2039 - Traumzeit
Weichen gestellt werden. Es war die Nacht vom 8. auf den 9. März 1246 Galaktikum-Normzeit, und Imperator Bostich I. regierte seit fünf Arkonjahren.
Regieren - hai durchfuhr es ihn bitter. Sie hatten mich als formbare Figur ohne eigene Hausmacht auf den Kristallthron gehoben, mir keine Wahl gelassen und führten mich am Gängelband. „Die ersten Jahre deines Regnums verliefen äußerst zäh", sagte Upoc-Gonozal. „Du warst dir der Tatsache nur zu gut bewusst, dass du der Strohmann für die weit mächtigeren Figuren im Hintergrund warst."
Scheinbar gleichmütig nahm Bostich I. diese Degradierung hin. Aber er hatte viel zu lange die alten Imperatoren und ihre Techniken der Regierung und Herrschaft studiert, zuletzt im Epetran-Archiv. Machtausübung und herrscherliche Größe der meisten erschienen ihm vorbildhaft; die Fehler und Schwächen der übrigen wollte er vermeiden.
Goldener Käfig wird es auf Terra genannt! durchfuhr es ihn. An nichts ließen sie es mir fehlen. Luxus, Festivitäten, perfekte Inszenierungen, genau instruierte Schönheiten, die mir jeden Wunsch von den Augen ablesen sollten - aber keine wirkliche Machtbefugnis!
Zwar wurden im Rahmen der Inthronisationszeremonie seine Individualdaten in den Hort der Entscheidungen programmiert, doch die „Berater" wussten zu verhindern, dass er sich dieses Instruments bediente. Viele Sitzungen des Berlen und Tai Than fanden ohne ihn statt, und bei denen, an denen er teilnahm, standen eher untergeordnete, unwichtige und nur seine Zeit beanspruchende Punkte auf der Tagesordnung.
Mit der vorgeschobenen Begründung, sich um seine Sicherheit zu sorgen, unterbanden sie seine Auftritte in der Öffentlichkeit. Die Ermordung der Imperatrice - deren genaue Einzelheiten nie öffentlich bekannt wurden, von der Tatsache abgesehen, dass Atlan irgendwie beteiligt war - gab ihnen die Argumentationsgrundlage, der sich schwerlich widersprechen ließ.
Tatsächlich hatten sie ihn so natürlich noch besser unter Kontrolle: Wo immer Seine Erhabenheit in Erscheinung trat, was immer er verkündete - stets handelte es sich um holographisch perfekte Projektionen, nach bester Regie vorher aufgezeichnet, in der Choreographie exakt geplant und durchdacht. Und selbstverständlich war kein einziges Wort, das er sprach, von ihm selbst formuliert.
Jede Geste, jede Nuance der Betonung, die Ausleuchtung und zum Anlass passende Bekleidung waren vorab festgelegt und geprobt, Schweißperlen auf der Stirn im falschen Augenblick? Wiederholung! Ein Zwinkern im Licht der Scheinwerfer? Das Ganze noch mal! Falsch drapierte Falten des Umhangs oder der Uniform? Nochmals von vorne ...
Bostich hielt nach außen hin still. Die Manipulationen nahm er ohne einen Versuch der Gegenwehr hin. Für einen Imperator könnte der Tag eine Woche dauern, egal wer seine Handlungen bestimmt, und es bleibt selten Zeit zum Pläneschmieden, dachte er. Repräsentation, Audienzen, Feierlichkeiten - wer zu einer Garrabofigur degradiert ist, darf sich nicht wundern, dass andere die wirklich wichtigen Entscheidungen treffen.
Hinzu kam ein weiterer Aspekt: Wenn es eines im legendenumwobenen Inneren des Kristallpalastes nicht gab, dann Intimität. Nahezu jeder Winkel stand unter Beobachtung, wurde abgehört. Jedes Räuspern, jedes Wimperzucken, jede ungebührliche Geste oder Bemerkung fand sich in irgendeinem Datenspeicher wieder und wurde von den diversen Geheimdienstabteilungen ausgewertet. Sie hatten ihn fest in ihrer Hand. Erst im Laufe der Zeit wurden die „Berater" nachlässiger.
Ihre Ziele, was die Stärkung und den Ausbau des Kristallimperiums, seine Expansion und den Machtanspruch in der Milchstraße betraf, waren durchaus mit denen Bostichs identisch. Bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit stellte er es unter Beweis, machte fundierte Vorschläge, die vermehrt aufgegriffen wurden. Es war ein unendlich langsamer und mühsamer Prozess, die Arbeit mit winzigen Steinchen an einem gewaltigen Mosaik. Und dann die Konferenz der Herrscher! Wir entwarfen die Richtung, besprachen Einzelheiten.
Gonozal Irr. und an die anderen, die Arkon groß gemacht hatten, Reomir X., selbst Orbanaschol III., sie alle erschienen Bostich in der großen Runde - und sie beschlossen mit ihm, dass er sein Schattendasein auf lange Sicht beenden würde, beenden musste. Bostich sollte Arkon wieder groß machen, die Misswirtschaft und Kumpanei beenden. Das Imperium würde zu alter Macht und Glorie auferstehen, mehr noch - es sollte das Große
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