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2049 - Morkheros Galaxis

Titel: 2049 - Morkheros Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wusste, dass es nicht recht war, doch er freute sich auf den Schuss und den Tod, den er damit brachte. Es war die einzige Möglichkeit, die er besaß, sich von seiner eigenen Lebendigkeit zu überzeugen. „trkrkrok ..."
    Wrehemo drückte ab. Ein sonnenheller Blitz entwich aus dem Lauf der Waffe, verfehlte das Tier um einen halben Meter, schlug in den Boden und hinterließ über dem crozeirischen Schiefer eine stumpf aussehende Spur. Das Tier huschte in einer irrwitzig scheinenden Geschwindigkeit durch den Saal, von einer Seite zur anderen, auf das gegenüberliegende Schott und die dahinter sich auftuende Dunkelheit zu. Plötzlich war das Tier verschwunden. Wrehemo starrte auf ein Loch im Boden, eine versenkte Stahlmanschette, die aus Wartungsgründen kein Display enthielt. In dem Loch musste das Tier verborgen sein. Mit aufgeregten Atemzügen dirigierte er den Silbernen zu der Manschette. Wrehemo blickte von oben hinab in die Öffnung, nur noch von den Widerhaken am Leib des Trägers gehalten- direkt auf das furchtsam sich in den Schatten kauernde Tier. Er hob noch einmal den Thermostrahler, mit einer ungetrübten Freude wie einst als Kind beim Karriolenden Clan der Seelenquell, und berührte den Auslöser. Der Leib des Tieres verbrannte.
    Als Wrehemo wieder sehen konnte, bedeckten glosende Fetzen Asche und Fell den Boden der Manschette. „Ich habe es geschafft, Servo!" verkündete er. „Das ist ohne jeden Zweifel eine wichtige Nachricht. Ich empfehle, die Kunde sogleich an die Ritter weiterzuleiten." Wrehemo hörte den Sarkasmus der Maschine mit ohnmächtigem Zorn.
    Wrehemo Seelenquell hatte einen Traum. Einen einzigen nur: Einmal in seinem Leben das nicht mehr lange dauerte, wollte er' einem leibhaftigen Ritter von Dommrath gegenüberstehen. Er malte sich aus, wie der Ritter seinen erhabenen Körper vor Wrehemo aufrichtete und dem Seelenquell Dank aussprach; einem treuen Untertan, der sein Leben lang den Technologischen Speicher gehütet hatte. Doch statt jemals ein Wort der Anerkennung zu ernten, hielt Wrehemo nur die Schätze der Ritter instand.
    Er hatte in seiner Aufgabe niemals eine Überwachung festgestellt, nicht durch den verhassten Servorechner, nicht durch Kameras oder Kontrolleure. 1m Speicher herrscht der Seelenquell. Ein Funkgerät, das ihn mit den Rittern oder einer übergeordneten Instanz verband, existierte nicht. Manchmal bildete er sich ein, der letzte scheintote Überlebende in einem entvölkerten Universum zu sein. Manchmal glaubte er, dass niemand sich für seine Tätigkeit interessierte, die Ritter nicht und auch sonst niemand im Land Dommrath. Das Leben und Wirken des Hüters war von einer so geringen Bedeutung, dass es keiner Überwachung bedurfte.
    Es fiel ihm nicht leicht, den Gedanken in den Hintergrund zu drängen. Wenn er den Verstand verlor und eines Tages die Exponate nicht mehr schützte, sondern zu vernichten begann, würde niemand es bemerken. Aber er war ein Seelenquell, und es war undenkbar, gegen die Interessen der Ritter zu verstoßen. Durch das Luk, das sich in der Wand des Aufenthaltsraums befand, starrte er in den Kosmos hinaus. Milliarden gleißende Lichter umgaben die Sternenkammer, die Sterne der Galaxis, die sie das Land Dommrath nannten, unterteilt in 3456 Cluster, die Do'Checkalur. Sein Blick glitt über die sich fortdrehende Kugel des Planeten Crozeiro, Perle des Clusters 0001, im Zentrum des Landes gelegen. „Eines Tages ...", murmelte er, und niemand hörte seine Worte als der Silberne, „eines Tages, warte nur ..."
    Aber kein Ritterschiff stieg aus dem Morgendämmer in den Orbit auf. Wrehemo zog die Blende vor das Luk, ärgerlich über sich selbst. „Gehen wir, Silberner!" Er verbannte die Wehmut aus seinem Herzen, und wenn es nur für den Rest des Tages war. Die Ledorin-Stiefel seines Trägers klapperten über den dunklen Crozeiro-Schiefer, Wrehemos Gedanken versanken im ewig sich wiederholenden Rhythmus der Tagespatrouille. Sein Rundgang durch den Speicher begann im untersten Deck. Zwischen der ersten und der fünfhundertsten Etage befanden sich mehr als zehntausend Säle. Die meisten standen leer, besonders die oberen und unteren Sektionen.
    Seine Liebe gehörte deshalb den Speichern der Mitteldecks. Die wunderbarsten Exponate, auf den Altären im goldenen Licht abgelegt, stammten aus fernen Galaxien, aus der vieltausendjährigen Vergangenheit der Ritter, aus ungezählten Begebenheiten in einem von Abenteuerlust erfüllten Kosmos.
    Eine Sektion des

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