2033 - Tod im Türkisozean
Tod im Türkisozean
Sie sind die letzten der Rautak – sie leben unter dem Silberschirm
von Andreas Findig
Nach wie vor ist die SOL mit ihrer Besatzung in der Vergangenheit gestrandet, nach wie vorgibt es für das alte Generationenraumschiff keine Möglichkeit zur Rückkehr in die Gegenwart, Durch einen Abgrund von 18 Millionen Jahren von ihren Gefährten in der heimatlichen Milchstraße getrennt, müssen Atlan und seine Begleiter in der Galaxis Segafrendo um ihr Überleben kämpfen.
Dort tobt seit über tausend Jahren ein fürchterlicher Krieg. Die mörderischen Mundänen haben die friedliche Kultur der Galaktischen Krone so gut wie zerstört. Nur noch wenige Jahre wird es dauern, bis Segafrendo komplett von den Mundänen beherrscht wird. Und die Besatzung der SOL weiß, daß sie in diesen Konflikt praktisch nicht eingreifen kann.
Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Bevor das Raumschiff durch den Mega-Dom in DaGlausch ging, erhielt die Besatzung einen Auftrag der Superintelligenz ES: Man müsse nach Auroch-Maxo-55 fliegen, um von dort einen Kym-Jorier zu bergen. Gelinge das nicht, drohe der Untergang der Menschheit.
Das Ziel Auroch-Maxo ist mittlerweile näher gerückt. In einer Dunkelwolke verbirgt sich ein komplettes Sonnensystem vor den Feinden aus der Galaxis Dubensys - doch es droht der TOD IM TÜRKISOZEAN...
Die Hauptpersonen des Romans:
Paumyr - Die schwimmende Pflanzen-Intelligenz nimmt Kurs auf den Südpol.
Jamaske - Eine Rautak verliebt sich und sucht den „Weg ins Herz".
Latruiz - Der Paumyr-Sprecher erkennt das Wesen seiner Existenz.
Yol Gondaron - Sem Kosmologisches Wandertheater hat keine Zuschauer.
Autsch - Der Kosmologen-Kobold erscheint in vielen Gestalten.
1.
Paumyrs Perlen
In ihren Träumen hatte Jamaske, die Ruhelose, einen Mann.
Der Mann, von dem Jamaske in ihren wild bewegten Schlafphasen träumte, war mit seinen zwei Metern um über einen Kopf größer als die rautakische Fischerin. Wie die meisten Männer auf Paumyr trug er sein mattschwarzes Haar schulterlang.
Wenn Jamaskes geträumter Mann das bronzefarbene Gesicht zur Seite wandte, leuchtete manchmal eine Art Aureole um seine fliegenden Haare auf, ein leichter Türkis-Schimmer, der wie ein Widerschein des weltumspannenden Ozeans von Auroch-Maxo-55 wirkte.
Und sein Lachen war wie der weiße Wellenkamm einer Brandungswoge.
Und seine Augen funkelten wie aus der Tiefe emporgewachsene Honigkorallen, die nur an windstillen Tagen zum Vorschein kamen, wenn das Meer fast durchsichtig wurde und selbst die räuberischen Schlundreißer am Grund des Ozeans blieben.
Jamaskes Traumgefährte trug nicht das grobe, aus Pflanzenfasern gewobene Gewand der Fischer und Ernter, sondern den traditionellen Kishtor, der den Männern aus der Kaste der Wissenden vorbehalten war. Der prächtige, in der Taille mit einem goldenen Zierseil gegürtete Überwurf wurde aus den purpurglänzenden Seidenfäden der blinden Spinnkrebse erzeugt, die irgendwo tief im Inneren Paumyrs, in den „verbotenen Stollen", unermüdlich ihre verwirrenden Netze spannen.
Im wirklichen Leben hatte Jamaske Angehörige aus der Kaste der Wissenden - oder der „Paumyr-Sprecher", wie sie sich selbst nannten - bis jetzt nur von weitem gesehen.
Aber in ihren Träumen hatte sie ihrem namenlosen Liebhaber seinen weichen, auf eine erregende Art nach Erde und Wurzeln riechenden Kishtor schon viele Male vom Leib gestreift. Ihre Hände hatten die Wellen seiner Haare befahren. Sie war in seine Achseln eingetaucht und hatte die Fischgründe seines bronzenen, muskulösen Körpers bis in die geheimsten Tiefen erforscht.
In ihren Träumen hatte Jamaske, die Ruhelose, einen Mann.
Einen Mann, den sie liebte und mit dem sie - auf manchmal durchaus zügellose Art - Liebe machte ...
*
Jamaskes delikate Träume waren um so verwunderlicher, als die rautakische Fischerin während der Wachphasen nicht das geringste Bedürfnis nach einem Mann verspürte. Sie war sich selbst genug - und sie brauchte niemanden. Sogar ihre Freundin Ingray hätte ihr überhaupt nicht gefehlt, wenn Paumyr sie zu sich geholt hätte.
Aber ihre Träume wollte Jamaske behalten. Und sie wollte ihre Traumperle behalten - obwohl diese schon zur Größe eines Rautak-Kopfes angewachsen war und der Moment näher kam, in dem sich ihre Schlafmuschel nicht mehr schließen ließ. - Die Rautak hatte Angst vor diesem Moment.
Träume konnten sich grundlegend ändern, wenn
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