1959 - Im Hypertakt
die Hölle los. Es schien niemanden zu geben, der nicht so schnell wie möglich etwas Wichtiges loszuwerden hatte. Nach einer halben Stunde kehrte erstmals so etwas wie Ruhe ein. Fee Kellind übernahm die Sitzungsleitung.
Gegen Mitternacht gültiger Bordzeit fiel die Entscheidung. Mit 990 zu 36 Stimmen wurde der Antrag angenommen. Fee Kellind - nun die offizielle Kommandantin des Raumschiffs SOL - verkündete mit sichtbarer Befriedigung das Traumergebnis. Eigentlich war alles beim alten geblieben. Aus Erfahrung wusste Rhodan, dass das neue Rangsystem Training und Gewöhnung brauchte. Ob es tauglich war, würde erst der Ernstfall weisen. Zuletzt fiel ihm etwas auf, das seltsam war. Tautmo Aagenfelt und Monkey hatten es auffällig eilig, die Versammlung zu verlassen.
Aagenfelt rannte fast durch den Korridor. Der Oxtorner war ihm dennoch voraus, obwohl er scheinbar normal voranschritt. Monkeys körperliche Überlegenheit stand außer Frage; nun stand er auch noch im Rang deutlich über Aagenfelt. Der Physiker sah den kommenden Wochen skeptisch entgegen. Er war fast sicher, dass Monkey seinen neuen Rang unangemessen ausnutzen würde. Monkey kannte keinen Anstand. Aagenfelt stieß die Tür zum Labor auf. Er konnte es kaum erwarten. Obwohl es nicht einzusehen war, dass ausgerechnet jetzt etwas passiert sein sollte, sagte ihm ein unbestimmtes Gefühl, sie hätten die Versammlung besser verpasst.
Auf den ersten Blick schien alles wie vorher zu sein. Das Modell der SOL, mit Thermit präpariert, war unversehrt. Die beiden TARA-V-UH-Kampfroboter schwebten unbewegt im Hintergrund. Nur der Labortisch, auf dem sie den Prototyp des Hypertakt-Orters zurückgelassen hatten, erwies sich als leer. Der Orter stand nicht mehr da. Aagenfelt konnte es nicht glauben. Nichts konnte sich im Inneren des Raumes bewegen, ohne dass SENECA davon Notiz nahm. Der Zentrale Intern-Check, der ZIC, galt als unbedingt zuverlässiges Instrument.
Alles deutete jedoch darauf hin, dass es einen neuen Diebstahl gegeben hatte. Einen Diebstahl, der aufgrund ihrer Sicherheitsvorkehrungen gegen die Gesetze der Logik verstieß. Aagenfelt bewegte sich mit steifen Schritten in den Raum. Er schaute zweimal, dreimal, aber das brachte den Orter nicht zurück. Vielleicht existierte eine einfache Erklärung, überlegte er fassungslos. Vielleicht hatte Reginald Bull den Orter geholt oder sonst wer mit der entsprechenden Berechtigung. „SENECA!" stammelte er. „Hat irgendwer das Labor in unserer Abwesenheit betreten?"
„Niemand, Tautmo."
„Und wo ist der Orter hin?"„Von welchem Orter sprichst du?"
„Von dem da!" stieß er hervor. Sein ausgestreckter Arm zeigte auf den leeren Tisch. „Von dem Prototyp, der vor vier Stunden noch da gestanden hat!" Die Stimme der Biopositronik antwortete vorwurfsvoll: „Das wüsste ich aber." Hilflos wandte sich Tautmo Aagenfelt zu Monkey um, doch der Oxtorner schenkte ihm keine Beachtung. Stattdessen machte er sich am Knotenrechner des Labors zu schaffen, in den das Formelwerk und die notwendigen technischen Spezifikationen gespeichert waren.
Nach einer Weile sagte Monkey: „Sämtliche Aufzeichnungen sind gelöscht, Tautmo. Wie es zu erwarten gewesen war." Die scheinbare Gleichgültigkeit des Oxtorners brachte Aagenfelt um den Verstand. Er zog den Strahler aus seinem Gürtel, und sein Blick fiel auf das Modell der SOL, unsichtbar mit Thermit präpariert. Monkeys schlauer Plan, der nicht funktioniert hatte. Aagenfelt gab einen Schuss auf die Hantel ab. Er hörte nicht wieder auf, bis die Kugeln und das Mittelstück geschmolzene Schlacke waren. Von der Seite trat Monkey an ihn heran und nahm ihm behutsam den Strahler aus der Hand. Aagenfelt ließ es widerstandslos geschehen. Er konnte nicht verstehen, was geschehen war, und er fühlte sich ungerecht um- den Lohn seiner Mühen betrogen.
Weshalb war das SOL-Modell nicht explodiert? Wer das getan hatte, verdiente vielleicht nicht den Tod, aber zwei Sekunden im kochenden Thermitwind waren gerecht. Aagenfelt versuchte, sich zu beruhigen. Ihm wurde bewusst, dass er sich und den Oxtorner in Gefahr gebracht hatte. Das Thermit war nicht hochgegangen, aber das hieß nicht, dass es nicht mehr reagieren konnte. Es stank im Labor nach Plastik. Monkey sagte laut: „SENECA, ich fordere dich auf, deine Speicheraufzeichnungen zum Thema Hypertakt-Orter zu prüfen. Du wirst feststellen, dass deine Aufzeichnungen vom gestrigen Tag die Existenz des Orters belegen. In deinen Aufzeichnungen aus
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