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204 - An Afras Ufern

204 - An Afras Ufern

Titel: 204 - An Afras Ufern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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spöttisch starrten sie ihn an. Matt wandte sich wieder an den Sprecher der Kasanjas. »Nein, es gibt keine weiteren Überlebenden.«
    »Habt ihr das Schiff in Brand gesetzt?« Die Frage kam von einem jungen Kerl mit einem roten Haarkamm auf dem Schädel.
    »Nein«, antwortete Matt. Mehr sagte er nicht. Sein Ärger über die Art, wie die Kasanjas mit Fremden umgingen, machte ihn zunehmend wütend.
    Eine Frau mit Wasserstoff weißen Haaren und einem Ring in der Nase wollte wissen, wo sie herkamen. Bevor Matt antworten konnte, kam Rulfan ihm zuvor.
    »Aus Madagaskar«, sagte er ungeduldig. Er schaute grimmig in die Runde. Dann wandte er sich an Matt. »Komm Maddrax, wir wollen dieses ungastliche Empfangskomitee nicht länger belästigen!«
    »Wartet!« Der Geierkopf stellte sich ihnen in den Weg.
    Chira knurrte leise. »Wir Kasanjas sind nicht gerade Freunde von Kaiser de Rozier. Er unterdrückt sein Volk! Daher sind wir vorsichtig gegenüber Fremden, die in sein Reich wollen.« Er machte eine Pause und blickte zu Boden.
    Rulfan kniff die Augen zusammen. De Rozier sollte ein Despot sein? Das hatte Victorius nie anklingen lassen. Er glaubte diesem Kerl kein Wort.
    Auch Matt zweifelte an dem, was der Sprecher über Victorius’ Vater sagte. Doch der Alte ließ ihm nicht viel Zeit zum Nachdenken. »Unser Herrschaftsgebiet reicht bis an die Grenze Kenyaas. Wir regieren es im Tribunal.« Er deutete auf die anderen, die seine Rede aufmerksam verfolgten. »Hier gelten die Regeln, die das Tribunal beschlossen hat. Und wenn ihr euch an diese Regeln haltet, seid ihr uns herzlich willkommen.« Erwartungsvoll ruhten die dunklen Augen des Sprechers auf Matthew.
    Der wechselte einen Blick mit Rulfan, der ihm fast unmerklich zunickte. »Was sind das für Regeln?«, fragte er den Alten.
    »Neuankömmlinge erhalten bei uns eine Aufenthaltsgenehmigung von sieben Tagen. In dieser Zeit bekommt ihr Unterkunft und Verpflegung in einem unserer Gästehäuser. Zu eurer eigenen Sicherheit dürft ihr euch nur mit einem Stadtführer durch Kisaayo bewegen. Sucht euch irgendeinen aus. Die Stadt wimmelt von Führern. Sie werden euch auch helfen, ein Fortbewegungsmittel für die weitere Reise zu finden. Ihr habt also genügend Zeit, euch auszuruhen und auszurüsten, um über die Grenze zu kommen.« Der Kahlkopf schnippte mit dem Finger, und der Rotkamm brachte ihm einen beschriebenen Bogen Papier. »Wenn ihr einverstanden seid, unterschreibt hier!« Er deutete mit dem Zeigefinger auf eine gestrichelte Linie.
    Matt betrachtete skeptisch das Papier. Anscheinend war das, was sie unterschreiben sollten, ein Vertrag. Die Sache gefiel ihm nicht. Zum einen reichten seine Sprachkenntnisse nicht aus, um das Geschriebene bis in alle Einzelheiten zu prüfen.
    Zum anderen glaubte er nicht, dass die Kasanjas sich an irgendwelche Abmachungen halten würden. »Was passiert, wenn wir es nicht schaffen, in den sieben Tagen ein Gefährt zu finden, das uns aus Somaali bringt?«, fragte er den Geierkopf.
    Wieder erschien das kalte Lächeln auf dessen Gesicht.
    »Wenn ihr euch nach den sieben Tagen immer noch in unserem Reich aufhaltet, hat das Tribunal das Recht, euch zu einem Jahr Zwangsarbeit zu verpflichten.«
    ***
    In der Weißen Wüste
    Nabende fluchte leise vor sich hin. Das Kamshaa schien von den Schimpftiraden seines Reiters nicht sonderlich beeindruckt. Unbeirrt schaukelte es ihn tiefer und tiefer in die weiße Sandlandschaft hinein. Neben ihnen trottete ein Kamshaa ohne Reiter; sein Rücken war beladen mit Proviant und Waren, die sie in der Stadt anbieten würden.
    Ein heißer Wind pfiff um den Kopf des Ministers. Er zog sich die schwarze Kapuze seines langen Gewandes tiefer in das Gesicht und klemmte sein Halstuch über den Mund.
    Seine junge Begleitung ritt hinter ihm auf dem dritten Kamshaa. Sie trug einen blauen Turban. Um Nase und Mund hatte sie ein rotes Tuch gebunden und ihr heller Mantel flatterte im Wind. Nach einer Weile holte sie den Kriegsminister ein und ritt schweigend neben ihm her.
    Nabende warf ihr einen wütenden Blick zu, aber er erntete nur ein spöttisches Lachen. »Seit Stunden jammerst du wie ein altes Weib! Soll das den ganzen Tag so weiter gehen?«
    »Wenn es dir nicht passt, kannst du ja alleine weiter reiten!«, knurrte Nabende. Und noch während er sprach, wusste er, dass sein Gegenüber nur auf eine solche Erwiderung gewartet hatte.
    »Genau das werde ich jetzt auch tun!« Mandelförmige Augen funkelten den Kriegsminister belustigt

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