2048 - Insel des Friedens
aufeinander, knüpften ein Netzwerk zwischen den strahlenden Objekten. Glutnester huschten kometengleich diese Fasern entlang, schienen für einen regen Austausch, eine fast hektische Interaktion zu stehen.
Als nach Stunden an, einigen Stellen die Helligkeit erlosch, kamen riesige, in etlichen Abschnitten transparente Röhren-Habitate von zehn, zwanzig und mehr Kilometern Länge zum Vorschein. An anderen Orten waren riesige Quader entstanden, kilometerlange Frachtcontainer wohl, die nun auseinander drifteten und Flüchtlingsraumer ansteuerten, um dort ihre Ladung über formenergetische Tunnel und Schläuche auszuschleusen.
Und als nach einem Tag die letzten Lichter verblassten, befanden sich statt ihrer oder der Asteroiden dort Tausende Raumschiffe. Kugeln von jeweils 1000 Metern Durchmesser, von Robotern bemannt, die ebenfalls Kurs auf die sich im Thorrtimer-System Versammelnden nahmen. Funkkontakte bestätigten, dass sich die Raumer und ihre Roboter dem Befehl Alashans unterstellten - Hunderte landeten nach und nach, um Alashaner aufzunehmen, die bei den Flüchtlingen vor Ort helfen wollten.
Gias und Stendals Augen bekamen ein verräterisches Glitzern, als schließlich als Gesamtzahl der mit rasender Geschwindigkeit entstandenen Objekte 500 Groß-Habitate, 50.000 Frachtcontainer sowie 20.000 Kugelraumer ermittelt werden konnten. Ich brauchte kein Telepath zu sein, um ihnen ihre Gedanken anzusehen: Wenn wir die Katastrophe doch überleben sollten, ist mit dieser ES-Hinterlassenschaft ein Grundstein gelegt, um Alashan zur führenden Macht in DaGlausch und Salmenghest zu machen...
Diese Entwicklung mochte ein Silberstreif am Horizont sein, doch die übrige Entwicklung forcierte: Die Zahl der Kesselbeben stieg ebenso sprunghaft an wie die Zahl der Flüchtlingsraumer. Die letzten Apriltage entwickelten sich für mich zum Alptraum. Ich fürchtete den Schlaf, weil er mich im Para-Traum entrückte, das Leid in der Doppelgalaxis hautnah erleben ließ und in den Wahnsinn zu treiben drohte. Nur starke Pharmaka halfen mir schließlich, wenigstens einige Stunden zwischendurch traumlos zu verbringen, um Kraft zu schöpfen. Kraft aber wofür? Für den Tod?
Vielleicht war es bloße Ablenkung, vielleicht ein Ausdruck jener Verdrängung, um nicht an das Ende zu denken" an das Superbeben - doch ich nutzte die in der TLD-Syntronik gespeicherten Daten, um mich eingehend über all das zu informieren, was im Laufe der Jahrtausende über Superintelligenzen im allgemeinen und ES im besonderen herausgefunden worden war. Gia gestattete mir sogar Zugang zu als topsecret klassifizierten Daten. Anfänglich belächelte Tess meine ans Hektische grenzende Aktivität, war bald aber ebenso interessiert. Wir sahen uns die Berichte über die Lösung des Galaktischen Rätsels an, betrachteten die Bilder, die in verschiedenen Epochen von Wanderer aufgenommen wurden, waren quasi dabei, als im April 2326 die Kunstwelt zu einem winzigen Brocken wurde, der schließlich hinter einem „Zeitfeld" verschwand.
Die Kaiserin von Therm, BARDIOC, Seth-Apophis, ESTARTU, ES-Verwirrung ... Tausende kleine Puzzleteilchen mussten zusammengefügt werden. Ein letztlich schlüssiges Gesamtbild ergab sich dennoch nicht. Zu viele Fragen blieben offen oder waren mit Spekulationen verbunden. Das Handeln insbesondere von ES, die wiederholten Orakelaussagen, vagen Andeutungen und Widersprüche schienen keinen rechten Sinn zu ergeben.
Was bedeutete die berüchtigte 20.000-Jahres-Chance wirklich? Stand sie vielleicht irgendwie im Zusammenhang mit der ES-Verwirrung und musste unter Umständen gar eher als „selffulfillingprophecy" betrachtet werden? Als etwas, das in den Zeitkreis eingebunden war, der die Nakken zu ES-Suchern und -Rettern gemacht hatte?
Oder die Flucht vor der Suprahet-Gefahr, später als Rechenfehler „erklärt", weil eigentlich die Ankunft des Schwarms gemeint gewesen sei? Zu einer Zeit, als die Vorbereitungen hin zum Konstituierenden Jahr von Thoregon schon liefen und weitere Zeitkreise bestanden? Das ergab keinen Sinn, ließ sich eigentlich nur mit gezielter Desinformation erklären. Vorsicht war in jedem Fall angebracht, wenn es um die Aussagen dieser Entitäten ging.
Ließen sie sich mit anderen Fakten abgleichen? Gab es „unabhängige" Bestätigungen? Wo und wann waren sie von Dingen wie dem Transformsyndrom beeinflusst oder unterlagen der zwangsläufigen Verzerrung, weil in Modellen, Metaphern und Gleichnissen gesprochen wurde?
Je länger wir
Weitere Kostenlose Bücher