2020 - Die Lichtgestalt
Peer Stuysant die Rechnung bezahlen, ohne mit der Wimper zu zucken.
Seine Freude, wieder im Magellan-Stadion spielen zu können, war überwältigend. Aber er war der Ansicht, durch diese Aktion etwas Wichtiges .gelernt zu haben.
Er hatte seine Popularität eingesetzt gegen eine Ministerin der Solaren Residenz. Popularität bedeutete Macht. Die Medien konnten einem Macht verleihen, wenn man es nur verstand, sie richtig einzusetzen. Man durfte sich nicht zu ihrem Spielball machen lassen, sondern mußte sie benutzen.
Falo hegte nicht den geringsten Zweifel daran, daß diese Erkenntnis zu einer der bedeutendsten in seinem Leben werden konnte - wenn er es nur verstand, sie richtig umzusetzen.
Und ... Falos persönliche Popularität, die für die Öffentlichkeit logischerweise mit dem Erfolg der Aktion verknüpft war, hatte schwindelerregende Dimensionen erreicht.
Falo fragte sich, wohin das alles noch führen sollte.
Ende Juni 1302 NGZ
Als Cychot Wloss zum Rasenplatz des Trainingslagers schritt, wußte Falo sofort, daß der Besuch des Mannschaftsbetreuers ihm galt.
Wloss gehörte im weitesten Sinne dem Trainerstab von Nordstern Terrania an, hatte mit dem eigentlichen Spielbetrieb allerdings nichts zu tun. Er stand den Spielern als Justitiar beratend zur Seite, versuchte, die kleinen und großen Probleme des Alltags von ihnen fernzuhalten oder ihnen zumindest fachmännisch bei deren Bewältigung zu helfen.
Der schlanke, großgewachsene Anwalt mit den zu langen, etwas ungepflegt wirkenden hellen Haaren schaute ernst drein. Daß es sich in der Tat um eine wichtige Angelegenheit handeln mußte, wurde Falo klar, als Trainer Marino Longo das Einstudieren einer neuen Freistoßvariante abbrach und zu dem Rechtsberater ging.
Ihre Bewegungen wirken schwerfällig, als trügen sie die Last der ganzen Welt, dachte Falo, trabte zum Spielfeldrand und nickte Wloss zu. „Dein Besuch gilt mir", stellte er fest. „Leider", bestätigte der Justitiar. „Wir haben ein Problem, das wir mit deiner Mitwirkung aber schnell aus der Welt scharfen können."
Fragend sah Falo den Mann an. „Luna Levitator hat beim Systemligaausschuß Protest eingelegt und wird sich noch heute mit einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit wenden. Der Verein wirft Nordstern Terrania Wettbewerbsverzerrung vor."
„Wettbewerbsverzerrung?" fragte Falo gedehnt.
Die diesjährige Meisterschaft war so spannend wie schon lange nicht mehr verlaufen. Nach dem völlig vergeigten Saisonstart war Nordstern Terrania im Frühjahr 1302 an die Stätte der alten Größe zurückgekehrt und hatte eine geradezu unglaubliche Siegesserie hingelegt. Die Mannschaft gewann wieder. Sie spielte Fußball. Wenn ein Ball bei einer Abwehraktion ins Mittelfeld geschlagen wurde, landete er bei einem Nordstern-Spieler und nicht - wie zuvor - beim Gegner. Nordstern Terrania und Luna Levitator lagen in der Tabelle punktgleich vorn, lediglich die bessere Tordifferenz sprach für den Verein vom Mond. Am kommenden Samstag war der letzte Spieltag; beide Mannschaften mußten siegen, wollten sie die Meisterschaft gewinnen.
Und jetzt versuchte das Team vom Mond mit einem gemeinen juristischen Trick, Unruhe in das von Terra zu bringen?
Falo atmete tief ein. Er ahnte, daß doch mehr dahintersteckte. Wesentlich mehr.
Wloss nickte. „Das Management von Luna Levitator behauptet, ein Spieler von Nordstern Terrania sei ein Mutant", sagte er.
Vor Falo tat sich ein Abgrund auf. „Ich?" flüsterte er. „Ich soll ein Mutant sein?"
„Das behauptet zumindest Luna Levitator", bestätigte Wloss. „Ich zitiere aus dem vorliegenden Text, der bei der Pressekonferenz verlesen wird: Der beste Fußballer der Erde ist ein Telekinet, der dem Erfolg parapsychisch nachhilft. Luna Levitator wird zum letzten Spiel der Systemmeisterschaft nur antreten, wenn Falo Gause zuvor im Beisein von Levitator-Vertretern einen Mutantentest ablegt."
„Aber ... das ist lächerlich ... völlig absurd!"
„Du kannst den Vorwurf sofort entkräften." Wloss winkte einen weiteren Betreuer heran. Er hielt ein kleines Gerät in der Hand. „Wir können den Psi-Test sofort durchführen."
Falo schüttelte stumm den Kopf. „Warum nicht?" fragte der Justitiar. „Oder ist an den Vorwürfen etwas dran?"
„Deine Abspielfehler", warf Trainer Longo ein. „Wenn beide Mannschaften dunkle Kleidung tragen und du häufig die Trikots verwechselst ... du siehst also wirklich nur schwarzweiß?"
„Ich ..." Falo verstummte, schaute
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