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2008 - komplett

2008 - komplett

Titel: 2008 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3 Romane
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Holz und kahler Stein übrig sind – ganz so wie in der Unterkunft einer Nonne.“
    Sie sah auf ihre gefalteten Hände. „Das wäre eine Schande. Tu so etwas nicht.“
    Während sie schweigend dasaß, hörte sie das Knistern des Feuers im Kamin und die Geräusche und Stimmen, von denen seine Burg erfüllt war. Dabei versuchte sie zu schätzen, wie lange es dauerte, um zwanzig Vaterunser zu sprechen. „Was wird deine Mutter bei ihrer Rückkehr wohl zu sagen haben?“, fragte sie ihn plötzlich.
    „Wenn ich das wüsste, hätte ich sie nicht losgeschickt.“
    „Wenn du in der Lage bist, eine kurze Strecke zu reiten, dann hättest du auch selbst zum Banner gehen können.“
    „Aber ich weiß, was ich sehen will.“
    „Ich verstehe nicht ...“
    Sie wurde von einer herrischen Kinderstimme an der Tür unterbrochen. „Wir wollen eintreten!“ Die polternde Stimme, die darauf etwas Unverständliches antwortete, musste die des Wachmanns sein, und im nächsten Moment rief die Kinderstimme:
    „Aber es ist Weihnachten!“
    Ein Jammern war zu hören, das von einem anderen Kind zu kommen schien.
    „Wenn du so gut wärst, ihnen die Tür zu öffnen?“, wandte sich Edmund an Joan.
    Verwundert ging sie hin und machte die Tür auf. Draußen standen zwei blonde Kinder – ein Mädchen von etwa sieben Jahren mit entschlossen vorgeschobenem Kinn, und ein deutlich jüngerer Knabe in einem langen Kleid, den Daumen in den Mund gesteckt. Sofort stürmten sie an dem Wachmann vorbei auf das Bett zu und riefen ausgelassen: „Vater!“
    Schnell drehte sich Joan um. „Stürzt euch nicht auf ihn!“
    Kinder! Wieso war ihr nie in den Sinn gekommen, er könnte aus seiner ersten Ehe Kinder haben?
    Das Mädchen drehte sich um und zeigte eine hochnäsige und zugleich wütende Miene, wurde dann aber rot im Gesicht. „Das wollten wir auch gar nicht“, erklärte es, doch das war eindeutig gelogen.
    „Ihr könnt euch aufs Bett setzen, wenn ihr vorsichtig seid“, sagte Edmund. „Mein rechter Arm und mein linkes Bein sind verletzt. Und vorläufig dürft ihr nicht auf mir herumspringen.“
    Das Mädchen hob den Jungen auf die linke Bettseite, wo der sich an seinen Vater schmiegte und weiter den Daumen im Mund behielt. Er fühlte sich dort offensichtlich sicher. Seine Tochter nahm auf der rechten Bettkante Platz, aber auch wenn sie sich viel ruhiger und reifer gab, konnte Joan ihr anmerken, dass sie sich am liebsten auch so wie der Bruder an ihren Vater gedrückt hätte.
    Mutterlose Kinder, die wenigstens noch ihren Vater hatten, den sie liebten und dem sie vertrauten, und der sie im Gegenzug ebenfalls liebte.
    „Ich werde dann gehen“, erklärte Joan, doch er schüttelte den Kopf.
    „Wartet, bis meine Mutter zurückkehrt, Lady Joan. Kommt zu mir und lernt meine Kinder kennen. Anna, zeig Lady Joan deinen besten Knicks, denn sie hat mir das Leben gerettet. Remi, du kannst bei mir liegen bleiben, aber sag danke zu ihr.“
    Der kleine Junge nahm den Daumen aus dem Mund und sagte: „Danke, Mylady.“
    Danach verschwand der Daumen wieder im Mund.
    Anna, die Joan sehr an Lady Blanche erinnerte, beschrieb einen tadellosen Knicks.
    „Wir sind Euch sehr dankbar, Lady Joan. Auch dafür, dass durch Euch Onkel Gerald aus der Gewalt der bösen de Montelans befreit wird.“
    Joan sah kurz zu Edmund, lächelte dann aber das Mädchen an. „Ich freue mich, wenn ich Blutvergießen verhindern kann, Lady Anna.“
    Edmunds Tochter musterte wieder aufmerksam ihren Vater, während Joan zu ihrem Stuhl zurückkehrte. Der Junge drehte den Kopf zu ihr herum und betrachtete sie neugierig.
    „Die de Montelans sind nicht böse, Anna“, erklärte Edmund, auch wenn es so klang, als müsse er sich dazu überwinden.
    Anna setzte sich noch gerader hin. „Vater, aber natürlich sind sie das!“
    „Lady Joans Mutter ist eine de Montelan. Und dein Onkel Gerald hofft, Lady Nicolette de Montelan zu heiraten.“
    Sie überlegte kurz. „Dann sind nur die Männer der de Montelans böse.“
    „Erwachsene können manchmal schlimme Dinge anrichten, Anna. Es ist gut, den Interessen der eigenen Familien treu zu bleiben, aber selten ist eine Gruppe von Leuten besser oder schlechter als eine andere.“
    Es war vermutlich besser, dass in diesem Moment Lady Blanche zurückkehrte. Ihre ernste Miene wich beim Anblick ihrer Enkel einem fröhlichen Lächeln, und Anna lief zu ihr, um sie zu umarmen.
    Die bösen de Graves ... eine glückliche, liebevolle Familie.
    Die bösen de Montelans.

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