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1999 - Der Puls

Titel: 1999 - Der Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lediglich den Korridor betreten, der die VIRTUA/18 schnurgerade vom Bug bis zum Heck durchzog, die Schleusen, die von ihm abzweigten, und die Galerie, den Knotenpunkt in der Mitte des Zentraldecks. Und natürlich seine Wohnung, die ihm Aufenthaltsbereich und Kommandozentrale zugleich war. PORAN/18 konnte dort an jedem beliebigen Ort Hologramme projizieren, die über den Status des Schiffes und die Umgebung Auskunft gaben.
    Dieser Wohnbereich war 120 Meter tief, 15 Meter breit und über drei Meter hoch. Als Alaska das Schiff betreten hatte, war er in zahlreiche Räume unterteilt gewesen, aber variabel. Alaska hatte ihn mittlerweile nach seinen eigenen Vorstellungen gestaltet und sich dort auch eine Art Zentrale eingerichtet, in die er sich stets begab, wenn wichtige Entscheidungen hinsichtlich der Missionen der VIRTUA/18 anstanden.
    Die Wände, die hier an die Außenhülle des Virtuellen Schiffes grenzten, waren transparent. Alaska konnte ungehindert in den freien Weltraum hinausschauen. Lediglich einige der ein bis zwei Meter durchmessenden silbernen Rohre, die das Schiff wie ein dichtes Netz umhüllten, begrenzten an manchen Stellen die Sicht.
    Wenn die VIRTUA/18 in den Hyperraumflug überging, trieben draußen in diesem Netz Galaxien als miteinander verwobene Haufen vorbei. Dann glaubte Alaska mitunter, sich in einem Kosmonukleotid wie DORIFER zu befinden. Auch dieser Anblick wirkte auf ihn überaus besinnlich. Er forderte geradezu heraus, über die Schöpfung, ihren Sinn und ihre Rätsel nachzudenken.
    Der wichtigste Aspekt des Wohnbereichs war jedoch: In ihm fand kein Alterungsprozeß; statt. Für einen Piloten scheinbar eine wunderbare Angelegenheit - aber wohl auch notwendig, vermutete Alaska, denn der Einsatz der Virtuellen Schiffe war offensichtlich sehr langfristig geplant.
    Der Rest der KYTOMA war für ihn unbegehbar. Das war auf die hohe technische Packungsdichte zurückzuführen. Wichtige Aggregate des Schiffes waren nach der Lautareen-Methode, einer technischen Spezialität der Baolin-Nda, miniaturisiert worden. Genauer gesagt war das Thoregon-Volk genau andersherum vorgegangen: Die Baolin-Nda hatten den Raum dort, wo die Aggregate untergebracht werden sollten, in seinen Dimensionen manipuliert. Auf diese Weise konnten riesenhafte Gebilde auf engstem Raum funktionsfähig untergebracht werden.
    Vaiyatha hatte ihm erklärt, daß das Virtuelle Schiff bei konventioneller Packungsdichte etwa die Dimensionen eines Sporenschiffes eingenommen hätte, was seine Effizienz allerdings ganz gewaltig reduziert hätte.
    Seufzend setzte Alaska sich in Bewegung. Auch die Haut schien seine Frustration zu spüren und befolgte seine Anweisung, ihn in den nächsten Tagen, während der Entstehung Thoregons, unbehelligt zu lassen und ihm keinesfalls auf die Nerven zu gehen. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er den Eindruck, sie sei gar nicht mehr vorhanden.
    Und das, nachdem er sich endlich an sie gewöhnt und sie sogar als Gesprächspartner schätzengelernt hatte. Nun bereute er seine barsche Aufforderung fast.
    Als er die Wohnung betrat, materialisierte Vaiyatha. Wie immer glaubte er einen Sekundenbruchteil lang, Kytoma vor sich zu sehen.
    Und empfand den Schmerz, der ihm mitten durchs Herz ging.
    „Gut, daß du kommst", sagte die Schiffsseele und ließ Hologramme aufleuchten. „Ich wollte dich gerade rufen. Über den Puls ist soeben ein weiteres Phänomen hereingebrochen."
     
    *
     
    Für einen Fremden wären die Interaktionen der holographischen Darstellungen überaus verwirrend gewesen, doch Alaska hatte sich schon längst an sie gewöhnt und verstand es, mit ihnen umzugehen. Ein Holo bot eine Gesamtdarstellung des PULSES, zahlreiche andere lieferten Vergrößerungen. Dabei schien PORAN/18 immer genau zu wissen, was Alaska sehen wollte: Verharrte sein Blick auch nur einen Sekundenbruchteil länger an einer Stelle, hob der Schiffscomputer diesen Bereich hervor.
    Doch nun wußte Alaska nicht, wohin er schauen sollte. Am Rand des „Ereignishorizontes" flammte ein energetisches Feuerwerk. Überall blitzte es auf, überall entluden sich hyperenergetische Gewalten. Und überall materialisierten Gestalten, wurmförmig, etwa sechzig Meter lang.
    Der Vorgang währte nur zwei, drei Sekunden - und schien dennoch viel länger zu dauern, als sei die Zeit während dieser Erscheinung auf eine unbegreifliche Weise zwar nicht angehalten, aber doch beträchtlich verlangsamt worden.
    „Insgesamt sind etwa fünfundzwanzigtausend

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