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1944 - Haß gegen Alashan

Titel: 1944 - Haß gegen Alashan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lang.
    „Doch ... es ist alles in Ordnung", sagte Tess verwirrt. „Danke, ich komme zurecht."
    Der junge Thorrimer schien sich damit nicht zufriedenzugeben. Er blieb stehen und musterte die Terranerin aus engstehenden Augen. „Das ist nicht wahr. Du bist sehr aufgeregt. Bist du krank?"
    Tess schüttelte den Kopf. Dann fiel ihr ein, daß der Thorrimer diese Geste wahrscheinlich nicht verstehen konnte. „Nein, ich, bin gesund. Ich bin nur zu schnell gelaufen."
    „Man läuft nicht ohne Grund so schnell. Auch ihr von Alashan nicht."
    „Ich muß weiter." ‘ „Wohin?"
    Tess war so verdutzt, daß sie erneut stehenblieb. „Was meinst du damit?"
    Der Thorrimer verzerrte sein ausdrucksvolles Gesicht mit der flachen Nase, deren einzige Öffnung fast acht Zentimeter breit war. Tess kannte die Mimik dieser Wesen inzwischen einigermaßen, doch diesen Ausdruck hatte sie noch nie gesehen. „Du siehst aus wie jemand, der sucht."
    Tess wußte nicht, was sie entgegnen sollte. „Tut das nicht jeder?" sagte sie schließlich philosophisch.
    „Auf die eine oder andere Weise, sicher. Aber deine Suche hat etwas Dunkles ... und du selbst verbirgst etwas vor anderen. Das eine hängt mit dem anderen zusammen, nicht wahr?"
    „Mag sein. Aber das ist meine Sache." Tess entschied sich zur Unhöflichkeit. „Ich muß jetzt wirklich gehen."
    „Du kannst nur finden, wenn du dein Geheimnis nicht mehr verbirgst!" rief der junge Thorrimer ihr nach. „Das ist deine einzige Chance und vielleicht auch ..."
    Als sie den Rest nicht mehr hörte, drehte Tess sich um. Der junge Thorrimer war in der Menge verschwunden, ohne zu Ende gesprochen zu haben.
    Tess schüttelte den Kopf und rieb sich verwirrt die Nase.
    Was für ein Tag, dachte sie niedergeschlagen.
     
    *
     
    Warum habe ich nicht versucht, seine Gedanken zu lesen? dachte Tess verärgert auf dem Rückweg nach Alashan. Ganz klar. Weil ich Angst hatte.
    Was sollte sie jetzt tun? Weiter herumirren wie ein Idiot oder lieber etwas Sinnvolles? Beispielsweise das Haßerfüllte suchen?
    Allmählich beruhigten sich ihre Nerven. Sie mußte den Schrecken überwinden, es half nichts. Sie hatte ihre Gabe schließlich nicht umsonst bekommen. Als erstes mußte sie die Impulse lokalisieren, dann konnte sie den nächsten Schritt überlegen.
    Den ganzen Tag habe ich verplempert. Die Füße taten ihr weh, und sie hatte Hunger und Durst. Seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr zu sich genommen, und es dämmerte bereits.
    Erst jetzt, als der Tag fast um war, fiel ihr auf, daß sich etwas an Alashan verändert hatte. Eigentlich fiel es ihr nur deswegen auf, weil die Leute um sie herum schimpften.
    „Den ganzen Tag geht das nun schon so ..."
    „Was denken die sich dabei ..."
    „Ich habe meine Zeit schließlich nicht gestohlen ..."
    Tess hätte einen der Vorübereilenden gern gefragt, was der Grund der Verärgerung war - da fiel ihr auf, daß eine Menge Leute mehr als sonst zu Fuß ging.
    Als sie zum Himmel hochsah, begriff sie. Wo waren die Gleiter geblieben? Sonst hatte es immer dichten Verkehr gegeben, doch jetzt konnte man die einzelnen Gefährte gut abzählen. Mal ein Luftbus, ein Taxi, mehr auch nicht.
    Ich war ja völlig vernagelt, dachte Tess. Endlich wurde es ihr bewußt, daß bereits am Morgen, bevor sie Alashan verlassen hatte, eine seltsame Stille vorgeherrscht hatte. Von den zehnbahnigen Förderbändern waren nur noch zwei bis drei aktiviert, deshalb waren viele gezwungen, den Weg per pedes zurückzulegen.
    Tess wollte mehr wissen. Sie richtete ihre Sinne auf einen Mann in einer TLD-Uniform, der gerade Pause in einem kleinen Café machte. Er war sicherlich über alles informiert, und vielleicht dachte er gerade darüber nach ...
    Um niemandem im Weg zu sein, stellte Tess sich vor ein Schaufenster und tat so, als interessierte sie sich für die Auslagen" Dann konzentrierte sie sich stärker auf den Mann. Ohne hinzusehen, rief sie sich sein Gesicht vor ihr inneres Auge und stellte sich vor, ihn anzusprechen.
    Natürlich reagierte er nicht. Er trank ruhig weiter seinen Kaffee. Tess schloß halb die Augen. Von der Umgebung bemerkte sie jetzt nichts mehr, sie war ganz nach innen gekehrt. Feine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, als sie mit ihrem telepathischen Sinn in das Gehirn des Menschen eindrang.
    Natürlich hätte sie einfach hingehen und Fragen stellen können. Aber Tess wollte nicht auffallen; sie redete sich ein, daß ihre Fragen einem anderen nur merkwürdig vorkommen würden.

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