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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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    Ebba Sp ar res Medaillon
     
     
     
    Ausgerechnet Ebba Sparres Medaillon! Das goldene Oval in Form einer blühenden Rose, auf das das Fräulein so stolz war. Denn obwohl es Winter war und der Wind so stark wehte, dass sich im Schloss von Uppsala selbst die Kaminfeuer unter seinem eisigen Hauch duckten, bedeckte die Kammerfrau der Königin ihr Dekolletee nicht, sondern trug das Schmuckstück gut sichtbar auf der hellen Haut. Nun aber war die Goldrose verschwu n den und Fräulein Ebba erinnerte sich nicht daran, wo sie sie verloren haben könnte. Seit Stunden wurde im Schloss gesucht. Rufe ertönten in den Gängen, Lakaien liefen aufgeregt hin und her und sahen auf jedem Sekr e tär und in jeder Schublade nach. Ein Dienstmädchen drückte sich mit verweintem Gesicht an der Eingang s treppe herum. Selbst aus der Küche wurden zwei Frauen gerufen, um jeden einzelnen der verwinkelten Gänge a b zugehen. Ein ausländischer Repetitor mit einer schlecht sitzenden Perücke scheuchte die Studenten auf, die heute Morgen eingeladen worden waren, um den königlichen Gästen aus Stockholm ihre Aufwartung zu machen.
    »Das Medaillon ist ein Erbstück«, erklärte der Tisc h diener Olof in der Küche. Seine Wangen glühten vor Aufregung und er zupfte ständig an den bestickten Ä r melaufschlägen seiner b lauen Livree herum. »Es gehörte Fräulein Ebbas V a ter. Das hat sie bei Tisch einem der Studenten erzählt. Beinahe geweint hat sie, als sie da r über sprach! Und die Königin hat befohlen, dass sogar der Sekretär des B i schofs beim Suchen helfen muss! Stellt euch vor – Kester Leven persönlich kriecht in den Ecken herum.« Die Hilfsköche grinsten.
    Elin beugte sich noch tiefer über den kupfernen Topf, den sie gerade ausscheuerte. Eine weißblonde Haarsträ h ne fiel ihr ins Gesicht und Elin schob sie mit ihren nassen Fingern zurück unter die Haube. Ihre Hände waren taub vor Kälte, denn das Waschwasser wurde nicht erhitzt. Nur am Ofenfeuer konnte sie sich ein wenig aufwärmen – vorausgesetzt, Greta, die Köchin, sah gerade nicht hin. Verstohlen musterte Elin den Diener. Olofs Hände waren fein und hell wie die einer Dame. Elin stellte sich vor, wie er geschickt die Silberplatten mit dem Pökelfleisch und dem gebeizten Lachs balancierte. Beim bloßen G e danken daran, dass Kristina, die Königin von Schweden, nur w e nige Hallen von dieser Küche entfernt an der prächtig gedeckten Tafel saß, bekam Elin heftiges Her z klopfen.
    »Heute Morgen hat Fräulein Ebba das Schmuckstück angelegt«, erzählte Olof weiter. »Sie erinnerte sich auch daran, es noch getragen zu haben, bevor sie zur Kanzlei ging. Und plötzlich ist es weg!«
    »Gib es zu, Ida, du hast es!«, rief der Hilfskoch. »Lass mich nachschauen – du hast es in deinem Mieder ve r steckt!«
    Die Küchenmagd blickte verdutzt hoch. Bevor der u n verschämte Kerl nach ihrem Hals greifen konnte, sprang sie zurück und schlug nach seiner Hand. Alle lachten.
    Maditt zwinkerte Elin zu und goss neues Wasser nach. Mit einer nachlässigen Geste warf sie eine Hand voll Sand in den Topf, den sie gerade scheuerte.
    »Sogar die Kleidertruhen der Diener haben sie durc h wühlt!«, flüsterte sie Elin zu.
    »Ich hab ’ s weiß Gott nicht nötig, Schmuck zu ste h len«, giftete Ida. Ihre Wangen bebten vor Wut. »Wenn du jemanden verdächtigen willst, schau doch bei Emilia nach! Die braucht jede Ö re , um ihre Bälger über den Winter zu bringen!«
    Elin blickte erschrocken auf.
    »Reg dich nicht auf«, flüsterte Maditt. »Die machen doch nur Spaß.«
    »Das ist ein verdammt schlechter Scherz«, erboste sich Elin.
    Sie sah sich um, aber Emilia war nirgends zu sehen. Gut, dass sie Idas gemeine Unterstellung nicht gehört hatte. Emilia war der einzige Mensch, den Elin wirklich mochte. Sie kannte sie schon von Kind an – und seit vier Wochen arbeiteten sie beide in der Küche des Schlosses. Emilia teilte nachts ihr Strohbett mit Elin und tröstete sie, wenn sie wieder einmal Prügel von der Köchin bezogen hatte.
    »Wer könnte so dumm sein und einen Gast vom K ö nigshof bestehlen!«, plapperte Maditt weiter. »Glaubst du, Emilia würde so etwas tun?«
    »Wenn du weiter solchen Unsinn redest, fault dir s i cher noch die Zunge ab«, sagte Elin. Ihr war ganz flau vor Angst.
    »Elin! Maditt!« Gretas energische Stimme ließ sie au f schrecken. Die Köchin wischte sich die vom Salzfisch verkrusteten Finger an der Schürze ab. »Gafft nicht he r um! Los, an die

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