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2020 - Die Lichtgestalt

Titel: 2020 - Die Lichtgestalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in seinem Leben fühlte Falo sich als Teil einer Gemeinschaft.
    Luna Levitator war eine durchaus gleichwertige Mannschaft. Nach einem individuellen Fehler glich das Team vom Mond aus. Ein Verteidiger der terranischen Mannschaft schätzte einen Ball falsch ein. Was im Training tausendmal geklappt hatte, mißlang im Spiel: Er trat einfach über das Leder.
    Während die Nordsterne noch versuchten, wieder Ordnung ins Spiel zu bringen, nutzten die Levitatoren die Verwirrung der Erdmannschaft und gingen in Führung.
    Und wieder verspürte Falo jenes Gefühl, als auf den Rängen plötzlich ein dumpfes Brummen erklang. Unsicher sah der Junge sich um. Erst nach einer ganzen Weile wurde ihm klar, daß es von einigen Zuschauern stammte, die verbissen „Nordstern-Nordstern-Nordstern!" vor sich hin murmelten.
    Andere griffen die sechssilbige Beschwörungsformel auf und brüllten sie hinaus, und Sekunden später dröhnte das Magellan-Stadion unter den Rufen der Fans: „NORDSTERN! NORDSTERN!
    NORDSTERN!" Wie ein Mann standen die Zuschauer hinter ihrem Team, feuerten es an.
    Ein Ruck schien durch die Mannschaft zu gehen, und die Bewegungen der Nordsterne, die gerade noch so schwerfällig gewirkt hatten, als hätten sie Blei in den Knochen, wurden wieder energischer und geschmeidiger. Allmählich wurde der Spielaufbau wieder sicherer und konstruktiver, wurden die Aktionen überlegter.
    Gegen Mitte der zweiten Halbzeit gelang den Nordsternen der Ausgleich.
    Der Jubel im Stadion war unbeschreiblich.
    Und als Nordstern Terrania dann praktisch mit dem Abpfiff den Siegtreffer erzielte, sprangen fünf zigtausend Zuschauer klatschend auf, und Falo sah etwas, das er sein Leben lang nicht vergessen sollte.
    Die meisten Zuschauer hatten weiße Taschentücher gezogen, schwenkten sie begeistert und voller Ausdauer. Wohin Falo auch schaute, er sah ein Meer weißer Tücher, die im reflektierenden Licht der Scheinwerfer so hell und rein strahlten, wie Falo es noch nie gesehen hatte. Irgendwie glichen die Bewegungen der Zuschauer sich einander an, so daß die weißen Tücher wie ein Lebewesen zuerst nach links wogten und dann nach rechts, und wieder nach links, nach rechts ...
    So drückt das Publikum seine Anerkennung und Begeisterung aus, erkannte Falo instinktiv.
    Er biß sich so heftig vor Wut auf die Lippe, daß sein Vater nicht daran gedacht hatte, ihm auch so ein Taschentuch mitzugeben, daß er Blut schmeckte. Aber er spürte keinen Schmerz. Seine Ergriffenheit überdeckte alle anderen Gefühle.
    Der Sechsjährige wußte nur eins. „Ich will Fußballspieler werden", sagte er, als sie das Stadion verließen. „Ich will selbst einmal dort unten auf dem Feld stehen. Und die Zuschauer rufen dann meinen Namen!"
    „Na klar", antwortete sein Vater. „Und morgen willst du Raumschiffkommandant werden!"
     
    1284 NGZ
     
    Schwer atmend ließ Falo sich auf die halbhohe Mauer nieder. Er spürte jeden seiner Knochen und bekam kaum Luft. Das verkrustete Blut verstopfte seine Nasenlöcher.
    Er war das jüngste und kleinste der Kinder, die sich hier auf diesem Bolzplatz regelmäßig trafen, um Fußball zu spielen. Doch die anderen nahmen keine Rücksicht darauf. Sie setzten ihre überlegene Größe und ihr Gewicht rücksichtslos gegen ihn ein.
    Denn er war auch der Beste von ihnen.
    Kaum einem gelang es, ihn vom Ball zu trennen - außer mit einem brutalen Rempler oder noch heimtückischeren Foul. Er zählte schon lange nicht mehr, wie oft er an solch einem Nachmittag zu Boden ging.
    Und seine Mutter hatte schon lange aufgehört, mit ihm zu schimpfen, wenn er wieder einmal mit völlig verdreckter Kleidung und zahlreichen Prellungen oder sogar Schürf- oder Platzwunden nach Hause kam. Mittlerweile verarztete sie ihn wortlos, schob ihn unter die Schalldusche und warf die Kleidung in den Reiniger oder den Recycler, je nach ihrem Zustand.
    Sie machte genauso wenig Hehl daraus wie sein Vater, daß sein Interesse für den Fußball nicht ihr Wohlgefallen fand. Sie hatte nichts für seine Flausen übrig, wie sie es nannte, sah ihren hochintelligenten Sohn bereits als Kommandant eines LFT-Raumers, als Leiter eines Handelsstützpunkts der Liga oder als wissenschaftlichen Berater der LFT-Regierung.
    Aber heute ging es ihm besonders schlecht. Klar, die anderen hatten ihn wieder mal hart rangenommen, aber das war er gewöhnt. Nein, er hatte in den letzten Tagen nicht spielen, ja sich kaum bewegen können. Er hatte das Bett hüten müssen.
    Eigentlich war er

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