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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Vorgang im Gehirn, den er sich als anwachsende Mauern verbildlichte. Hinter ihnen war er vor Victorius sicher. Das wusste er.
    Warum hat er mir verschwiegen, dass er ein Telepath ist?
    Daa’tan nahm den Wasserschlauch vom Haken. Seitenwinde trafen die Gondel, und sie schwankte, deshalb setzte er sich zum Trinken auf den Boden. Wozu stöbert Victorius in meinen Gedanken herum? Das gehört sich nicht!
    Eine plötzliche Erkenntnis traf den Neunzehnjährigen. Ich habe Victorius gar nicht gefragt, was er eigentlich am Uluru wollte! Verdammt! War es wirklich nur ein Zufall, dass wir uns dort begegnet sind?
    Er sah auf. Victorius drehte ihm den Rücken zu; er prüfte die Instrumente an der Steuerkonsole und summte vor sich hin, ohne Anzeichen von Nervosität oder gar schlechtem Gewissen.
    Irgendwann sagte er über die Schulter: »Der Kesseldruck sinkt! Kontrollierst du bitte mal den Ofen?«
    »Klar, mach ich.« Daa’tan stand auf und ging zur Tür, um den Wasserschlauch zurückzuhängen. Dabei fiel sein Blick auf das sonnenbeschienene Gelände draußen, und er runzelte die Stirn. War der See nicht bis eben noch auf der anderen Seite des Luftschiffs gewesen?
    »Hast du gewendet?«, fragte Daa’tan überrascht.
    »Ja, der Wind ist unbeständig. Ich muss ihm ausweichen«, antwortete Victorius.
    Es klang nach einer lahmen Ausrede. Hier stimmt was nicht!
    Wortlos trug Daa’tan eine Armvoll Brennholz zum Ofen, warf es auf den Boden vor der Klappe und öffnete sie. Funken sprühten, als er ein Scheit nach dem anderen in die gleißende Hitze rammte. Daa’tan war enttäuscht. Er mochte Victorius, und es schmerzte ihn, dass dieser kluge nette Kerl offenbar doch nicht sein Freund war.
    Eines der Scheite hatte einen klobigen Astansatz. Es ging nicht gleich durch die Ofentür, und als Daa’tan es mit Gewalt versuchte, schnellte das Holz plötzlich zurück und fiel qualmend auf die Dielen. Daa’tan bückte sich eilig danach.
    Dabei sah er aus den Augenwinkeln Victorius’ Stiefel. Sie standen direkt hinter ihm.
    Keine Zeit zum Denken, keine Zeit für Fragen. Daa’tan hechtete aus dem Weg, rollte sich herum und griff nach seinem Schwert. Nuntimor war noch nicht ganz oben, da sauste am Ofen ein Knüppel herunter. Dröhnend schlug er auf die Eisenkante, genau dort, wo Daa’tan eben noch gestanden hatte.
    Doch dabei blieb es. Victorius reagierte nicht auf den Fehlschlag, starrte nur mit seltsam dümmlicher Miene auf das Holz in seiner Hand. Als hätte er keine Ahnung, was er damit anstellen sollte.
    »Fallen lassen!«, befahl Daa’tan und richtete das Schwert auf ihn. »Sofort!«
    Der Afraner hob den Kopf. Er wirkte orientierungslos, schien nicht zu begreifen, was hier geschah. Stirnrunzelnd musterte er Nuntimors scharfe Klinge, die auf sein Herz zielte.
    »Hmm-m«, machte er, ließ den Knüppel fallen und ging ans Steuerrad.
    Daa’tan folgte ihm mit erhobenem Schwert. »Warum wolltest du mich töten?«, fragte er wütend.
    »Das lag nicht in meiner Absicht«, erwiderte Victorius.
    »Ah, verstehe. Du wolltest nur meine Reaktion testen.«
    »Nichts verstehst du! Mein Handeln übersteigt dein Begriffsvermögen um ein Vielfaches!« Victorius’ Stimme klang fremd.
    Daa’tan hatte plötzlich das Gefühl, dass sein Begleiter nicht selber sprach. Er tippte mit der Schwertspitze ans Steuerrad und forderte: »Bring die Roziere wieder auf den richtigen Kurs!«
    »Ich weiß nicht, was du meinst! Sie ist doch auf dem richtigen Kurs!«
    Jemand versucht Victorius mental zu kontrollieren!, schoss es Daa’tan durch den Kopf. Jemand der will, dass wir zum Uluru zurückkehren! Er lächelte kühl. Na, dann schauen wir doch mal, wer stärker ist…
    Lässig richtete er den Blick auf Victorius’ Hinterkopf, wo aus den untersten Locken der rosafarbenen Perücke dunkle Haut hervor schimmerte. Diesen Punkt hielt er fixiert, während er seine mentale Energie bündelte.
    Wie ein Strahl bohrte sich Daa’tans Suggestionskraft durch den Schädel des Afraners, umtobte wie ein Blitzgewitter elektrischer Impulse dessen Bewusstsein.
    Mein Wille ist dein Wille!, dachte Daa’tan triumphierend.
    Die Enden seiner mentalen Fäden hielten Victorius’
    Synapsenheer umklammert.
    Doch dann geschah etwas Unerwartetes. Eine Synapse nach der anderen wand sich aus der Umklammerung und packte ihrerseits zu. Daa’tan spürte, wie etwas über die mentalen Verbindungen heran kroch, näher und näher. Etwas, das er nicht abblocken konnte, weil er fest hing. Er wurde

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