Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1958 - Der Oxtorner und sein Okrill

Titel: 1958 - Der Oxtorner und sein Okrill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
schickte den Gleiter fort. Die Maschine hob ab und flog nach Süden. Kurz vor dem Horizont tauchte ein Sportflugzeug alter Bauart auf. Ein kurzfristiger Fehler im allgemeinen Luftleitsystem ließ die beiden Fahrzeuge aufeinanderprallen. Beide explodierten und stürzten in den Tunjai-Kanal. Denor Massall ging in die Hocke.
    Er brachte sein Gesicht auf die Höhe des Okrill-Kopfes und schaute Tarlan tief in die Augen. „Zufall oder nicht", sagte er leise und fuhr über die schleimigen Nüstern des Tieres. „Du hast mir gerade zum ersten Mal das Leben gerettet." Über Okrills wurde viel erzählt, vor allem in den Raumfahrerkneipen fremder Planeten. Das meiste davon stimmte nicht. Wie Okrills wirklich waren, wussten nur die wenigen Oxtorner, die jemals von einem der Tiere beschützt worden waren. Sie übten sich in Schweigen und taten gut daran. Was sie wussten, konnte nur ein geringer Teil der eigentlichen Wahrheit sein. So war es seit Jahrhunderten und Jahrtausenden seit jener Zeit, als die ersten Siedler auf Oxtorne gelandet waren.
    Tarlan stupste ihn an und marschierte los. Als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, schlug er den Weg zum Raumhafen ein. Nach drei Stunden erreichten sie eine der Schwebebahnen. Diesmal hatte der Okrill keine Einwände, das Fahrzeug zu benutzen. Sie stiegen ein und fanden sich achtzehn Minuten später in der Abfertigungshalle des Raumhafens von Shyderhook wieder. „Also gut, mein Beschützer", sagte Denor Massall und näherte sich dem Schalter der planeteneigenen Reederei „Wenn du der Meinung bist, dass uns nichts mehr auf Oxtorne hält, dann soll es wohl so sein."
    Er steckte den winzigen Chip in das Buchungsgerät und stornierte den Flug, den er für Ende des Monats gebucht hatte. „Ich will schon heute fliegen", fügte er hinzu. „Tut mir leid", erklärte der Automat. „Es geht heute nur ein Flug nach Olymp. Von dort kannst du nach Zephos weiterreisen."
    „Das ist mir auch sympathisch."Auf Olymp gab es ein Camelot-Büro, und dort halfen sie ihm garantiert weiter. Bei dem Schiff nach Olymp handelte es sich um einen modernen terranischen Kugelraumer. Er flog den Planeten im System von Boscyks Stern im Direktflug an, und einen halben Tag später saß Denor im gemütlich eingerichteten Beratungsbüro für Camelot Interessierte und ließ sich den Wein schmecken.
    Drei Jahre war es her, dass er sich hier hatte anwerben lassen. Jetzt hatten ihm die Verantwortlichen auf dem Geheimplaneten, allen voran Rhodan, erlaubt, seinen Okrill mit nach Camelot zu bringen. „In Sachen Zephos hat sich eine Änderung ergeben", klärte Monty Breydenbach ihn auf. Der Agent stammte von Plophos und besaß einen terranischen Pass. „Seit gestern sind dort mehrfach Schiffe ohne Kennkode gesichtet worden. Wir wissen nicht, was die Ursache ist. Aber es sieht so aus, als würden sich die Galactic Guardians für den Planeten interessieren. Derzeit versuchen wir, die Gründe herauszubekommen. Unsere Mitarbeiter auf Zephos sind erst einmal auf Tauchstation gegangen."
    Fast mechanisch wandte Denor den Kopf und starrte Tarlan an. Für einen Sekundenbruchteil leuchteten die schwarzen Augen des Okrills in grellem Blau. Das froschhafte Gesicht blieb ansonsten unbewegt. Nur die Krallen des vorderen Beinpaares bewegten sich ungeduldig. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen namhafter Institute auf Oxtorne und Terra können Okrills keine Gedanken lesen und nicht in die Zukunft sehen, rief sich Denor sein Wissen in Erinnerung. Sie können Stimmungen von Personen deuten und sich danach richten.
    Er selbst bezeichnete es als Biorhythmus-Espern. Und das funktionierte in neunundneunzig von hundert Fällen. Auch hier und heute. Nein, Gedanken lesen und in die Zukunft sehen konnten Okrills wirklich nicht. Und dennoch schien es an einem einzigen Tag zweimal passiert zu sein. Denor Massall rang sich zu der Erkenntnis durch, dass es irgendwie mit der Fähigkeit des Infrarot-Spurenlesens zusammenhängen musste. Vielleicht „schnupperten" Okrills bei diesem Vorgang an hyperphysikalischen Grenzen oder besaßen eine Art übersinnliche Wahrnehmung, wie sie manchen Menschen nachgesagt wurde, auf Oxtorne jedoch nie beobachtet worden war.
    Der Agent setzte seine Reise fort und erreichte auf Umwegen das Ziel. Wo Camelot genau lag, vermochte er selbst nicht genau zu sagen. Die Sterne am Himmel des Planeten glänzten hell und bildeten einen dichten Vorhang, wie man es in dieser Form nur in dichten Sternhaufen erlebte. Vom Band

Weitere Kostenlose Bücher