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2016 - Die Einsamen der Zeit

Titel: 2016 - Die Einsamen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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meine Aufmerksamkeit wieder auf die Panoramaholos. „Die sind wahnsinnig! Was bezwecken die bloß?"
    Ein Verband aus zwölf mundänischen Kriegstürmen hatte sich in einem waghalsigen Manöver direkt vor den Bug der SOL gesetzt und eröffnete sofort das Feuer.
    Gleichzeitig öffneten sich die runden Irisblenden ihrer Hangarschotten wie Mäuler und spieen Schwärme kleinerer Einheiten aus, von denen ich annahm, daß es sich um RaumMarschflugkörper und unbemannte Waffenplattformen handelte. Kurz darauf bestätigte SENECA meine Vermutung.
    Mit einer entscheidenden Ausnahme: Die biopositronische Hyperinpotronik wies darauf hin, daß die Waffenplattformen keineswegs unbemannt waren. Je drei Mundänenkrieger steuerten die mit Hyperkatapulten ausgerüsteten unterlichtschnellen Gefährte, die zu Hunderten im Sperrfeuer unserer Transformkanonen verglühten.
    Mittlerweile wußte ich, daß der Tod im Kampf für einen der doppelgesichtigen Mundänenkrieger die höchste Erfüllung war.
    Aber das da draußen war so sinnlos!
    Die „Janusköpfe" oder „Januskrieger", wie Ronald Tekener die Mundänen nannte, waren nicht nur kompromißlos, sie waren kompromißlose Fanatiker. Und das bedeutete: Sie waren immens gefährlich.
    Roman MuelChen, mittlerweile schweißgebadet, den Blick in virtuelle Weiten gerichtet, schaffte es einmal mehr, eine Kollision mit den Kriegstürmen zu verhindern. Er brachte mit einer astronavigatorischen Glanzleistung einen großen Pulk ausgebrannter, träge um ihr gemeinsames Schwerkraftzentrum kreisender Doppelkelchschiffe zwischen die Mundänen und die SOL und bereitete schon das nächste Absetzmanöver vor.
    Aber lange konnte dieses KatzundMausSpiel nicht mehr gutgehen. „Über kurz oder lang haben sie uns", knurrte der Smiler. „Eher über kurz", sagte ich und wandte mich an Viena Zakata: „Vorbereitung eines Notrufs! Als Kennung das Dreieckssymbol der ESTARTU. Notruftext nach eigenem Ermessen. Schilderung der Lage. Dringende Hilfe erbeten.
    Nein, mach es sehr dringend! Und mach klar, daß es um militärische Hilfe geht!"
    Viena Zakata begann, die von SENECA in einem flachen Arbeitsholo vorgeschlagenen Textbausteine per Augensteuerung in eine angemessene Reihenfolge zu bringen. Vor langer Zeit hatte der gäanische Computerhistoriker Hubertus NeahSel diese Form der Texterstellung „die F3Methode" genannt. „An wen gerichtet?" fragte Viena Zakata und strich sich einige fettige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Wen immer es angeht."
    „Das soll ich senden?"
    „Ja", sagte ich. „Das sollst du senden: Wen immer es angeht."
    Ich verkniff mir die Bemerkung, daß die entsprechende Formulierung in einer altterranischen Sprache „To whom it may concern" eine mehr als hohle Floskel gewesen war. Die in der Regel auch genauso hohl oder aber gar nicht beantwortet wurde.
    Die Hypersender der SOL begannen den Hilferuf mit höchster Sendestärke und auf allen gängigen Frequenzen auszustrahlen. Er war in Frendo-Prom, der lingua franca von Segafrendo, gehalten.
    Zusätzlich wurde der Notruf in der uralten Sprache der Mächtigen sowie in einigen von Kosmolinguisten vielfach erprobten Universalkodes abgestrahlt, die eine minimale Verständigung mit fremden Intelligenzen ermöglichen sollten. Auf Sprachen der fernen Zukunft wie Satron oder Interkosmo konnten wir getrost verzichten.
    Die SOL sandte SOS... An wen auch immer.
    Sehr viel Hoffnung auf eine Antwort hatte ich nicht.
     
    *
     
    Tonko Kerzner, der seinen Besuch in der „Psi-Bude" von Tangens dem Falken beendet hatte, kramte in den Beuteltaschen seines Overalls, entnahm ihm eine Handvoll runder Dinger und stopfte sie sich in den Mund. „Mozartkugeln", beantwortete der Ertruser zwischen einigen ungenierten Schmatzern meinen fragenden Blick. „Selbst gemacht. Prästellare Spezialität von Terra. Marzipan, mit Schokolade überzogen. Beruhigt die Nerven."
    „Kann ich was abhaben?"
    „Es ist mir eine Ehre", sagte Tonko und streckte mir mit einem Grinsen seine Riesenpranke entgegen, auf der ein paar Marzipankugeln in halbgeschmolzener Schokoladeglasur lagen. „Wenn's mich nicht umbringt, macht's mich nur dicker", sagte ich, griff nach einer Kugel und steckte sie todesverachtend in den Mund.
    Dann griff ich nach einer zweiten. Für eine Henkersmahlzeit schmeckte das Zeug wirklich gut.
    Mehr davon! signalisierte der Extrasinn. Es beruhigt unsere Nerven.
     
    4.
     
    Die Pilzer von Uum
     
    Anfangs hatte sich La-Pharoke auf der Hegewelt Uum nicht wohl

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