2021 - Monos' Enkel
Was ist los?"
Die Residenz-Ministerin lehnte sich zurück. Ihre Körperhaltung und ihr Gesichtsausdruck dokumentierten eine Distanz zu ihm, die unmöglich vorhanden sein konnte. „Fünfzehntausend!" stieß sie hervor. „So viele sind bereits gelandet. Sie tummeln sich alle in Terrania. In elf Tagen werden es mehr als doppelt so viele sein. Weißt du, was das bedeutet?"
„Ja."
„Da habe ich meine Zweifel, Perry. Das sind keine Fußballfans. Fünfunddreißigtausend Mutanten, in einem Stadion auf engstem Raum zusammengepfercht, stellen ein kaum zu überschauendes Sicherheitsrisiko dar. Wird dieses Psi-Potential entfesselt, und sei es auch nur als unbewußter Parablock, reicht das vermutlich aus, um halb Terrania in Schutt und Asche zu legen."
Die Ministerin legte eine Pause ein und musterte ihn. Vielleicht erwartete sie, daß ihre Worte ihn beeindruckten. Das hätte sie besser wissen müssen. Sie kannte ihn schließlich nicht erst seit gestern. „Die sogenannte kritische Masse ist überschritten", fuhr sie fort, als er nicht reagierte. „Daher habe ich mit dem Minister des Inneren verschiedene Maßnahmen abgesprochen. Diese sind notwendig, auch wenn sie beim ersten Hinhören übertrieben klingen mögen."
„Was hast du genau vorgesehen?"
„Wir verlangen von den Organisatoren des Mutantenrings, daß im und um das Stadion Paratronschirmprojektoren, Paralysegeschütze auf Polizeigleitern und mindestens zehn Divisionen Roboter postiert werden. Im Fall eines kollektiven Parablocks muß es möglich sein, alle 35.000 Mutanten innerhalb weniger Augenblicke zu lahmen, um damit die Stadt und ihre Bewohner vor Schäden zu bewahren. Erste Gespräche mit Gauses Leuten sind allerdings im Sand verlaufen. Die Mutanten wollen lediglich ein paar tausend freiwillige Ordner auf die Beine stellen, damit es kein organisatorisches Chaos gibt. Es ist lächerlich."
„Das sehe ich aber völlig anders."
„Natürlich, Perry. Nicht umsonst hast du meine Dezentralisierungstaktik zunichte gemacht. Wir hätten wenigstens außerhalb des Stadions Ruhe gehabt. Du unterschätzt die Gefahr!"
„Nachdem du es mir jahrelang eingeredet hast, wie harmlos die Monochrom-Mutanten sind, glaube ich inzwischen daran", erinnerte er sie sarkastisch. „Du willst es mir doch nicht verübeln, oder?"
„Spar dir deinen Spott! Du hast es in der Hand. Dein Wort wiegt mehr als meines. Wenn du mir keine freie Hand läßt, bin ich hier fehl am Platz."
„Moharion, wir können mit jungen Menschen nicht so umgehen. Gerade die Mutanten sind extrem sensibilisiert, viele von ihnen stecken voller Komplexe und schlechten Erfahrungen. Der Gedanke, daß Gauses Versammlung unter den Linsen von ein paar tausend Kampfrobotern stattfindet, ist unerträglich. Nicht nur für die Betroffenen, auch für mich und andere Terraner. Reichen dir die Zwischenfälle der letzten Wochen nicht? Wie soll die terranische Öffentlichkeit in Frieden mit den Mutanten zusammenleben, wenn diese so gefährlich sind, daß man sie mit starken Polizeikräften bewachen muß? Deine Beweggründe sind sicherlich ehrenhaft. Aber so geht es nicht. Sieh das endlich ein!"
„Mach einen besseren Vorschlag!"
„Morgen werde ich der Regierung empfehlen, den Ordnungsdienst der Mutanten zu akzeptieren und auf weiterreichende Sicherungsvorkehrungen zu verzichten. Prävention schön und gut, aber nicht auf diese Weise. Wir haben es nicht mit 35.000 Verbrechern zu tun."
Moharion stand auf. Ihre Brust hob und senkte sich. „Es ist ziemlich viel, was du da an Verantwortung auf deine Schultern lädst", sagte sie. „Wenn meine Befürchtungen auch nur zu einem kleinen Teil eintreffen, wird es so schlimm, daß ich nicht in deiner Haut stecken möchte. Hast du völlig vergessen, daß ich die Jungmutanten am besten kenne? Vielleicht legitimiert mich das ja, um weitreichende Anordnungen zu geben. Natürlich nicht vor deinen Augen. Du weißt alles besser."
„Deine Einstellung zu den Mutanten hat sich verändert. Ich kenne nicht den Grund. Nenn ihn mir, Moharion! Was ist es, das dich so verändert hat?"
Die Residenz-Ministerin würdigte ihn keines Blickes mehr und ging zur Tür. „Wir haben uns nichts mehr zu sagen, Perry. Nicht heute und nicht morgen. Jedes weitere Wort wäre sinnlos."
Rhodan ließ die bucklige Frau gehen. Einerseits verstand er ihre Verbitterung, andererseits war er überzeugt, daß sie etwas verschwieg und daher selbst schuld an der verfahrenen Situation war.
Und darin sah er eine
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