2010 - Morkheros Prophet
Betrachter dieses Wunder bestaunten, wurde das Blut der beiden zu glosender Lava, und aus dem Lebensquell wurde eine Feuerflut, die beide von innen her verbrannte. Äußerlich schienen die beiden zu vertrockneten Mumien erstarrten Körper unverletzt. Doch alle sahen, daß kein Leben mehr in ihnen war. Sie wurden zum Mahnmal von Morkheros Macht, und man beließ sie an dieser Stelle, bis sie irgendwann zu Staub zerfielen. „Und nun - zollt mir Tribut!" verlangte Morkhero mit einer Stimme, die die Stadt erbeben ließ, Das Shruum wurde zu Ende geführt, obwohl Morkhero wiederum ein Viertel des so lebensnotwendigen Fluuts für sich genommen hatte. Aber den Kindern, die dabei gezeugt wurden, fehlte es an Lebenskraft und Einfallsreichtum; aus ihnen würden nie gute Jäger werden, Niemandem war aufgefallen, daß sich Ewoschno von diesem Shruum ferngehalten hatte. Er kehrte irgendwann nach diesem Ereignis nach Olmo Hirkulum zurück. „Ich bin von Gott Morkhero zu seinem Propheten auserkoren worden", verkündete er dann. „Morkhero hat seine Macht auf mich übertragen. Ich werde euch auf den rechten Weg führen.."
Und Ewoschno zeigte dun Olmonern seine Macht. Er hatte einen Speer ohne Spitze bei sich. Er richtete dessen eines Ende auf eine Steinsäule in dreißig Schritt Entfernung. Gleich darauf zuckte ein Blitz aus dem Speer, der in Wirklichkeit ein Zauberstab war, und machte die Steinsäule zu Asche.
Kein Olmoner widersetzte sich, als Ewoschno sich zum Hochschamaken ausrief und solche Olmoner zu seinen Schamaken ernannte, die ihm als willfährige Diener erschienen. Unter Ewoschnos Herrschaft erschien Morkhero noch dreimal, um sich sein Viertel an Fluut abzuholen.
Solche Zwischenfälle wie in der Vergangenheit gab es nicht mehr, denn Ewoschno war Morkhero treu ergeben und erhob die Prozedur der FluutÜbergabe zu einem feierlichen Ritual.
Aus dem Zauberstab in Ewoschnos Besitz wurde der Trommelstock, mit dem er bei Zeremonien den Takt schlug. Und manchmal gefiel er sich auch darin, mit dem Zauberstab Laternen und Fackeln zu entzünden.
Die Olmoner lebten fortan in Frieden mit Morkhero, aber sie siechten mehr dahin, als sie lebten. „Das ist die traurige Geschichte von Olmo Hirkulum, die seit langer Zeit alles andere als die Wunderbare ist", beendete Rogha seine Erzählung. „Ich kann das nicht mit ansehen", sagte Kellmi entschlossen, „Ich habe mit Ewoschno ohnehin eine Rechnung offen."
Aber es verging noch viel Zeit, bis Kellmi diese Rechnung begleichen konnte. Denn Rogha ermahnte ihn zur Vorsicht und warnte ihn vor unüberlegten Schritten. Der Alte, der sich wie Kellmi dem Einfluß Morkheros widersetzen konnte, riet ihm, zuerst Verbündete zu suchen. Er sollte sich Ewoschno erst stellen, wenn er stark genug war, sich mit dem Hochschamaken zu messen.
Alle Olmoner litten unter dem Diktat Morkheros, aber es fanden sich nur wenige, die den Willen und den Mut auf brachten, sich zu widersetzen, Insgesamt waren es kaum zwanzig Kraverker, die Kellmi um sich scharen konnte. Das wären genug gewesen, um Ewoschno zu stürzen, aber viel zu wenige, um diesen Sieg auch gegen dessen Getreue zu verteidigen, Andererseits war Kellmi sicher, daß sich viele Olmoner auf seine Seite schlagen würden, wenn er seinen Sieg über Ewoschno eindrucksvoll gestalten konnte. Er mußte nur den richtigen Zeitpunkt wählen.
Dieser schien gekommen, als der Hochschamake Ewoschno wieder einmal eine dringliche Sitzung einberief und alle Olmoner dazu einlud, um ihnen eine wichtige Entscheidung zu verkünden.
Kellmi ahnte den Grund für diese Zusammenkunft und hielt sich mit seinen Leuten bereit. Sie alle versicherten ihm ihre Entschlossenheit, diesem untragbaren Zustand endlich ein Ende zu machen.
Es war zum erstenmal, daß Kellmi in der Öffentlichkeit auftrat, denn bisher hatte er sich bei Rogha versteckt. Und auch jetzt, als er sich im großen Rund des Ratssaales mit seinen Freunden unter die Zuschauer mischte, hielt er sich zuerst hinter deren Rücken verborgen.
Hochschamake Ewoschno leitete die Sitzung mit seinem Zaubertrick ein. Mit Blitzstrahlen entzündete er über die Rücken der sich ängstlich duckenden Olmoner hinweg die Fackeln an den Wänden. Damit hatte er sie eingeschüchtert, Nach einem einleitenden Trommelwirbel seiner Schamaken begann er mit seiner Verkündung. „Es ist wieder die Zeit gekommen, daß Gott Morkhero uns die Ehre geben wird, uns in höchstgeheiligter Gestalt aufzusuchen!" rief er. „Das hat mich unser aller
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