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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Daa’tan zu, erwischte ein Kaninchen am Nacken – und ließ mit einem Aufschrei wieder los! Er starrte noch ungläubig auf den Biss an seinen Fingern, da griffen die Nager an! Immer nur einzeln. Mal von vorn, mal von hinten, während das restliche Rudel Scheinattacken ausführte, um ihn zu verwirren.
    Daa’tan wehrte sich; zornig anfangs, dann unter Schmerzen und zuletzt mit wachsender Verzweiflung. Die Kaninchen bissen rasend schnell in sein Fleisch – zu schnell, als dass er den jeweiligen Angreifer im Zwielicht überhaupt ausmachen konnte. Deshalb trat er blindlings zu, kickte einzelne Tiere weg, sodass sie quiekend durch den Tunnel flogen. Doch es war zu eng hier: Daa’tan konnte sich nur geduckt bewegen, fand für Nuntimor keinen Platz zum Hochschwingen. Für jedes Kaninchen, das er erledigte, schienen zwei nachzurücken.
    Am Ende versuchte Daa’tan zu fliehen. Aber die Biester waren überall, sie folgten jedem Schritt, bissen in sein Fleisch.
    Seine Hose war blutgetränkt und zerrissen, und er heulte vor Ekel, als kleine raue Zungen eifrig an den Wunden schleckten.
    Wohin nur, wohin?
    Die konischen Schächte! Ein Stück zurück befand sich einer! Daa’tan rannte los. Hochspringen, festhalten! Er atmete auf, als die Attacken endeten. Ein paar Tiere versuchten noch, seine Beine zu erreichen, doch er trat mit aller Härte nach ihnen. Und plötzlich waren sie fort. Wie ein Spuk.
    Der Neunzehnjährige wartete etwas, dann ließ er sich wieder herunter sinken. Die Wunden an seinem Körper pochten, seine Haut war verschrammt und von blauen Flecken übersät.
    »Scheißbiester!«, fluchte er halblaut.
    Es ärgerte ihn, dass er die Tiere derart unterschätzt hatte.
    Normalerweise waren Kaninchen dumm und harmlos wie das Gras, das sie fraßen. Wer konnte ahnen, dass in diesen Röhren ein Rudel lebte, das Fleisch fraß und Blut schleckte? Und zu allem Überfluss ein intelligentes Jagdverhalten zeigte!
    Daa’tan hob sein Schwert auf, das er beim Klimmzug hatte fallen lassen, und ging weiter in die ursprüngliche Richtung.
    Die toten Tiere ignorierte er. Er hatte keinen Appetit mehr auf Kaninchenbraten.
    Als er sich dem anderen spitz zulaufenden Schacht näherte, sah er, dass der Kieselmann verschwunden war. Rote Flecken glänzten am Boden. Blut! Die Spur führte ins Dunkel, und Daa’tan beschloss, ihr zu folgen. Die Kreatur schien friedlich zu sein, und irgendwo musste sie ihr Lager haben. Dort würde er hoffentlich erfahren, wie man aus den Röhren heraus kam!
    In Ausala scheint man unterirdisch zu wohnen, dachte er, während er mit eingezogenem Kopf durch die Gänge schritt.
    Erst die Mandori, jetzt dieser ängstliche Geröllhaufen…
    warum lebt eigentlich keiner draußen, wo man atmen und was sehen kann?
    Weiter vorn tauchte ein Lichtschein auf. Er wurde stärker beim Näherkommen, vermischte sich mit schräg einfallenden Sonnenstrahlen. Staubkörner tanzten darin und ließen ihn wie einen Schleier vor dem Ende des Tunnels erscheinen. Daa’tan blieb stehen und warf einen misstrauischen Blick voraus.
    Das Röhrensystem endete hier. Vor ihm erstreckte sich eine riesige Halle. Sie lag unterirdisch, das konnte man an den Fabrikgebäuden erkennen, die über dem teilweise eingestürzten Dach aufragten. Der Steinboden sah aus, als wäre er geplatzt.
    Daa’tan nickte wissend. Er kannte die Spuren, die ein Erdbeben hinterließ. Hier hatte ganz sicher eines gewütet, irgendwann vor langer Zeit, und es war Schuld an der Zerstörung.
    Daa’tan betrachtete die Reihen monumentaler Regalbauten.
    Drei der vier waren unter der Wucht des Erdbebens eingeknickt und hatten die bis zur Decke gestapelten Fässer herunter springen lassen. Auf den geplatzten Betonboden, der eigentlich das Erdreich vor ihrem Inhalt schützen sollte.
    Nur der letzte Stahlträger stand noch kerzengerade wie vor fünfhundert Jahren. Sein Zwilling am anderen Ende der riesigen Konstruktion war weg gebrochen, hatte die Etagen-Lagerflächen zu Rutschbahnen gemacht. Sie hatten hunderte Fässer auf den Boden befördert, und da lagen sie nun, kreuz und quer und übereinander. Auf den verrosteten Resten waren teilweise noch farbige Plaketten zu erkennen, doch in dieser Welt gab es keine Fabriken mehr; niemand deponierte mehr irgendwo giftige oder brennbare chemische Abfälle, und so existierten auch keine Warnhinweise mehr.
    Daa’tan hielt es nicht länger auf seinem Platz. Er kletterte aus der Röhre und schritt zügig zwischen den Stahlriesen auf das andere

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