Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Prophecy
Rom
Als Steve Dark die Latex-Maske aus dem Wasser zog, schien sie ihn anzugrinsen. Die leeren Augenlöcher starrten wie in gespieltem, spöttischem Erstaunen.
Wer, ich? Das hier?
Der Reißverschlussmund war zu einem grässlichen Feixen verzogen. Der Rest des Anzugs hing nass und schlaff in Darks Händen wie die kalte, tote Haut einer Eidechse. Die Details der Maske waren Dark vertraut: die gleichen Reißverschlüsse, die gleichen Nähte. Der Anzug schien identisch zu sein mit dem, den der diabolische Sqweegel getragen hatte – mit dem einen Unterschied, dass dieser Anzug schwarz wie die Nacht war.
Tom Riggins trat von hinten an Dark heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Er ist es nicht«, sagte er.
»Ich weiß«, antwortete Dark leise.
»Sie und ich haben gesehen, wie dieses Ungeheuer gestorben ist. Das hier ist nur irgendein armseliges Arschloch. Ein Trittbrettfahrer. Das wissen Sie doch, oder?«
Dark nickte. »Sehen wir zu, dass wir dieses Ding eingepackt kriegen.«
Das Team der Special Circs war nach Rom abkommandiert worden, um sich einer internationalen Spezialeinheit anzuschließen. Irgendein Verrückter hatte den Trevi-Brunnen vergiftet, Dutzende von Menschen umgebracht und dabei ein merkwürdiges Objekt in dem mit Zyankali versetzten Brunnenwasser zurückgelassen.
Die Szenerie erinnerte an ein Gemälde von Hieronymus Bosch. Hunderte blau angelaufener Leichen, ein unerträglicher Gestank. Eine Armada von Rettungswagen, Feuerwehrfahrzeugen und Streifenwagen hatte sich durch die Hauptzufahrtsstraße gezwängt. Gaffer verstopften die Gassen und Seitenstraßen.
Ein Mannschaftswagen der römischen Polizia hatte Dark und sein Team zu einem frei gehaltenen Abschnitt wenige Meter vor dem Brunnen gebracht. Uniformierte Beamte hoben das orangefarbene Absperrband für Dark, der sich darunter hindurch duckte und sich einen Weg bis zu dem berühmten Brunnen bahnte. Das riesige Becken war nahezu leer, bis auf eine Schicht Euromünzen unter einem zwei bis drei Zentimeter hohen Rest vergifteten Wassers.
Um den Abfluss herum standen dicht an dicht fünf breitschultrige römische Polizisten und versperrten Neugierigen die Sicht auf das, was sich hinter ihnen befand. Einer von Darks Begleitern stieß einen Pfiff aus, und die fünf Carabinieri wichen zur Seite, um die Neuankömmlinge durchzulassen.
Als Dark das schwarze Gummigebilde im Wasser liegen sah, gefror ihm das Blut in den Adern. Für einen Moment stand er wie erstarrt da und zwang sich, tief durchzuatmen, bevor er sich dem Gebilde näherte, während sein Verstand fieberhaft arbeitete.
Einen grässlichen Moment lang glaubte Dark allen Ernstes, der Level-26-Killer habe irgendwie überlebt. Doch der rationale Teil seines Verstandes sagte ihm, dass das völlig unmöglich war. Dark hatte Sqweegel mit einer Axt in Stücke gehauen und sich später mit eigenen Augen davon überzeugt, dass die Körperteile dieser alptraumhaften Kreatur in einem Krematorium verbrannt worden waren.
Trotzdem – der Anblick des Gummianzugs und die spöttische Fratze des Kopfteils hatten ausgereicht, um in Darks Innerem vergessen geglaubte Dämonen wieder zum Leben zu erwecken.
Das Team versammelte sich in einem kriminaltechnischen Labor in Rom. Es war längst nicht so modern ausgestattet wie die High-Tech-Einrichtung der Special Circs in Virginia, doch die grundlegenden Untersuchungen konnten vorgenommen werden. Dark nahm Proben vom Gummianzug, die er in einem Analyzer auf Spuren von DNA untersuchte. Während er auf das Ergebnis wartete, trank er von seinem lauwarmen, bitteren Kaffee und versuchte sich zu konzentrieren. Doch sein Hirn war wie ein gefangenes Tier in seinem Schädel: Es wollte sich einfach nicht beruhigen. Immer wieder gingen ihm die alptraumhaften Ereignisse der vergangenen Wochen durch den Kopf; immer wieder zuckten Bilder seiner kleinen Tochter Sibby, die sich zu Hause in den Vereinigten Staaten aufhielt, vor seinem geistigen Auge auf. Die Bilder seiner Tochter wechselten sich ab mit Bildern seiner Frau, die ihn lächelnd anschaute – ein Lächeln, das Dark bis an sein Lebensende nur noch in seinen Träumen sehen würde, denn seine Frau war tot.
Endlich kamen die Ergebnisse der DNA-Analyse. Sie wurden umgehend an CODIS weitergeleitet, eine Datenbank für die DNA-Profile verurteilter Straftäter, die es Kriminallaboren erlaubte, DNA-Profile auf elektronischem Weg auszutauschen und zu vergleichen. Dabei ergab sich interessanterweise eine
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