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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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    PROLOG
     
    Die Chroniken von Mirad, 23. Buch, 1. Kapitel
     
     
     
    Über Soodland zogen sich dunkle Wolken zusammen. Das Unheil näherte sich König Ergils Reich im Verborgenen und auf unterschiedlichen Pfaden. Wer nicht wachsam mit den Augen des Verstandes beobachtete, sondern sich vom Glanz des gerade errungenen Sieges blenden ließ, erlebte eine böse Überraschung. Es gab gute Gründe für die Unachtsamkeit der Menschen, die wir in den beiden vorangegangenen Büchern der Chroniken ausführlich dargelegt haben. Dessen ungeachtet ist es zum besseren Verständnis der nachfolgend geschilderten dramatischen Verwicklungen hilfreich, sich die Vorgeschichte kurz ins Gedächtnis zu rufen.
    Ein Jahrzehnt der Dunkelheit unter Großkönig Wikander hatte fast jeden in Soodland zermürbt. Immer noch herrschte Lebensmittelknappheit im Reich. Das Volk lechzte nach etwas, das Hoffnung gab, und seine zwei jungen Herrscher schienen wie dazu geschaffen, diesen Durst zu stillen. Nach Ansicht vieler besaßen Ergil und sein Bruder Twikus alles, was einen Helden ausmachte.
    Aufgewachsen als einfache Waldläufer im Großen Alten, waren sie ja in die Welt hinausgezogen, um die Schreckensherrschaft ihres Oheims zu beenden. Sie lernten ebenso den Gebrauch des gläsernen Schwertes Zijjajim wie auch der alten Gabe ihrer Vorväter. Zusammen mit ihren tapferen Gefährten, der »Gemeinschaft des Lichts«, reiften sie im Laufe einer abenteuerlichen Reise und bewährten sich in allerlei Gefahren. Zuletzt traten sie mutig Wikander entgegen und bezwangen ihn im Zweikampf. Es spricht für ihre edle Gesinnung, dass es ihnen vorrangig um das Wohl der Menschen ging. Sie wollten ihnen Frieden und Sicherheit zurückgeben. Trotzdem machten die Brüder mit dem Sieg über den Usurpator auch ihren Anspruch auf das eigene Erbe geltend. Die Zwillinge waren ja nicht nur Söhne zweier Völker, vielmehr wurden in ihnen die wohl edelsten königlichen Linien aus den Menschen und aus dem Geschlecht der Sirilim vereint.
    Schon lange bevor ihre außergewöhnlichen Begabungen zutage getreten waren, hatte sich ihre einzigartige Natur in ihrem Wesen gezeigt. Beide Brüder teilten sich einen einzigen Körper, in ihrem Herzen spiegelten sich somit zwei unterschiedliche Persönlichkeiten, sie waren zwei Könige in einem König.
    Bis Twikus in den eisigen Höhen des Kitora starb.
    Zuvor hatte er, ungeachtet des Fluches, den er damit auf sich lud, eine kristallene Nadel in Magos’ Herz gebohrt. Ergil wurde durch seinen Schildknappen Popi dem Tod entrissen, weil dieser ihm das »Wasser von Silmao« eingeflößt hatte, ein Leben spendendes Ginkgoelixier. Anfangs begriff er sein Überleben als Fluch, hatte er für die Vertreibung des dunklen Gottes vom Angesicht Mirads doch nach eigenem Dafürhalten einen zu hohen Preis bezahlt: Nicht nur Twikus, sondern auch Falgon, der geliebte Ziehvater, weilte nun im Haus der Toten. Damit zurechtzukommen, bedeutete für den jungen König eine schwere Prüfung. Er war der Schöngeist unter den beiden Brüdern, der eher Zaghafte, der Nachdenkliche.
    Auf der Heimreise nach Soodland fand er kaum Gelegenheit, die zurückliegenden Schrecknisse zu verarbeiten, weil ihn unentwegt neue verwirrende Eindrücke in Atem hielten. Zum Teil stiegen diese als rätselhafte Botschaften aus seinem Innern auf. Während nämlich die Rauchwolke des Vulkans noch wie ein schwarzes Banner am südlichen Himmel hing, entdeckte er von Stunde zu Stunde mehr Spuren des Bruders im eigenen Wesen.
    Als wären die Zwillinge miteinander verschmolzen, war ein Teil von Twikus’ draufgängerischer Natur in den umsichtigen Ergil übergegangen. Doch wie bei einem Schwert, dessen Stahl durch die Vereinigung zweier Metalle elastischer und widerstandsfähiger wird, als es seine einzelnen Bestandteile je sein könnten, so war auch der neue Ergil mehr als lediglich die Summe zweier Personen.
    Zum Wechselbad der Gefühle gesellten sich Entdeckungen und Erfahrungen, die ihn unentwegt in Staunen versetzten. Tusan, der Sohn des Herzogs von Bolk, hatte sein vereinigtes Heer aus Stromländern, Pandoriern, Yogobolesen und Salbacken zu den Oberläufen des Fendenspunds geführt. Dort wurden aus den grauen, trockenen Stämmen des abgestorbenen Sirilimwaldes Flöße gebaut, auf denen die Armee den Grünen Gürtel durchquerte. Am südlichen Eingang der Dinganschlucht bewunderte Ergil die Ruinen von Luria, der einst zweitgrößten Stadt im Reich der Sirilim. Die anmutig geschwungenen Formen

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