2049 - Morkheros Galaxis
stemmte sich aus der Antigravitationsschale empor, mit dürren, kraftlosen Armen. Unter seinem tiefschwarzen Gewand, das von der Halsregion bis zum Unterleib reichte, staute sich Hitze, Die Tätowierung an seiner Stirn pulsierte in einem Rhythmus, der ihm Schmerzen bereitete.
Ein Jahrhunderte verleugnetes Jagdfieber trieb den Pulsschlag des Hüters hoch.
Sein Blick wanderte ruhelos über die karge Einrichtung des Aufenthaltsraums; der Nahrungsspender, der Tisch mit dem Nachrichtenholo, das im Sekundentakt Meldungen aus dem Land präsentierte; daneben ein Regal, das altmodische Folianten enthielt, mit zweidimensionalen Fotografien aus dem Leben des Karriolenden Clans der Seelenquell. „Fsssh ...! Hier herüber ..."
Hinter ihm erklang ein polterndes Geräusch, als der Silberne sich in Bewegung setzte. Der Silberträger war ein kräftiges Geschöpf, eine Gestalt von kompakter Erscheinung, eineinhalb Meter groß, sehr viel kräftiger als der nur sechzig Zentimeter messende Seelenquell. Die Säulenbeine des Silbernen produzierten ein bassig klingendes, von Ledorin-Stiefeln gedämpftes Schrittgeräusch. Einen halben Meter vor dem zitternden Wrehemo blieb das Geschöpf stehen. Mit seinen klobigen Armen balancierte der Silberne den Sattel, ein stumpfes nickelfarbenes Gestell mit Sensorflächen, und drapierte sich die Sitzwanne über die kopflosen Schultern. Wrehemo fühlte sich in Körpermitte angehoben und wie eine zerbrechliche Kostbarkeit in den Sattel gesetzt. „Warst du eingeschlafen ...?" wisperte er, auch wenn er nicht sicher wusste, ob der Silberträger ihn verstand. „Wir gehen auf die Jagd, stummer Diener ..." Wrehemo Seelenquell schlug die Widerhaken seiner Beine in das silberne Fleisch. Der Träger zuckte in einem Nervenreflex, aus der Haut quollen Blutstropfen. Ein Strom von Energie pulste durch Wrehemos Adern. Durch die Muskulatur des halb intelligenten Geschöpfes raste ein wohliger Schauer, als der Leib des Meisters sich mit dem Leib des Dieners koppelte. Über die Widerhaken schickte er Nervenimpulse in den Körper des Trägers. Als der Silberne einen Fuß vor den anderen setzte, war es so, als bewege sich Wrehemo selbst. Die Einheit eines Seelenquells mit seinem Träger war nicht weit von einer geistigen Verschmelzung entfernt. Der Silberne wirkte als lebendiges Aufputschmittel, ein Konzentrationsverstärker, mit dessen Hilfe er tagelang ohne Schlaf auskam.
„... trikktrk ..."
Das Geräusch klang leise, deutlich entfernter als eben noch. Wrehemo trieb den Silbernen zur Eile an. Er stapfte zu dem Waffenschrank, der neben der Antigravschale an der Wand befestigt war, und wählte den Thermostrahler. Der klobige Griff war nicht für die schmale, neunfingrige Hand eines Seelenquell gemacht, doch er wollte jetzt töten, auch wenn er das Gewicht des Strahlers kaum halten konnte.
Wrehemo stellte die Waffe auf eine Temperaturentwicklung unterhalb von dreihundert Grad. Genug für das Tier und zuwenig für das molekülverstärkte Hybridmaterial im Technologischen Speicher. Die Gefahr, mit einem Fehlschuss unabsichtlich Schaden anzurichten, war damit gleich Null. Er dirigierte den Silbernen durch die Tür in den angrenzenden Saal. Eine indirekte, golden schimmernde Beleuchtung flammte auf. Aus dem Boden fuhren mit Aktivierung der Leuchtkörper die Altäre hoch; Displays, die aus der besten Legierung der Ritter bestanden und deren Objekte von transparenten Konservierungsfeldern gesichert waren.
Man hätte eine Kanone benötigt, um die Displays zu beschädigen, nicht ein Gebiss aus Nagezähnen. Wrehemo wusste es, er wusste es eigentlich genau - und doch musste er das Tier töten. Er vertrug die Aussicht nicht, dass ein Schädling an den Schätzen und Altären seinen Kot entleerte.
Wrehemo starrte in die hintersten Ecken, er bewegte sich um die Altardisplays herum und prüfte jeden toten Winkel. Als er fast schon glaubte, das Tier sei fortgelaufen, von dem goldenen Licht erschreckt, da hörte er es noch einmal: „... krtkrikrt."
Wrehemo ließ den Silberträger herumfahren. Hinter dem kostbarsten Altar von allen, mit dem wertvollen Anzug der Phantome, kauerte das Geschöpf am Boden. Der Anzug selbst bestand aus transparentem Stoff, so gut wie unsichtbar; Wrehemo konnte jedoch sehen, dass der rote Sepzon-Gürtel noch an seinem Platz lag. Dennoch war das Urteil gesprochen. Wrehemo richtete seinen schmalen Körper im Sattel auf. Er hob den Strahler, mit zitternden Fingern, und legte auf das Tier an. Wrehemo
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