1944 - Haß gegen Alashan
einer Minute einschlafen und träumen.
Mara zog sich hinter die Trennscheibe zurück und überwachte die Kontrollen. Sie mochte die Nachtschicht gern, denn dann herrschte angenehme Ruhe, und sie konnte sich in aller Ruhe der Arbeit widmen und gleichzeitig ihre Kenntnisse durch das Studium von Forschungsberichten und Archivmaterial erweitern.
Benjameens Schlaf war normalerweise sehr ruhig. Er lag still, schnarchte oder stöhnte nicht. Manchmal ertappte sich Mara dabei, daß sie versuchte zu lauschen, ob er überhaupt noch atmete, weil sie keine Regung feststellen konnte. Das war natürlich Unsinn, denn die Sensoren würden jede bedrohliche Veränderung unverzüglich mit einer akustischen Warnung mitteilen.
Sie fuhr erschrocken hoch, als es an diesem Abend tatsächlich eine Warnung gab.
Die Werte spielten völlig verrückt; Benjameen befand sich in einer äußerst aktiven REM-Phase, die seinen Herzschlag auf bis zu 140 Schläge in der Minute hochtrieb. Die Augäpfel bewegten sich heftig unter den geschlossenen Lidern. Füße und Hände zuckten, und der Atem ging heftig.
Dann wachte Benjameen auf. Ruckartig setzte er sich auf und riß sich die Kontakte vom Leib. Er wirkte sehr aufgeregt, aber nicht verstört.
Mara ging rasch zu ihm in den Raum. „Was ist geschehen? Hast du einen gefährlichen Kontakt gehabt?"
Benjameen starrte an ihr vorbei ins Leere, er schien noch nicht ganz wach zu sein. Erst allmählich klärte sich sein Blick. „Was ist?" fragte er.
„Das möchte ich gern von dir wissen. Du bist aufgewacht, oder zumindest hatte es den Anschein. Bist du dir bewußt, daß du die Kontakte abgerissen hast?"
Benjameen fuhr sich durch die langen Haare und rieb sich die Schläfen. „Ja ... aber ich war wohl noch nicht ganz da."
„Ich habe alarmierende Werte erhalten", fuhr Mara fort. „Keine Gefahr für deinen Körper, aber dennoch haben wir so eine Reaktion noch nie gehabt. Du mußt dich erinnern, Benjameen! Was war los?" ‘ „Aber es war nichts Besonderes", beharrte der junge Mann. „Ich habe dasselbe wie sonst auch gemacht Kontakt gesucht. Dann bin ich wohl wirklich eingeschlafen, denn ich kann mich an nichts mehr erinnern."
Mara hob die Augenbrauen. Dann aktivierte sie einen Schirm am Terminal neben der Liege und wies auf die angezeigten Werte.
„Das ist nicht wahr, lieber Freund", sagte sie ernst. Ihr Tonfall nahm eine gewisse Schärfe an. „Sieh dir das an. Das zeigt ganz deutlich eine heftige Traumphase an! Also, was hast du erlebt?"
Benjameen schüttelte den Kopf. „Nichts", sagte er stur.
„Warum lügst du?"
„Ich lüge nicht. Wahrscheinlich hatte dein Cocktail die verkehrte Mischung. Außerdem war ich nervös heute. Ich wollte eigentlich gar nicht kommen. Möglicherweise habe ich mich im Schlaf noch einmal darüber aufgeregt."
Die Wissenschaftlerin musterte den Para-Träumer eindringlich. Ihrer Miene war deutlich abzulesen, daß sie ihm kein Wort glaubte. Dennoch gab sie nach.
„Mag sein", sagte sie zögernd. „Du warst heute wirklich nicht bei der Sache. So etwas kann schon einen negativen Einfluß ausüben. Brechen wir das Experiment ab und machen morgen dafür umso motivierter weiter.
Einverstanden?"
„Ja. Das ist sicher das beste." Benjameen schwang die langen Beine von der Liege und zog sich an.
„Aber sollte dir noch etwas einfallen, kannst du mich jederzeit anrufen, einverstanden? Jede Information ist wichtig, vor allem für dich."
„Das werde ich tun, Mara."
Benjameen verließ das Labor und fuhr in einem Antigravkorb durch den Schacht vom
76.
Untergeschoß zur Oberfläche hinauf. Als er im Freien stand, umgeben nur von einem brachliegenden Feld, atmete er auf. Dort unten fühlte er sich immer irgendwie als Gefangener, als Versuchskarnickel. Doch jetzt war er oben und frei.
Er verschwendete keinen Gedanken mehr an das Schlaflabor. Er hatte auch nicht vor, am nächsten Abend dort zu sein, den Dienst. wieder aufzunehmen und das Training fortzusetzen.
Benjameen von Jacinta hatte etwas ganz anderes, viel Wichtigeres vor. Er mußte die Person finden, die er in seinem Traum gesehen hatte. Er hatte eine große Gefahr gespürt, die diese Person umgab, jedoch nicht erkennen können, worin sie bestand. Auf alle Fälle hing die Gefahr mit allen Einwohnern Alashans zusammen.
Es war nur sehr, sehr vage, aber Benjameen nahm das doch ernst.
Doch bevor er mit jemandem darüber sprach, wollte er zuerst selbst herausfinden, was mit ihm im Traum vorgegangen war. So war
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