Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2020 - Die Lichtgestalt

Titel: 2020 - Die Lichtgestalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
kerngesund. Die Ärzte hatten jedenfalls nichts Bedrohliches bei ihm feststellen können. Nur diese seltsame Immunschwäche, die bewirkte, daß er häufiger leichte Erkältungen bekam als andere Kinder in seinem Alter. Sie machte ihn viel anfälliger.
    Deshalb war es ihm an diesem Tag schwerer als sonst gefallen, mit den anderen mitzuhalten. Aber er konnte so geschwächt sein, wie er wollte, wenn er laufen konnte, konnte er auch spielen, und dann zog es ihn auf diesen Platz, von dem aus man einen hervorragenden Blick auf den legendären Frickway hatte.
    Die Prachtstraße diente als Verbindungsstraße und südliche Begrenzung von Atlan Village. Ihre subplanetarische Verlängerung mündete auf die zum Kybernetischen Turm führenden Bahnen.
    Aber das alles interessierte Falo nicht. Für ihn hatte es mit dem Frickway eine ganz besondere Bewandtnis.
    Hier, auf diesem Bolzplatz, spielte er einfach am besten. Hier gelangen ihm Kunststücke, an denen er sonst einfach scheiterte. Hier war er sicher im Umgang mit dem Ball und selbstbewußt. Fast, als hätte der Frickway eine beflügelnde Wirkung auf ihn und würde ihn stets zu Höchstleistungen anspornen.
    Er schaute auf und lächelte Joaquin an, seinen besten Freund, den er vor knapp zwei Jahren hier auf diesem Platz kennengelernt hatte. Joaquin humpelte leicht, auch er hatte ein paar Blessuren davongetragen. Schwerfällig ließ sich der etwas dickliche Junge neben Falo nieder.
    Mit Joaquin konnte Falo über alles sprechen. Mit keinem anderen verstand er sich so gut. Nur eins störte ihn an seinem Freund: Joaquin war furchtbar sprunghaft, wankelmütig. Stets fand er neue Interessen, für die er sich mit umwerfender Begeisterung entflammte, nur um sich kurz darauf wieder von ihnen abzuwenden. Er entdeckte sein Talent für das Zeichnen und warf aus dem Handgelenk Skizzen auf den Bildschirm, die Falo nicht nach zehn Jahren Übung hinbekommen hätte. Vierzehn Tage später entdeckte er seine Liebe für die Musik und entlockte prompt einer venusianischen Robbensaitengitarre Töne, die Falo in Entzücken versetzten. Er hätte Jahre gebraucht, um dieses Instrument auch nur annähernd so gut zu beherrschen.
    Und nach der Musik kam das kreative Schreiben, und dann stand wieder der Sport hoch in Mode, und dann ...
    Für Falo war so etwas unvorstellbar. Seine ganze Liebe galt dem Fußball. Verbissen versuchte er, sich gegen die älteren Spieler zu behaupten.
    Er lächelte schwach. „Heute war Telle aber wieder mal besonders sauer, was?"
    Joaquin schüttelte schwach den Kopf. „Du läßt aber auch keine Gelegenheit aus, um ihn zu provozieren. Manchmal führst du ihn regelrecht vor. Und das nimmt er dir übel."
    „Ich kann doch nichts dafür." Falo zuckte mit den Achseln. „Ich habe das Gefühl, der Ball klebt mir manchmal einfach am Fuß. Selbst wenn ich ihn gewinnen lassen wollte ... ich könnte es nicht!"
    „Und da steckst du lieber Prügel ein?"
    „Was soll ich denn machen?"
    „Ich spiele da jedenfalls nicht mehr mit. Mir reicht es. Ich habe die Nase voll."
    Falo riß die Augen auf. „Du willst nicht mehr mit mir in einer Mannschaft spielen?"
    „Ich will überhaupt nicht mehr Fußball spielen. Meine Mutter meint, das wäre nicht der richtige Sport für mich, und mein Vater hat mich für einen Kurs im Gravowellen-Surfen angemeldet."
    Einen Moment lang wußte Falo nicht, was er sagen sollte. Gravowellen-Surfen? Das war doch etwas für reiche Säcke! In einem leichten Raumanzug, mit einem Jetski in den höheren Schichten der Erdatmosphäre. Sündhaft teuer. Und dazu noch ein Modesport, der in ein paar Jahren schon wieder in Vergessenheit geraten sein würde. „Da kannst du doch gleich mit Icho Tolot Squash spielen", meinte er schließlich pikiert.
    Er wollte Joaquin nur argem, so enttäuscht war er darüber, daß sein Freund ihn im Stich ließ.
    Zumindest empfand er es so. Dabei hatte er insgeheim schon seit geraumer Zeit befürchtet, daß Joaquin die Lust am Fußball verlieren würde. Für seine Verhältnisse betrieb er dieses Hobby schon unglaublich lange. Zwei Jahre waren für Joaquins Begeisterungsfähigkeit eine Ewigkeit.
    Haluter-Squash war in ganz Atlan-Village verpönt. Der Satz „Ich habe mit Icho Tolot Squash gespielt!" war in dem Vorort von Terrania, in dem Falo Gause wohnte, zu einem Synonym für „Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!" geworden. Wenn ein Elternteil den viel zu spät nach Hause kommenden Nachwuchs fragte, wo er gewesen sei, und die

Weitere Kostenlose Bücher