2001 - Odysee eines Mutanten
Elara würde dieses Datum nie vergessen.
Am späten Nachmittag dieses Tages rief Roman Nargiso an, der Vater von Rosa. Er war außer sich vor Wut und Erregung und verlangte zu wissen, was zum Henker ihr Ungeheuer von einem Sohn mit seiner kleinen Tochter angestellt hätte.
Elara war wie vor den Kopf geschlagen. Sie wußte Trim und Rosa bei dem Bootshaus am See, wo sie mit dem ferngesteuerten U-Boot-Modell die Unterwasserwelt erforschten. Sie fragte als erstes, wo denn Trim verblieben war, wenn Rosa schon zu Hause war.
„Keine Ahnung." Roman Nargiso wirkte verdattert. Dann wetterte er los: „Ich weiß nur, daß Rosa völlig verstört ins Haus gestürzt kam. In Tränen aufgelöst. Hysterisch und widerspenstig und zu keinem vernünftigen Wort fähig. Sie jammert uns immer wieder Trims Namen vor und redet ansonsten nur konfuses Zeug. Kannst du mir das erklären?"
„Was meinst du mit konfuses Zeug?" wollte Elara fast sachlich wissen.
„Sie stammelt von planetenweiter Zerstörung. Von Massenmord. Tod im Strahlenfeuer. Alles dreht sich bei ihr nur um Holocaust und Apokalypse. So redet sie, aber das können nicht ihre Worte sein. Ich weiß, wer ihr diesen Unsinn in den Kopf gesetzt hat. Darum frage ich dich, Elara Marath: Was hat dein Sohn meiner Kleinen angetan?"
„Er ist noch nicht zurückgekehrt", sagte Elara wie gelähmt. „Ich muß nach ihm suchen."
Sie fand Trim beim Bootshaus. Ihr Sohn war in einem fürchterlichen Zustand. Er war wie ein Embryo zusammengerollt, verschmutzt durch Seetang und Schlamm und völlig durchnäßt. Er zitterte wie unter Schüttelfrost.
Als sie ihn umarmte, um ihm Wärme zu spenden, brachte er mit klappernden Zähnen hervor: „Der Diener... der... der Materie... Ra...Ramihyn hat... er hat soeben... Terra... ver...vernichtet..." Und er schluchzte herzzerreißend auf.
2.
Perry Rhodan war in der Solaren Residenz praktisch gerade einem Mordanschlag entgangen. Der Resident hatte vergleichsweise wenig abgekriegt, sah man von den Schmerzen an den Händen ab, dennoch blieb der Regierungsteil der Solaren Residenz in jenem Alarmzustand, in den er schon versetzt worden war. Die Besucher des Restaurants Marco Polo oder des galaktohistorischen Museums bekamen nicht viel von dem mit, was außerhalb des öffentlich zugänglichen Flügels ablief.
Nachdem Rhodan einen Besuch in den Luna-Werften absolviert hatte, war er kurzfristig zum Ersten Terraner gerufen hatte. Und jetzt stand er im eigenen Büro dem TLD-Chef gegenüber.
Noviel Residor, der Chef des Terranischen Liga-Dienstes, hätte nach dem Anschlag die gesamte „Stahlorchidee" am liebsten hermetisch abriegeln lassen. Doch Perry Rhodan war dagegen. Er wollte kein Aufsehen, um unter der Bevölkerung keine Panik zu verursachen. Es reichte, wenn die 3200 ständigen Mitarbeiter betroffen waren. Eine Nachrichtensperre ließ sich jedoch nicht vermeiden; schon das würde die Gerüchte nähren. Aber im Moment war das Perry Rhodan lieber als eine Großkampagne.
„Dir muß klar sein, daß deine Verfügung mein Sicherheitssystem löchrig macht", gab Residor zu bedenken. „Du öffnest damit möglichen weiteren Attentätern Tür und Tor."
„Wenn es solche gibt, befinden sie sich vermutlich bereits im inneren Bereich", entgegnete Perry Rhodan. „Sie könnten sich aus meinem Vertrautenkreis rekrutieren, wie man an Aagenfelt gesehen hat. Warum also dann die Öffentlichkeit unnötig scheu machen?"
Noviel Residor schüttelte nachdenklich den Kopf. „Was mag nur in Aagenfelt gefahren sein, daß er dich töten wollte?"
„Ist denn etwas in Aagenfelt gefahren?" nahm Rhodan ihn wörtlich.
„Wer weiß... Ich werde der Sache jedenfalls nachgehen und nicht eher ruhen, bis ich alles aufgeklärt habe", versprach der TLD-Chef. „Bis dahin wirst du dich damit abfinden müssen, daß du unter ständiger Beobachtung stehst, Resident."
So nannte er Rhodan immer, wenn es um offizielle Anlässe ging. „Einige meiner besten Leute werden ständig in deiner Nähe sein, um nötigenfalls sofort eingreifen zu können. Robotüberwachung obligat."
„Du vergißt, daß ich auch noch Moo habe", versetzte Rhodan scherzhaft und klopfte auf seine blaue Galornen-Kombination.
„Das reicht mir nicht", sagte Noviel Residor. „Ich möchte verhindern, daß du noch einmal in eine lebensbedrohende Situation gerätst, Resident."
Damit verabschiedete er sich aus dem Residentenbüro, und Rhodan war sicher, daß er alle verfügbaren Kräfte des Terranischen
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