0986 - Zeichen der Angst
Der Kristallplanet
Tan Morano stand am Fenster seines Thronsaals im Kristallpalast und starrte auf die weite Ebene hinab, die sich vor ihm erstreckte.
Die Fläche war voller Raumschiffe, doch die wenigsten davon waren überhaupt flugtauglich, geschweige denn kampfbereit. Halb fertige, hohle Metallkörper ragten wie die Kadaver gewaltiger Bestien in die Höhe, während winzig wirkende Gestalten auf ihnen herumkrabbelten wie aasfressendes Gewürm. Die Techniker und einfachen Arbeiter waren jetzt schon seit Wochen damit beschäftigt, Tan Moranos Flotte wiederaufzubauen, doch der ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN erkannte kaum Fortschritte.
Der Vampir spürte, wie es in seinem Inneren zu brodeln begann. Die Niederlage, die er bei seinem Feldzug gegen die Angst hatte einstecken müssen, nagte immer noch an ihm. Er war bereit gewesen. Er hatte sich vorgenommen, diese galaktische Bedrohung ein für alle Mal auszulöschen, doch dann war alles anders gekommen. Fast seine gesamte Flotte - dreihundert mächtige Schlachtschiffe - war in einem gewaltigen Gegenschlag der Angst vernichtet worden. Und er war zur Flucht gezwungen gewesen. Dieser Gedanke ärgerte ihn mehr als alles andere. Der ERHABENE Tan Morano floh nicht vor seinen Gegnern, er vernichtete sie. Die Macht der Angst hatte ihn überrascht, doch das würde kein zweites Mal passieren. Sobald seine neue Flotte - die größer und besser bewaffnet sein musste als die erste - einsatzbereit war, würde er erneut gegen die Angst in die Schlacht ziehen, und dieses Mal würde er wirklich vorbereitet sein. Nachdem er die Angst besiegt hatte, würde seine Macht keine Grenzen mehr kennen, und schon bald würde er über die gesamte Galaxis herrschen.
Ein weiterer Blick aus dem Fenster ließ ihn ein frustriertes Knurren ausstoßen. Das geht viel zu langsam voran! Wenn er seinen Gegnern zeigen wollte, zu was er in der Lage war, würde er bald zuschlagen müssen. Doch dafür brauchte er eine Flotte, und wenn diese Versager dort unten weiter in einem solchen Schneckentempo arbeiteten, mochte es Jahre dauern, bis diese fertiggestellt war.
Doch Tan Morano würde schon dafür sorgen, dass sich das Ganze etwas beschleunigte. Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als er hörte, wie die große Haupttür zum Thronsaal geöffnet wurde. Das Geräusch hallte in dem gewaltigen Raum wider und wurde von schweren Schritten begleitet. Moranos Grinsen wurde noch breiter, und er drehte sich langsam um. Zwei seiner Vampire kamen auf ihn zu. Es waren große, grobschlächtige Kerle, die zwar nicht besonders viel Grips besaßen, sich aber hervorragend als Wachen und zum Ausführen einfacher Befehle eigneten. Zwischen sich führten sie einen Ewigen, der alles andere als glücklich wirkte. Der Alpha schien sich zwar zusammenzureißen, doch Tan Morano bemerkte das wütende Funkeln in seinem Blick, das zweifellos ihm galt. Wenige Meter vor ihm blieben die Vampire stehen, stießen den Ewigen unsanft ein Stück vor und nahmen dann schräg hinter ihm wachsame Positionen ein. Der Alpha neigte den Kopf und verfiel in eine demütige Haltung, was ihm jedoch sichtlich widerstrebte. Morano machte ein paar Schritte auf ihn zu und lächelte freundlich. »Du bist Makan Bellor, der Flottenbaumeister?«, verlangte er zu wissen.
»Ja, ERHABENER«, antwortete der Mann. Seine Stimme klang fest und sicher, doch der Vampir konnte die Angst seines Gegenübers riechen, auch wenn dieser sie sehr geschickt zu verbergen versuchte.
»Dir wurde der Auftrag erteilt, meine Flotte wiederaufzubauen, ist das richtig?«, fragte Morano.
»So ist es, ERHABENER.«
»Und warum, wenn ich fragen darf, erledigst du dann nicht die Arbeit, die dir aufgetragen wurde?« Tan Moranos Stimme war immer noch freundlich, doch der schneidende Unterton war nun nicht mehr zu überhören. Bellor schluckte kurz, bevor er antwortete. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. »ERHABENER, ich versichere Euch, dass meine Leute so schnell arbeiten, wie sie können, aber um eine komplette Flotte von Grund auf neu aufzubauen, benötigen wir…«
»Ich will deine Ausreden nicht hören!«, fiel Tan Morano ihm wütend ins Wort. Er trat nah an Bellor heran, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem des anderen Mannes entfernt war. »Ich verlange, dass deine Leute schneller arbeiten«, knurrte er. »Ich will innerhalb kürzester Zeit Ergebnisse sehen. Andernfalls wirst du die Konsequenzen zu tragen haben.«
Für einen Moment sah es so aus, als würde
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