2007 - Die Schatztaucher
die Hand. Auch diese Bewegung bereitete ihm Schmerzen, doch er versuchte, sie sich nicht anmerken zu lassen. „Aber wenn es da unten etwas Gutes zu essen gibt, darf ich doch zuschlagen?"
Der Blick der eng beieinanderstehenden, lidlosen Augen war eisig kalt. Necker wand sich ein wenig darunter. Das lag in erster Linie allerdings daran, daß die Schmerzen in seiner Brust stärker zu werden schienen, obwohl er sich nicht bewegte. „Dem Regierungschef des Torm-Karaend-Systems sind die Begriffe Auroch Maxo-55 und Kym-Jorier angeblich unbekannt, doch Atlan bezweifelt, daß er die volle Wahrheit sagt. Wie dem auch sei, er wird uns jedenfalls nicht weiterhelfen. Wir können nur hoffen, daß er uns keine Steine in den Weg legt, Unterstützung haben wir von ihm keinesfalls zu erwarten."
„Alles klar", polterte Marth. „Damit können wir schon umgehen."
„Und wo sollen wir mit der Suche anfangen?" fragte Marth Ravved. „Euch wird schon etwas einfallen", sagte der Falke. „Ihr seid doch die Schatztaucher. Und nun taucht mal nach dem Schatz des Wissens."
Necker kam sich in Pragaend vor wie ein Riese in einer Trivid-Kulisse.
Die Hauptstadt, die denselben Namen wie der Planet trug, wirkte irgendwie unfertig. Zumindest galt dies für den größten Teil jeglichen Zierwerks, das die Gebäude, Straßen und Plätze schmückte.
Unwillkürlich stellte sich der Eindruck ein, die schlichten Pretiosen seien im nächsten Straßenzug schon nicht mehr vorhanden und die Gebäude bestünden nur aus Fassaden oder höchstens aus sperrholzdünnen Fertigbauteilen. Der Anblick wirkte verstörend und irreal.
Die schnellebigen Serimer haben einfach keine Zeit für übermäßig ausgeklügelte Verzierungen und eine übermäßig solide Bauweise, wurde dem Dookie klar. Es wurde zwar überall gebaut, aber sie taten nur das Nötigste. Einen Michelangelo hatten sie wohl nie gehabt.
Hinzu kam, daß die Serimer im Durchschnitt nur einen Meter zwanzig oder einen Meter dreißig groß waren. Ein normales Wohnhaus würde ein Dookie - oder auch ein Mensch - nur auf Händen und Knien betreten können, und auch nur, wenn sie höchste Vorsicht walten ließen. Eine unbedachte Bewegung, und das zierliche Gebäude brach zusammen.
Aber Necker bezweifelte, daß irgendein Serimer ihn in seine Wohnung einladen würde. Die humanoiden Bewohner des Planeten nahmen sie so gut wie gar nicht zur Kenntnis.
Hektisch gingen sie ihrer Wege, schauten kaum zur Seite. Hatten sie sich zu Gruppen zusammengefunden, unterhielten sie sich nicht minder rastlos, gestikulierten unentwegt, sprachen offensichtlich ständig durcheinander und schienen trotzdem stets mitzubekommen, was der jeweils andere sagte. „Immerhin starren sie uns nicht an wie die bunten Hunde", sagte Marth. „Die Schlappohren sind fremde Besucher von anderen Welten gewohnt."
„Schlapphirne", sagte Necker. „Schlappohrhirne", fügte Dustaff hinzu. „Ich bezweifle, daß es sich bei den Fremdwesen, die wir hier gesehen haben, nur um Besucher handelt", sagte Necker. „Dafür sind es zu viele."
„Du schätzt, sie leben hier?"
Alle zwölf Dookies hatten permanent die Aufzeichnungsgeräte aktiviert, die sie mitgenommen hatten. Vielleicht würde die spätere Auswertung weitere wichtige Hinweise auf die Verhältnisse in Segafrendo ergeben.
Necker warf einen Blick auf sein Gerät. „Die Bevölkerung von Pragaend besteht zu achtzig Prozent aus Serimern. Ein Vielvölkergemisch bildet die restlichen zwanzig Prozent."
Sie hatten gelbe Raupen mit zahlreichen Ringsegmenten gesehen, deren ungeschlachte Körper von Dutzenden verhältnismäßig winziger Beinchen getragen wurden. Humanoide, die mit den Serimern vielleicht entfernte Vorfahren gemeinsam hatten. Insektoide mit stark ausgeprägten Greifarmen, die sich schnarrend, aber im Gegensatz zu den Serimern entsetzlich langsam unterhielten und bewegten. Gallertkugeln, die nach Belieben mannigfaltige Pseudopodien ausbilden konnten. Und noch viele andere mehr. Auf die Exobiologen an Bord der SOL wartete jede Menge Arbeit. „Wo sollen wir mit der Suche anfangen?" fragte Dustaff. „Mal sehen", brummte Marth und setzte sich in Bewegung.
Necker blieb zurück. Er hatte einen fragil anmutenden Stand entdeckt, an dem zahlreiche Serimer anhielten, Waren erstanden und dann weiterhetzten.
Nicht nur ein süßlicher, schwer in der Luft liegender Geruch verriet ihm, daß es sich dabei um Lebensmittel handelte, sondern auch der Umstand, daß die Serimer die erworbenen Produkte
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