2007 - Die Schatztaucher
Millionen Jahre.
Beim dritten Versuch gelang es ihm. „Hier kommen wir nicht weiter", sagte er. Seine Stimme hörte sich an wie die einer ungenügend programmierten Kabinenpositronik. Emotionslos, bar jeglichen Timbres. „Ich bin nicht gewillt, den erfolglosen Bemühungen auf Pragaend länger zuzusehen. Ruft die Erkundungstrupps zurück und macht die SOL startklar! Die Informationen, die wir brauchen, müssen wir an anderer Stelle suchen."
Die Zentralebesatzung führte seine Befehle aus, doch die Leute bewegten sich wie in Zeitlupe. Fee Kellind starrte auf ein Hologramm, fuhr sich mit der Hand über das Haar und rieb dann über ihre Wange, so heftig, daß sie ihr Makeup verschmierte und häßliche braune Streifen zurückblieben.
Es schien ihr völlig gleichgültig zu sein. Und das ihr, die sie immer Wert auf ein gepflegtes, adrettes Äußeres legte.
Tek preßte die Zähne so hart aufeinander, daß es laut knirschte.
Viena Zakatas Haltung wirkte noch gebeugter als sonst. In seinen auffallend hellen blauen Augen flackerte es. „Ich ..." Zakata verstummte, schüttelte sich, daß seine schulterlangen, fettigen Haare flogen. „Ich rufe die Erkundungstrupps zurück", sagte er und machte sich an die Arbeit.
Langsam kehrte ein Hauch von Normalität in die Zentrale zurück. Aber es war nur eine dünne Tünche, die bei der geringsten Belastung aufplatzen würde. 18 Millionen Jahre, dachte Atlan erneut und versuchte, das Unfaßbare zu fassen.
Er mußte es mehrmals gedacht haben, denn schließlich wandte Viena ihm das Pferdegesicht mit den vorstehenden Schneidezähnen zu. „Ich habe sämtliche Gruppen zurückgerufen", meldete er. „Alle haben bestätigt, nur eine nicht."
Atlan mußte sich zwingen, sich auf die Worte des Funkchefs zu konzentrieren. „Und welche?"
„Die Dookies", sagte Viena.
Die Dookies, dachte Atlan. Ausgerechnet die Dookies. Ich hatte meine Zweifel. Hätte ich diese ungehobelten Polterer doch nie nach Pragaend hinabgeschickt!
7.
Die Qualen des Zauderers
Shriftenz war ein Versager. Er wußte es, und er hatte sich damit abgefunden.
Für einen Versager hatte er es aber weit gebracht. Immerhin bis zum Heerführer vierter Klasse.
Er kannte seine Schwäche mittlerweile, und er versuchte, dagegen anzugehen, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. So sehr er sich auch bemühte, er schaffte es einfach nicht, Entscheidungen zu treffen.
Und ihm war klar, seine Laufbahn war zu Ende. Er befand sich auf ihrem Höhepunkt. Und zugleich Tief- und Endpunkt.
Man hatte ihn nach Hesp Graken versetzt. Dorthin, wo keine Entscheidungen zu treffen waren, wo die Karrieren der Krieger im Sande verliefen, weil einfach nichts geschah.
Wo man nur wartete, ohne zu kämpf en.
Bis das Hantelraumschiff mittlerweile zum zweitenmal aus der Stromschnelle gekommen war.
Cugarittmo, dachte er. Cugarittmo war es wenigstens gelungen, das fremde Schiff beim ersten Versuch, die Stromschnelle zu verlassen, aufzubringen und zu kapern. Er war mit Zigtausenden von Kriegern an Bord gegangen und in die Stromschnelle eingeflogen, um endlich herauszufinden, was sich auf der anderen Seite befand.
Und zu erobern, was auch immer dort auf die Mundänen wartete.
Das Hantelschiff war kurz darauf zurückgekehrt und hatte einen weiteren Ausbruchsversuch unternommen, doch von Heerführer Cugarittmo und seinen Kriegern fehlte seitdem jede Spur.
Wahrscheinlich waren sie alle tot. Mundänen gerieten nicht so einfach in Gefangenschaft. Ergaben sich nicht. Weder ihrem Schicksal noch einer Übermacht.
Und das Entkommen des Hantelraumschiffs beim zweiten Versuch hatte im Prinzip er zu verantworten, das war ihm klar. Aber was hätte er anders machen, welche Entscheidungen hätte er treffen sollen? Es war einfach nichts daran zu ändern. Niemand hatte mit dieser Entwicklung rechnen, sich darauf vorbereiten können.
Er hätte sein Profangesicht dafür gegeben, einfach nur herauszufinden, was mit Cugarittmo geschehen war. Das wäre den Verlust wert gewesen. Sie hätten ihre Lehren daraus ziehen und einen zweiten, erfolgreicheren Versuch starten können, die Stromschnelle endlich zu überwinden.
Aber so ... so war alles sinnlos gewesen.
Völlig sinnlos.
Er wußte, was ihn wegen des Durchbruchs des Hantelraumschiffs erwartete. Er würde vom S-Zentranten KOMOKO seines Posten entbunden, abgesetzt, strafversetzt, vielleicht sogar exekutiert werden. Doch solange das noch auf sich warten ließ, würde er seine Pflicht nach bestem Wissen
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