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2008 - komplett

2008 - komplett

Titel: 2008 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3 Romane
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Fuß auf den anderen.
    „Ich ... ähm ... das heißt, ich würde es machen ... wenn ich könnte, Mylady.“
    „Und warum kannst du es nicht?“
    „Weil ... weil er fort ist, Mylady.“
    „Fort?“
    Der Junge nickte. „Aye, Mylady. Schon vor Sonnenaufgang, und sein Pferd hat er auch mitgenommen.“
    „Cassius?“
    „Aye.“
    Pater Coll trat vor. „Sagte er, wann er zurück sein wird?“

    „Nein, Pater“, antwortete Egbert. „Er sagte gar nichts. Er brach auf, als wir noch schliefen.“
    Besorgt schaute der Priester zu Katherine, doch sie erklärte schroff: „Na gut, dann wird er umso erstaunter sein, was wir geleistet haben, wenn er zurückkehrt.“
    Die Diener sahen sich untereinander zweifelnd an.
    „Ihr glaubt, er wird zurückkehren, Mylady?“, fragte Pater Coll leise.
    Sie straffte ihre Schultern, in ihren Augen war ein trotziges Leuchten zu sehen.
    „Natürlich glaube ich das. Ich vertraue ihm.“
    Pater Coll seufzte unüberhörbar erleichtert. „Ich bin froh, das zu hören, Mylady.“
    „Aber er hat sein Gepäck nicht zurückgelassen“, warf Egbert ein. „Ich glaube, er kommt nicht wieder. Und er hat auch noch ein Pferdegeschirr mitgenommen.“
    „Ich hätte ihn nie für einen Dieb gehalten“, platzte Giles heraus, „sonst hätte ich eine Wache auf ihn angesetzt.“
    „Er ist kein Dieb, und er muss das Geschirr für irgendetwas Bestimmtes benötigen“, hielt Katherine dagegen. „Er wird es uns schon erklären, wenn er wieder hier ist.“
    Alle Bediensteten sahen ihre Herrin an, als habe sie wahrhaftig den Verstand verloren. Nur Pater Coll schien mit ihren Antworten zufrieden zu sein. Sie legte den Mantel um und führte ihre verwirrte Dienerschaft zu der kleinen Kapelle. Jeder, der ihr folgte, wunderte sich, was über Nacht mit Lady Katherine geschehen war.
    Manche überlegten, ob es sich um eine göttliche Eingebung handelte, andere hielten eine Krankheit für möglich, und ein oder zwei dachten sogar, es handele sich nicht um die Herrin des Hauses, sondern um eine Kreatur, die deren Körper übernommen hatte. So oder so – sie alle waren sich einig, dass etwas Ungewöhnliches vor sich ging, und sie hielten diese Verwandlung keineswegs für eine gute Sache. Während der Messe versuchte Katherine, sich auf Pater Coll und auf die heilige Bedeutung der Zeremonie zu konzentrieren, doch jedes Geräusch, das seinen Ursprung außerhalb der Kapelle hatte, lenkte sie ab und ließ sie erwartungsvoll zur Tür blicken. Doch je länger diese geschlossen blieb und je länger sie vergeblich auf Rafes Rückkehr wartete, umso stärker wurde die Enttäuschung. Dennoch vertraute sie darauf, dass er sie nicht im Stich gelassen hatte. Ganz gleich, aus welchem Grund er weggegangen war, sie würde fest an seine baldige Rückkehr glauben.
    Sie musste ihm vertrauen und an ihn glauben, sonst würden Verzweiflung, Enttäuschung und Schmerz unerträglich werden.
    Es war nicht möglich, dass man sie zweimal in ihrem Leben so kaltherzig betrogen hatte! Es darf nicht so sein, betete sie voller Inbrunst, denn das Wissen, dass man sie erneut zum Narren gehalten hatte, durfte nicht das sein, was sie in diesem Jahr zu Weihnachten geschenkt bekam.
    Die Messe war vorüber, und die Diener verließen zügig die Kapelle, um sich ihren Aufgaben zu widmen, während Katherine noch dort blieb und weiter betete.
    Schließlich bemerkte sie Pater Colls Blick und stand auf. Sie brachte ein Lächeln zustande. „Ich glaube, ich werde veranlassen, dass den ganzen Winter hindurch hier eine Kohlenpfanne aufgestellt bleibt.“

    Der Priester nickte, sah sie aber unverwandt an. „Geht es Euch gut, Mylady?“
    „Ich dachte, ich sollte mich für die Feier anders kleiden.“
    „Das habe ich damit nicht gemeint.“
    „Ich versichere Euch, Pater, es geht mir gut. Vielleicht bin ich ein wenig beunruhigt, weil Sir Rafe schon so lange fort ist. Und wohl auch neugierig, da ich gern wüsste, was ihn so unvermittelt hat aufbrechen lassen. Aber ich zweifle nicht daran, dass er bald zurückkehren und es mir erklären wird.“
    „Doch, Ihr zweifelt.“
    Ihr Blick hielt seinem nicht länger stand. „Ich gebe mir aber große Mühe, nicht zu zweifeln“, gab sie mit leiser Stimme zu. „Wie Ihr sagtet, sind Vertrauen und Glaube die Grundlage der Liebe, und ich ... ich ...“
    Ihre jahrelange Übung darin, die wahren Gefühle zu verbergen, ließen sie plötzlich mit Schweigen reagieren.
    „Ihr liebt ihn.“
    Sie verschränkte die Finger ineinander.

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