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204 - An Afras Ufern

204 - An Afras Ufern

Titel: 204 - An Afras Ufern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Steinboden.
    »Wir sollten ihn nicht warten lassen«, mahnte Matt. Nur widerwillig folgte Rulfan seinem Freund. Der Wächter mit den Schnürstiefeln kehrte ihnen den Rücken und marschierte zielstrebig auf die mittlere von drei Türen zu. Bevor er hinter dem olivfarbenen Stahl verschwand, raunzte er den beiden Gefährten zu, sie sollten sich nicht vom Fleck rühren.
    »Wer auch immer uns hinter dieser Tür erwartet, er hat ganz offensichtlich ein Faible für Waffen und Schrott!« Rulfan senkte seine Stimme. »Mein Säbel ist für ihn kaum interessant, aber deinen Blaster solltest du gut versteckt halten.«
    Rulfan hatte Recht. Matt mochte gar nicht daran denken, was passieren könnte, wenn die Waffe in falsche Hände geriet.
    Er nahm sie aus der Beintasche, in der er den Blaster in Ermangelung eines Holsters trug, und schob ihn sich im Rücken unter den Gürtel. Kaum war das geschehen, öffnete sich die Tür wieder. »Ihr werdet erwartet!«
    Sie betraten einen hell erleuchteten Saal ohne Fenster. In seiner Mitte standen in einem riesigen Rund merkwürdige Sessel. Sie besaßen extrem hohe Rückenlehnen aus schwarzem Leder. Armlehnen und Aufbau waren aus Chrom. Matt ging auf das gegenüberliegende Halbrund von Sitzen zu. Auf den ersten Blick erinnerten sie ihn an Zahnarztsessel. Auf den zweiten an Schleudersitze eines Düsenjets. Als er nahe genug herantrat, war er sicher: Es handelte sich tatsächlich um Schleudersitze.
    »Maddrax und Rulfan, die Kasanjas heißen euch willkommen!«
    Matt drehte sich überrascht zu dem Sesselrund hinter sich um. Dort entdeckte er annähernd dreißig Männer und Frauen.
    Wie die Wächter am Tor trugen sie Lederkleidung, und ihre Arme waren mit silbernen Ketten behangen. Ihre bunten Haare standen in Kränzen, Kämmen und Spitzen von den Köpfen ab.
    So weit Matt es sehen konnte, hatten sie alle diese bronzefarbene Haut. Im Hintergrund hörte er die Lupa knurren.
    »Ruhig, Chira!«, besänftigte Rulfan sie.
    Der Mann, der sie willkommen geheißen hatte, erhob sich aus seinem Sitz. Dem Aussehen nach war er der Älteste und der einzige Kahlköpfige der Gruppe. Sein Gesicht war von Falten durchfurcht und seine Bewegungen wirkten fast gebrechlich. »Du hast ein kluges Tier!« Langsam ging er auf Rulfan zu. Er trug ein orangefarbenes Lederwams, das gespickt war mit Orden und Ehrennadeln, mit denen in der Vergangenheit die russische Armee ihre Soldaten ausgezeichnet hatte. Auf seiner Glatze prangte die feuerrote Tätowierung eines Vultuurs. »Du musst wissen, Hundefleisch gilt hierzulande als Delikatesse!« Der Geierkopf lächelte kalt.
    Der Albino zog grimmig die Brauen hoch. »Es ist eine Lupa, und sie –«
    Bevor er etwas Unüberlegtes erwidern konnte, ergriff Matthew das Wort: »Meinst du mit ›hierzulande‹ Kenia?«
    Der Alte schaute Matt an. »Ah, ihr wollt nach Kenyaa?«
    »Eigentlich nach Tansania, zum Victoriasee.«
    Wieder erschien dieses kalte Lächeln in dem Gesicht des Kahlkopfes. »Victoriasee?«, amte er Matthew nach – und brach in schallendes Gelächter aus. Die Kasanjas im Hintergrund stimmten grölend mit ein.
    Matt blickte fragend in die Runde. Wo um alles in der Welt waren sie mit der Schelm gestrandet? Gleichzeitig machte ihn das Gehabe des Geierkopfs wütend. Aber was sollte er machen? Wenn er die Kasanjas verärgerte, würden sie vielleicht nie erfahren, wo sie waren.
    Als ob der Sprecher seine Gedanken erraten hätte, beendete er abrupt sein Lachen. »Ihr seid hier in der Stadt Kisaayo, im äußersten Norden des Afranischen Horns! In Somaali!«
    Matthew zog hörbar die Luft durch die Nase. Zwar war er davon ausgegangen, dass sie nicht genau auf Höhe des Victoriasees – also bei Mombasa – gelandet waren, aber dass sie derart weit entfernt von ihrem ursprünglichen Ziel waren, konnte er kaum fassen. Es waren sicherlich mehr als tausend Kilometer zum Victoriasee. Was nur war auf der Schelm vorgefallen, um sie so vom Kurs abzubringen?
    Die Stimme des Alten riss ihn aus seinen Gedanken. »Man berichtete uns, dass euer Schiff vor unserer Küste ausgebrannt und versunken ist. Gibt es außer euch noch andere Überlebende?«
    Matthew horchte auf. Wenn die Kasanjas davon wussten, hatte man ihn und Rulfan beobachtet. Die Befeuerer der Dampfmaschine? Was waren das für Menschen, die Schiffbrüchigen nicht zur Hilfe kamen? Misstrauisch glitt sein Blick über die Gesichter der Männer und Frauen. Ihre Blicke wichen ihm nicht aus. Im Gegenteil, herausfordernd und teilweise

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