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2012 - Folge 8 - Der zeitlose Raum

2012 - Folge 8 - Der zeitlose Raum

Titel: 2012 - Folge 8 - Der zeitlose Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei
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Hitze-Effekt zwischen den Steinen wie abgeschaltet. Wo eben noch die mysteriös flirrende Fläche gewesen war, das Tor in jenen Raum, den Diego de Landa ganz offensichtlich mit dem »sichersten Ort der Welt« gemeint hatte, war nun wieder nichts als Luft und Leere, durch die man hindurch und auf die Landschaft hinaussehen konnte.
    Leere herrschte aber auch ringsum, als Tom und Alejandro sich in Stonehenge wieder fanden. Leere und eine so vollkommene Stille, wie Tom sie bislang allenfalls an den einsamsten Orten der Welt empfunden hatte. Diese Art von Stille rührte nicht einfach nur von der Abwesenheit jeglichen Geräuschs her – es war, als hielte alles, die ganze Welt und das Leben selbst den Atem an.
    Noch ehe er ganz in die Wirklichkeit zurückgefunden hatte, schrie Alejandro auf!
    Tom fuhr herum, und wie Jandro sah auch er nun Pauahtun.
    Der kahlköpfige Indio stand ihnen zugewandt, in der einen Hand ein Messer mit glänzender Klinge, in der anderen eine Pistole, die er fast schon auf sie gerichtet hielt … aber eben nur fast.
    Dann erkannt Tom, was hier nicht stimmte: Pauahtun regte sich nicht. Um keinen Millimeter.
    Was ihn eigentlich nicht wundern sollte. Denn schließlich wusste er um die Macht des Apparats in seinen Händen, der wie eine harmlose Frisbee-Scheibe aussah.
    »Ich fass es nicht – das funktioniert tatsächlich«, flüsterte Tom und spürte, wie ein Grinsen, das etwas dümmlich wirken musste, um seine Lippen zuckte.
    Pauahtun war wie zu Stein erstarrt. Und nicht nur er, wie Tom feststellte, als er den Blick schweifen ließ und auch das Messer in der Hand des Indios in Augenschein nahm. Es handelte sich um das »Vibrations-Messer«, dessen Klinge derart schnell vibrierte, dass sie auch härtestes Material durchschneiden konnte.
    Jetzt stand sie still!
    Toms Blick richtete sich auf die Scheibe in seinen Händen, in der die Schlieren jetzt nicht mehr erstarrt waren, sondern umherschwammen wie beinahe gestaltlose, winzige Wesen, während das glasartige Material in den Spektralfarben erglühte.
    Wie auch immer es möglich sein mochte, der »Frisbee« konnte die Zeit anhalten! Dieses Wissen, und wie er mit dem Gerät umzugehen hatte, musste ihm einer der »Schattenkerle«, die nur Alejandro sehen konnte, eingegeben haben, wie und warum auch immer.
    Um ihn und Jandro zu schützen? Pauahtun hätte sie zweifellos erschossen, hätte Tom den Temporator – auch der Name des Geräts war Teil seines Wissens – nicht schon beim Übergang aktiviert.
    »Komm, schnell!«, trieb er Jandro an, der inzwischen auch begriffen hatte, dass von Pauahtun zumindest im Moment keine Gefahr ausging. Der junge Spanier umrundete den erstarrten Indio und bestaunte ihn wie andere Leute ein Kunstwerk.
    »Ist er tot?«, fragte er.
    »Nein, tot ist er nicht«, sagte Tom. Den Gedanken, das zu ändern, solange Gelegenheit dazu war, verbat er sich. Er war schließlich kein Mörder. Er versuchte lediglich, dem Indio Pistole und Messer aus den Händen zu nehmen, scheiterte aber, weil die Finger wie aus Stein gemeißelt darum lagen.
    »Los, wir müssen zu deiner Schwester und meiner Ex!«, sagte er deshalb und versetzte Jandro einen Klaps auf die Schulter, woraufhin der gehorsam hinter ihm her trottete.
    Die anderen Indios hatten die Umzäunung bereits verlassen. Zwei von ihnen waren im Begriff gewesen, Abby und Maria Luisa zum Van zu schleppen, als Tom die Zeit angehalten hatte. In entsprechend verrenkter Haltung standen sie mit ihren potenziellen Geiseln auf halbem Weg zum Parkplatz wie lebensecht modellierte Statuen da. Der Kleinste war ihnen mit etwas Abstand gefolgt und drückte eine Hand auf seine verletzte Schulter.
    Toms Mitleid hielt sich in Grenzen.
    Er berührte erst Maria Luisa, dann Abby mit der Scheibe, sorgsam darauf achtend, die Indios unangetastet zu lassen, damit sie in der Zeitstarre verblieben.
    Beide Frauen plumpsten zu Boden, weil sie sich im Griff ihrer Entführer schwer gemacht hatten. Maria beendete einen Schrei, der ihr auf den Lippen erstarrt war – und dann sah sie, wie auch Abby, verständnislos zu Tom und Jandro auf.
    »Wo wart ihr?«, fragte Maria Luisa.
    »Wo kommt ihr so plötzlich her?«, fragte Abby.
    Tom winkte ab. »Später. Jetzt haben wir dafür keine Zeit.«
    Theoretisch hatten sie sogar jede Menge Zeit, aber er wusste, dass die Energie der Maschine nicht unerschöpflich war. Im Gegenteil, sie neigte sich rasant ihrem Ende zu. Wurde das farbige Leuchten nicht schon schwächer? Oder lag dieser

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