfte Wandbehänge und diamantbesetzte Leuchtkörper wandern. Auf einem Sockel standen eine Vase und eine gegossene Plastik, die ein unbekanntes Lebewesen darstellte. Ein verwirrendes Linienmuster überzog die Decke.
    Mondra hatte sich auf den Boden gesetzt.
    Sie lehnte an der Wand und folgte meinem Blick. „Kitschiges Zeug", urteilte sie. „Ich hab's mir angesehen. Das ist alles nur Tand. Alles nichts wert."
    Ich erwiderte Mondras Lächeln.
    Sie hatte als Zirkusartistin auf den Provinzwelten der Milchstraße gearbeitet, bis sie in den TLD eingetreten war, den Terranischen Liga-Dienst. Mit ihrer dunklen Haut und den wunderbaren schwarzen Haaren war sie eine Schönheit. Ihre grünen Augen besaßen etwas Faszinierendes, doch ich versuchte, mich von ihrem Zauber nicht gefangennehmen zu lassen.
    Mondra streichelte Norman über den Rüssel. „Ob wir jemals wieder nach Hause kommen, Perry?" fragte sie nachdenklich. „Du meinst, nach Terra?"
    „Ja."
    „Ich bin fest davon überzeugt. 23,5 Millionen Lichtjahre hört sich zwar

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