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2009 - komplett

2009 - komplett

Titel: 2009 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3 Romane
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hatte.
    Wills und Olivias Blicke trafen sich, und er wusste, dass sie zu der gleichen Erkenntnis gekommen war. Mit einem Mal schwammen ihre Augen in ungeweinten Tränen.
    Er griff nach seiner Hauberke. „Hol meine Stiefel und mein Schwert“, befahl er Elbert harsch. „Aus der Waffenkammer will ich eine Kriegskeule und ein Kurzschwert, dazu ein zweischneidiges Schwert mit einer Scheide. Wecke die Männer und gib ihnen ihre Waffen. Schick Befehl in die Ställe, man soll sofort die Pferde vorbereiten.“
    Während der Page davonrannte, um all das zu erledigen, half Olivia ihrem Mann, seine wattierte lederne Hauberke anzulegen und dann das schwere Kettenhemd darüberzuziehen. Schnell befestigten ihre schlanken Hände die Bänder.
    Will ging in Gedanken bereits die möglichen Fluchtwege durch, die Cavenere genommen haben konnte. Wenn der Mann sich ein Boot beschafft hatte, könnte er über den Fluss fliehen, doch Will kam zu dem Schluss, dass das nicht sehr wahrscheinlich war. Dann würde es vielleicht der südliche Wald jenseits der Weide sein. Er war dicht bewachsen und führte in die Richtung, in die Cavenere sich davonstehlen würde, um sich in seiner Burg in Sicherheit zu bringen.
    Als der letzte Verschluss befestigt war, nahm Will seine Frau ungestüm in die Arme.

    „Ich werde ihn wieder zu uns nach Hause bringen, Olivia. Noch heute Nacht wird Stephen in deinen Armen liegen, das schwöre ich dir.“
    „Gott schütze dich, mein Liebster.“ Sie hob ihm das Gesicht entgegen. Im Mondlicht sah er Tränen auf ihren Wangen glitzern. „Du sollst wissen, dass ich dich liebe“, sagte sie. Ihre Worte weckten in ihm den Wunsch, sie voll Leidenschaft zu küssen und ihr von den Gefühlen seines eigenen Herzens zu erzählen. Doch er verdrängte den gefährlichen Wunsch. Jetzt war Kampf angesagt, und er erinnerte sich noch zu gut an alte Schlachtenregeln. Er durfte nicht an die zärtlichen Worte denken. Sie würden ihn nur ablenken, und das konnte er jetzt nicht zulassen.
    So nickte er nur und berührte zart ihre Lippen, bevor er das Gemach verließ. Ab sofort widmete er sich nur noch dem, was jetzt zu tun war. Seine Männer rannten an ihm vorbei und zogen sich noch im Laufen ihre Kleider an. Knappen und Bedienstete eilten ihnen hinterher, um für einen reibungslosen Aufbruch des Trupps zu sorgen.
    Draußen herrschte eine beißende Kälte. Eine einzelne kalte Schneeflocke küsste Wills Nase. „Es gibt Schnee?“, fragte Will voll Hoffnung.
    „Es hat gerade angefangen, Mylord“, antwortete jemand.
    Will lächelte und kniff die Augen zusammen. Dieser frische Schnee ist ein Segen, dachte er. Jetzt würden Caveneres Spuren leicht zu erkennen sein.
    Aber das Baby war bei diesem Wetter draußen und in den Händen eines Mörders.
    Der Schnee, der Will die Spur des Gegners verriet, konnte ihn vielleicht aber auch bei der Verfolgung hindern, falls er sich zu einem schweren Sturm entwickelte. Will betete, dass das Wetter zu ihren Gunsten so blieb, wie es war.
    Schließlich ertönte der Ruf zu den Waffen, und der Trupp bestieg die Pferde. Es war eine gute Stunde vor Anbruch der Dämmerung, als sie zwischen den Zwillingswachtürmen des Torhauses hindurchritten.
    Olivia konnte nicht wieder einschlafen. Sie und Gean blieben in dem Gemach, bis Olivia glaubte, verrückt zu werden von all den schrecklichen Vorstellungen, die ihr durch den Kopf gingen. Einmal glaubte sie sogar, ein Baby schreien zu hören. Doch Gean schien es nicht gehört zu haben, und so nahm Olivia an, dass sie es sich wohl eingebildet hatte.
    Oh Gott, sie fühlte sich so leer ohne den Jungen in ihren Armen und fragte sich, ob Stephen wohl Angst hatte. Er würde hungrig sein, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass Clement sich Zeit genommen hatte, ihn in frische, trockene Windeln zu legen.
    Es war eine schreckliche Vorstellung, die sie kaum ertragen konnte. „Ich gehe nach draußen. Vielleicht vertreibt ein frischer Wind diese quälenden Gedanken.“
    Dass sie draußen Schnee vorfand, hätte sie beruhigen sollen. Aber das tat es nicht.
    Ihre Gedanken wanderten zu Will und zu den Gefahren, die ihn vielleicht erwarteten, während er versuchte, den kleinen Stephen zu retten. Als am kalten Winterhimmel die Dämmerung heraufzog, war immer noch kein Frieden in ihr Herz eingezogen, und sie ging zurück in die Burg.

    Es war beängstigend still. Nach dem Ansturm auf die Waffen heute Morgen war es ruhig unter der Dienerschaft. Die meisten der Männer waren fort. Es war

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