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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dürfen Sie nicht, Monsieur.«
    »Aber ich tue es, Monsieur! Spielen Sie nicht den Richter, Monsieur! Sie haben zufällig gesehen, was Sie nicht sehen durften. Tut mir leid! Der Angriff hat begonnen. Der Gegenschlag wird schrecklich sein. Verschwinden Sie, Monsieur!«
    »Was ist das für ein Schiff?«
    »Sie wissen es nicht? Umso besser. Machen Sie, dass Sie runterkommen, Monsieur!«
    Ich musste gehorchen. Conseil und Ned Land kamen mit. Ich zog mich in mein Zimmer zurück und merkte, dass wir uns jetzt in rascher Fahrt aus der Schussweite des Schiffes entfernten.
    Um 16 Uhr hielt ich es nicht mehr in meinem Zimmer aus. Ich ging bis zur Mitteltreppe, sah die Luke offen und wagte mich hinaus. Der Kapitän marschierte mit hastigen Schritten über die Plattform. Das Schiff folgte uns im Abstand von 6 sm. Nemo spielte das alte Spiel. Ich wollte noch einmal versuchen, mit ihm zu reden. Aber ich hatte kaum das erste Wort heraus, da fuhr er mich an : »Monsieur! Ich bin im Recht. Ich bin das Recht. Ich bin die Gerechtigkeit. Ich bin der Unterdrückte. Dort ist der Unterdrücker. Durch ihn habe ich alles verloren, was ich liebte und verehrte. Vaterland, Frau, Kinder, Vater, Mutter. Alles zugrunde gegangen. Da ist alles, was ich hasse. Schweigen Sie!«
    Ich wusste jetzt, dass wir fliehen mussten. Besser mit jenem Schiff untergehen als an dieser Rache teilnehmen, deren Gerechtigkeit keiner von uns ermessen konnte. Die Nautilus behielt ihre Geschwindigkeit, mit der sie den Angreifer hinter sich herlockte, bei, auch am Abend, als eine mondhelle Nacht anbrach. Ich glaubte mehrere Male, Nemo wende zum Angriff (das wäre der Augenblick gewesen abzuspringen), aber es waren immer nur Täuschungsmanöver. Um drei Uhr morgens stieg ich zur Plattform empor, die der Kapitän noch nicht verlassen hatte. Das Schiff folgte in einem Abstand von 2 sm und es hielt, wie wir damals, immer auf das phosophoreszierende Oval im Wasser zu. Ich erkannte seine Warnleuchten, rot und grün, und die weiße Schiffslaterne am Fockstag. Ein schwacher Widerschein im Takelwerk zeigte, dass man die Kessel mit Feuern unter Volldampf hielt.
    Um sechs Uhr morgens begann die Kanonade von Neuem. Der Erste Offizier erschien mit einigen Männern auf der Plattform; sie legten das Geländer der Plattform um. Plötzlich senkten sich auch die Gehäuse von Scheinwerfer und Steuermann, bis sie dem Schiffskörper gleich waren. Ich eilte die Treppe hinab, um meine Kameraden aufzusuchen. Der schreckliche 2. Juni war angebrochen. Ich spürte, wie wir langsamer wurden, wie die Donnerschläge der Kanonen stärker wurden, näher kamen.
    »Der Augenblick ist da!«, sagte ich zu Ned Land und Conseil. »Gebt mir die Hand. Gott steh uns bei. Jetzt raus!«
    In dem Augenblick, als wir die Tür der Bibliothek öffneten, hörten wir, wie der Lukendeckel zufiel. Zu spät! Ich konnte in den Augenblicken, die dem Zusammenstoß vorausgingen, keinen vernünftigen Gedanken zusammenbringen. Wir erwarteten die Katastrophe, aber wir konnten nicht sehen, was geschah. Unsere Ohren waren unsere einzige Verbindung nach draußen. Wir hörten das Dröhnen aus dem Maschinenraum und das stärker werdende rhythmische Donnern der Schraube. Die Nautilus nahm Anlauf, sie zitterte am ganzen Körper.
    Plötzlich schrie ich leise auf. Ich hatte einen Stoß verspürt, aber leichter, als ich erwartete. Wir hörten das Knirschen, Kratzen und Schaben am stählernen Schnabel, der in den Schiffsrumpf eingedrungen war, wie eine Nadel durch Segeltuch.
    Ich konnte mich nicht mehr halten, ich stürzte blindlings in den Salon.
    Dort stand Nemo. Stumm starrte er aus dem linken Fenster. Ich trat heran.
    Draußen sank eine enorme Masse langsam und schweigend unter Wasser und die Nautilus sank mit, um das Schauspiel ganz auszukosten. In nur 10 m Entfernung sah ich den aufgeschlitzten Rumpf, in den die Wassermassen hineinstürzten, dann die Reling, die Kanonen und Panzerschanzen. An Deck wimmelte es von schwarzen Gestalten. Das Wasser stieg. Die Gestalten wimmelten in die Taue, versuchten, an den Masten emporzurutschen, überkugelten sich im Wasser. Ein ganzer Menschenschwarm, der hier im grünen Meerwasser elend zugrunde ging. Ich sah es an, mit weit aufgerissenen Augen, gelähmt, schreckensstarr, lautlos; das riesenhafte Schiff ging langsam ein in die unendliche Tiefe des Meeres. Die Nautilus trieb langsam davon. Plötzlich der dumpfe Laut einer Explosion. Die Luft im Innern hatte das Verdeck gesprengt. Der Druck der

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