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2012 - Folge 8 - Der zeitlose Raum

2012 - Folge 8 - Der zeitlose Raum

Titel: 2012 - Folge 8 - Der zeitlose Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei
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tun.
    Die Waffe krachte, aber die Kugel fuhr in den Himmel, weil die Pistole hochruckte, obgleich Maria Luisa sie mit beiden Händen hielt. Sie versuchte es trotzdem gleich noch einmal, und diesmal folgte ein Schrei auf ihren Schuss, der allerdings nicht von Schmerz, sondern von Wut kündete. Offenbar hatte die Kugel nur fast getroffen.
    »Gib her!«, zischte Abby, war schon neben dem Mädchen und nahm ihr die Pistole ab. In derselben Bewegung kreiselte sie geduckt herum, weil sie etwas hinter sich hörte – und hatte im nächsten Augenblick den Glatzkopf vor der Mündung. Sie drückte ab, ohne nachzudenken.
    Pauahtun blickte in das schwarze Loch, das direkt in der Faust der rothaarigen Frau zu gähnen schien – und im selben Moment Feuer spie!
    Doch einen Sekundenbruchteil vorher raste etwas anderes in sein Blickfeld, von unten nach oben: ein Fuß in einem schwarzen Schuh. Dann strich etwas heiß über seinen kahlen Schädel hinweg, so dicht, dass er aufschrie, als hätte ihn die Kugel doch getroffen.
    Huracan vergewisserte sich mit einem Blick, dass er unversehrt war, bevor er der Rothaarigen einen zweiten Tritt versetzte, nachdem sein erster nicht nur ihre Schusshand gerade noch rechtzeitig aus der Bahn gebracht, sondern ihr auch die Pistole aus den Fingern geprellt hatte.
    Die Frau fiel nach hinten und blieb reglos liegen. Der kleinen Spanierin, die sich mit dem Mut der Verzweiflung auf ihn stürzen wollte, versetzte Huracan wie beiläufig mit dem Handrücken eine schallende Ohrfeige, die sie nach hinten schleuderte, wo einer der Megalithen ihrem Sturz ein schmerzhaftes Ende bereitete.
    Pauahtun verdrängte den beinahe tödlichen Zwischenfall. Er schaute sich mit wildem Blick um. Keine Spur von Ericson! Wo steckte der Kerl? Und auch von dem Jungen war nichts zu sehen.
    Er schaute auf die beiden Frauen hinab. Beide waren bewusstlos.
    »Verdammt!«, grollte Pauahtun. Aus seiner linken Faust ragte die kaum sichtbare Klinge des Vibrationsmessers, das er auf der Île de Ré, wo Ericson ihnen zuletzt entwischt war, aus dem Motorblock eines Autos geborgen hatte.
    » Ericsooon!«
    Sein Schrei blieb unbeantwortet, schien nur zwischen den Steinen hin und her zu hallen und erst zu verstummen, als er die vibrierende Klinge, die keinen Widerstand kannte, in einen der Megalithen hineinrammte. Er zog sie durch den Basalt und stellte sich vor, es sei Ericsons Leib, den er da aufschlitzte, um seine Eingeweide nach Art der Vorfahren den Göttern zum Geschenk zu machen.
    Die Genugtuung, die ihm diese alberne kleine Fantasie bescherte, war gleich null.
    Und die Uhr tickte. Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis das Labyrinth aus Falschmeldungen, das der Mann in Weiß errichtet hatte, in sich zusammenfiel und irgendjemand hier draußen auftauchte.
    »Schafft die Weiber zum Wagen!«, befahl er seinen Brüdern Huracan und Chac. Kulkulcan wartete mit seiner verletzten Schulter an der Umzäunung.
    »Und was hast du vor, Bruder?«, fragte Chac.
    »Ich?« Aus schmalen Augen blickte sich Pauahtun um und sog witternd die Luft ein. »Ich gebe nicht auf. Ericson ist noch da, das spüre ich, und er kann nicht weit sein …«

    »Wo sind wir?«, hörte Tom Alejandro fragen, und er bekannte: »Keine Ahnung.«
    Aber das stimmt nicht, oder? Denn zumindest eine Ahnung, die hast du schon …
    Doch stand er in diesem ersten Moment noch so unter Schock über das, was geschehen war, wie es sie hierher verschlagen hatte, dass seine Gedanken sich erst einmal beruhigen und neu zusammenfinden mussten.
    Eben noch hatte er sich mit Alejandro vor dem Zwischenraum zweier senkrechter Megalithen befunden, über denen ein Deckstein lag, sodass die drei Felsblöcke eine Art Türrahmen bildeten. Ein Rahmen, in dem die Luft geflirrt hatte wie unter großer Hitze.
    In dem Moment, als er sich auf Jandro gestürzt und ihn an der Schulter gepackt hatte, war der Junge einen weiteren Schritt nach vorn getreten, mitten hinein in dieses Flirren. Und dann …
    … waren sie hier gewesen, von einem Moment auf den anderen. Und dieses »Hier« war definitiv nicht der Platz hinter dem megalithischen Tor.
    Tom hatte plötzlich den Eindruck gehabt, als schnürte sich sein Blickfeld zusammen, als würde die Welt schlagartig kleiner. Im gleichen Moment war es dunkel um ihn geworden, und er hatte das Gefühl, sich rasend schnell zu entfernen von dem, was hinter ihm war, und von einer nie gekannten Kraft in etwas hineingerissen zu werden, was nicht nur riesengroß, sondern

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