Touch of Pleasure
Kapitel 1
Sienna kniete neben ihrer Freundin Emily auf dem Boden, während sie die blonde Versuchung in die tiefste Hölle verwünschte. Selbst Satan würde den nervenden, ewig quatschenden, lebenslustigen, liebenswerten und zuckersüßen Quälgeist im hohen Bogen hinauswerfen, um endlich seine Ruhe zu haben, und auch um wieder eigene Entscheidungen treffen zu können. Gott, war das unbequem. Die Fugen des Mosaikbodens drückten sich in ihre Kniescheiben, obwohl sie versuchte, unauffällig eine bequemere Position zu finden. Emily dagegen kniete unbeweglich neben ihr, glich dabei einer anmutigen Statue, als hätte sie die Haltung unzählige Male geübt und ihre Gelenke gestählt. Zu allem Überfluss fühlte Sienna sich wie eine Schülerin, die im Zimmer des Rektors stand, da sie zu spät zum Unterricht erschienen war. Genau wie damals biss Sienna sich auf die Unterlippe, um das nervöse Kichern zu unterdrücken. Sie hatte den blödsinnigen Entschluss gefasst, ihren heiß ersehnten und bitter benötigten Urlaub in einem exklusiven BDSM-Resort, in dem strenge Regeln herrschten, zu verbringen. Und das war Emilys Schuld, weil sie so lange auf Sienna eingeredet hatte, bis sie zustimmte, mit ihr auf die Insel zu fahren, obendrein sich neu zu entdecken, wie das Zuckerteufelchen es nannte.
Die Kontrollen an dem Tor des Resorts hatten ihr das erste Herzklopfen entlockt, sodass ihr das Herz buchstäblich ins Höschen gerutscht war, sobald das Wachpersonal sie angestarrt hatte, als wüsste es, dass sie etwas verbarg. Aber wie aufregend sich dieses Abenteuer anfühlte! Summend und surrend jagte Vorfreude durch ihre Adern, nur um sich an unsittlichen Körperstellen zu sammeln.
Sienna gab zerknirscht zu, seitdem Brandon sich vor gut einem Jahr von ihr getrennt hatte, trocknete ihr Sexleben so beharrlich aus wie ein Wasserloch in der Sahara, und auch vorher hatte es mehr einer Pfütze entsprochen als einer sprudelnden Quelle der Lust. Und ja, sie besaß ein ganzes Bücherregal mit SM-Romanen, die sie unglaublich erregten. Doch sie hatte sich nicht getraut, ihre Sehnsüchte in die Tat umzusetzen. Es war ratsamer, eine Schokoladentorte anzustarren, anstatt sie bis auf den letzten Krümel zu vertilgen, und sich erst hinterher den Konsequenzen zu stellen. Mit Wehmut dachte sie an ihr Smartphone, an WhatsApp und Internet. Das schlanke Mobiltelefon mit der Prepaid-Karte, das sie aus der hintersten Schublade hervorgekramt hatte, drückte, verborgen durch ihren Stiefel, gegen ihr Schienbein, und mit ihm konnte sie lediglich telefonieren und SMS verschicken. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, es hineinzuschmuggeln? Elektronische Geräte wie Handys, Notebooks, Tablets waren den Gästen der Insel streng verboten. Nichts sollte sie ablenken auf ihrer sinnlichen Reise zu Demut und Dominanz. Innerlich zuckte sie mit den Schultern. Die Inhaber würden sie kaum auspeitschen für dieses Vergehen und ihre Tat sowieso niemals bemerken.
Denn so einfach konnte sie sich gedanklich nicht von ihrem Lebensmittelpunkt lösen. Ihr Herz hing an ihrer Cateringfirma Tasty . Molly, ihre Assistentin, besaß ihr ganzes Vertrauen, doch die letzte Entscheidungsgewalt lag bei Sienna. Ausgerechnet ein Großauftrag war mitten in ihre Urlaubszeit geplatzt. Nur die hohen Kosten hatten sie abgehalten, die Reise kurzfristig zu stornieren, weil sie das Geld verloren hätte. Quietschende Sohlen katapultierten sie zurück ins Hier und Jetzt.
Dieser Furcht einflößende Kerl Alec umrundete die Gruppe, die aus sechs nervösen Frauen bestand, wie ein Tiger, der sich noch nicht entscheiden konnte, welche er als saftigsten Happen erachtete. Sie brauchte sich allerdings nicht zu sorgen, da sie auf den ersten Blick unscheinbar wirkte, immer in der Menge unterging. Jeder stürzte sich auf Emily, deren Verpackung auf den Inhalt hindeutete und deren leckeres Inneres hielt, was das Geschenkpapier von außen versprach.
Ob die bestellten Ananas und die Mangos rechtzeitig eintrafen? Und die Cupcakes, die sie neu ins Programm genommen hatte, ob Molly und Lilian, die kleine Aushilfe, sie meisterlich herrichteten?
Schwarze glänzende Schuhe verharrten in ihrem Sichtfeld. Starke Finger trommelten gegen einen schwarz bekleideten Oberschenkel. Wieso blieb der Master des Grauens ausgerechnet vor ihr stehen? Zwei weitere der Frauen waren von unglaublich perfekter Schönheit, mit umwerfenden Größe-XS-Figuren und XL-Busen. Die beneidenswerten blöden Kühe. Das Trommeln der
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