2009 - komplett
Vormundschaft gekämpft, weil du das Kind vernichten wolltest – durch deine eigene Hand – und du dann das ganze Erbe erlangst.“
„Halt den Mund!“ Es war der drohende Schritt, den Clement auf Olivia zu machte, der Will handeln ließ. Mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung packte er den anderen Mann am Kragen und warf ihn rücklings auf den Tisch. Zinnbecher und Platten voller Speisen flogen durch die Luft, während Clement nur hilflos Wills Hände an seiner Kehle umklammern konnte.
„Hör mir zu, du jammernder Wicht, hör mir gut zu. Noch bevor das neue Jahr anbricht, wird Olivia meine Frau, und sie und ich werden zum Vormund für Stephen bestimmt werden. Als sein Onkel, der ich durch die Heirat dann geworden bin, stehe ich ihm verwandtschaftlich näher. Ich besitze das Recht der Vormundschaft für das Kind, und keine Bedrohung wird daran etwas ändern. Und nur für den Fall, dass du vorhast, durch Tricks oder Betrug Zweifel zu säen, bedenke, dass noch nicht einmal unser kriegslüsterner Monarch Kindsmord tolerieren würde.“
Er ließ den Mann los und wischte sich die Ärmel ab, als müsste er sich von einem abscheulichen Überbleibsel befreien. „Ich schwöre dir, du kleine Made, dass ich es zu meiner persönlichen Pflicht – nein, zu meinem Vorrecht – machen werde, dafür zu sorgen, dass du nicht nur in Armut endest, sondern auch noch gequält wirst von allen Arten von ...“ Er warf einen Blick auf Olivia, die ihn mit großen Augen ansah. Er mäßigte seinen Ton und meinte diplomatisch: „... Unannehmlichkeiten. Auf jeden Fall wirst du mit nichts enden. Du kannst also noch retten, was von deinem kläglichen Leben übrig ist.“ Er machte eine Pause und fügte dann drohend hinzu:
„Oder nicht.“
Clement richtete sich auf. „In dieser Sache ist noch nicht das letzte Wort gesprochen, Thalsbury.“
„Aber ich habe heute alles gesagt, was ich zu sagen habe. Raus.“
„Ich werde ...“
Wills donnernde Stimme füllte den Saal. „Ich sagte raus!“
Clement schnaubte vor Wut und warf Olivia, bevor er ging, noch einen vernichtenden Blick zu. Man konnte ihn im Hof nach seinen Männern rufen hören.
Augenblicke später kündete der verklingende Hufschlag davon, dass sie zum Tor hinausritten.
„Hurra! Auf unseren ritterlichen Lord Will“, schrie jemand, und ein Chor von Hochrufen erklang im Saal. Die bedrückende Stille wurde jetzt von fröhlichem Festlärm abgelöst.
Will wandte sich an Olivia. „Seid Ihr einverstanden?“
„Mylord?“ Sie schien zu verblüfft zu sein.
„Mich zu heiraten? Seid Ihr einverstanden damit?“
Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht. „Oh ja, Mylord. Ich bin einverstanden, und das von ganzem Herzen.“
Will spürte, wie ein heißes Brennen in seiner Brust erwachte und von ihm Besitz nahm. „Dann komm her und küss mich, Olivia, und besiegle so unseren Bund. Wir müssen unser Publikum erfreuen.“ Er wies mit der Hand auf die gaffenden Zuschauer, die darauf warteten, wie sie sich entscheiden würde.
„Wie immer bin ich Eure sehr ergebene Dienerin, Mylord“, erwiderte Olivia mit einem verschmitzten Lächeln, bevor sie zu ihm trat und ihn beherzt auf den Mund küsste.
Das Beifallsgeschrei hob fast das Dach des Saales in die Höhe.
11. KAPITEL
Wie versprochen fand die Hochzeit noch vor Beginn des neuen Jahres statt. Um genau zu sein, am Morgen des Neujahrsabends. Die Kapelle war mit Kiefernzweigen geschmückt, um die rote Bänder gewunden waren, und überall brannten duftende Bienenwachskerzen. Es war ein trüber Tag, doch das Licht der Kerzen vertrieb die Düsterkeit und schenkte dem kleinen Raum etwas Verträumtes.
Der Priester konnte seine Freude darüber, dass sein Herr heiratete, nicht verbergen.
Er kicherte beinahe während der ganzen Zeremonie. Will lächelte ein wenig töricht, und Olivia glühte. Weil der Raum klein war, wohnten nur wenige der Zeremonie bei, aber alle Bewohner der Burg erwarteten das frisch vermählte Paar im Burgsaal, wo man ein großes Fest vorbereitet hatte.
Auf dem Weg von der Kapelle zur Burg blieb Will unter dem Bogengang stehen und zog Olivia in eine Ecke.
„Jetzt kannst du mich nie mehr anlügen. Ich bin dein Herr und Meister, und du musst mir in allem gehorchen.“
Sie stemmte die Hände gegen seine Brust – nicht ohne dabei zu bemerken, wie fest sich diese Brust unter dem Gewand aus feiner Wolle anfühlte. „Wir sind noch keinen Tag verheiratet, und schon tyrannisierst du mich!“
„Ja, ich werde
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