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2048 - Insel des Friedens

Titel: 2048 - Insel des Friedens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte vor diesem Hintergrund aufrüttelnde Wirkung. Zu selten war in den letzten Jahren der Kontakt zur Heimat gewesen, die von dort mitgebrachten Nachrichten eher Grund zur Beunruhigung. Mein Traumblick wurde zum Fokus: Mit rasender Geschwindigkeit schien ich mich den Kugelraumern zu nähern, die Schiffskennungen - SCHIMBAA und ZEUT - glitten vorüber, die Wandungen stellten kein Hindernis dar. Ich raste durch Räume und Korridore, weiterhin von jenem Etwas angezogen, das die Aufmerksamkeit meines Para-Traums erregt hatte. Unvermittelt fand ich mich in einem Saal der Astronomischen Abteilung wieder. Wände und Decke waren von der Holoprojektion geprägt, die vor der Schwärze des Leerraums die Galaxis DaGlausch zeigte. Nur zwei Personen waren anwesend. Sie hätten unterschiedlicher kaum sein können.
    Die eine war schon äußerlich auf den ersten Blick als Haluter zu erkennen, obwohl es sich keineswegs um einen normalen Haluter handelte, Ich er - kannte ihn wieder, sah die für Mitglieder seines Volkes eher kleinwüchsige Gestalt genau, eingehüllt in einen dunkelblauen Anzug, die Haut des Halbkugelkopfes von pigmentlosem Weiß. Blo Rakane!
    Wie etliche andere hatte er damals die SOL verlassen, bevor diese im Mega-Dom verschwand. Die Begegnung mit ihm war nur kurz gewesen, als der SOL-Kreuzer, von Alaskas Virtuellem Schiff quasi huckepack genommen, vor dem Weiterflug zur Milchstraße bei uns eine Zwischenstation eingelegt hatte und wir von den Ereignissen im PULS erfahren hatten. Die zweite Person war mir ebenfalls kein Unbekannter: Lotho Keraete, der Bote von ES! Er trug den braunen, mit zahlreichen Taschen versehenen Overall, genau wie damals. Mit seinem metallenen Körper hätte er vermutlich keiner Kleidung bedurft, aber diese verlieh ihm wohl Halt, bewahrte ihm den Rest von Menschlichkeit. Denn ob „Mensch" nach der Umwandlung im Auftrag von ES noch die richtige Umschreibung war, erschien mir zweifelhaft. Ein Körper aus flexiblem Metall! Eine zwangsweise Transformation!
    Schaudern befiel mich. Nur wenige Glanzlichter waren auf der glatten Oberfläche zu erkennen; sie bildeten einen merkwürdigen Kontrast zur Dunkelheit des Materials. Alaska hatte mir von Laire und Samkar erzählt, damals, und an diese musste ich bei Keraetes Anblick unwillkürlich denken.
    Fast zeitlupenhaft drehte der ES-Bote seinen Kopf. Er sah mich genau an, obwohl das im Zustand meines Para-Traums nicht möglich war. Mein Schaudern gewann eine Intensität, die mich zurückweichen ließ. Lotho Keraete sagte nichts, nur sein Blick blieb. Ich war mir plötzlich sicher, dass er mich wirklich sah! Und damit endete die Wahrnehmung abrupt, ließ mich schweißgebadet erwachen.
    Das war vor zwei Tagen gewesen. Inzwischen hatten die NOVA-Raumer die Restdistanz überbrückt, sich offiziell gemeldet und näherten sich dem Thorrtimer-System. Eismer Störmengord und Gia de Moleon, die sich in ihrer Funktion als „Beratende Direktorin" in den letzten Jahren vermehrt im Ring von Zophengorn aufhielt, waren informiert vor wenigen Stunden war die GLIMMER gelandet, Stendal Navajos Begrüßungsdelegation stand bereit.
    Fern im Südosten erstreckten sich die Zortengaam vorgelagerten Fabrik- und Industriekomplexe, an welche sich der Zortomm-Raumhafen anschloss.
    Drei der linsenförmigen, an Bug und Heck mit Kegelverdickungen ausgestatteten Thorrimer-Raumer starteten: Impulstriebwerke blitzten auf, die Schiffe rasten als langgeschweifte Kometen durch die Atmosphäre hinaus ins All.
    Ich behielt sie im Blickfeld, schloss mich ihnen quasi an, folgte als unsichtbarer Blickpunkt und trieb weiter. Aus der Ferne beobachtete ich den Anflug der bei den NOVA-Raumer, vermied es diesmal jedoch, ins Innere der Schiffe einzudringen. Eine eigentümliche Scheu hielt mich davon ab, der durchdringende Blick des ES-Boten stand mir weiterhin vor Augen. Ich war mir nicht sicher, was genau dieser Blick bedeutet hatte. Eine fast körperlich fühlbare Einsamkeit war auf mich übergesprungen; verbunden damit eine Melancholie, wie sie mit einem immensen Wissen gekoppelt war, das Tragik und Schicksal kannte, ohne jedoch am Fort- und Ausgang der Ereignisse an sich etwas ändern zu können - oder zu wollen.
    Irgendwie offenbarte sich in diesem Blick die Kenntnis von Jahrmillionen. Abgründe aus Raum und Zeit hatten sich aufgetan, waren für den Bruchteil einer Sekunde bloßgelegt, um sich dann wieder in das metallene Gehäuse zurückzuziehen, das nur äußerlich der Gestalt eines Menschen

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