2049 - Morkheros Galaxis
auf den Karriolenden Clan. Er machte Station in einem Exotel, versorgte den Silberträger und sich selbst und durchwachte die Nacht am geöffneten Fenster.
Im Morgengrauen schrieb sich eine Botschaft aus sonnenhell gleißenden, dommrathischen Schriftzeichen in den Himmel: DER MARKT DER SEELENQUELL ÖFFNET AM SÜDLICHEN RAND VON KOHARAM YN YAKA.
Wrehemo begab sich mit einem Strom von Passanten zum ausgesuchten Marktplatz. Das leere Feld lag abseits der Stadt und bot zwei mal zwei Kilometer nutzbare Fläche. Vom Portal näherte sich eine seltsame Prozession. Die Karawane der Seelenquell wälzte sich als filigran gezeichneter Riesenwurm durch die ausgeglühte Felsenlandschaft. Es handelte sich um ein Dutzend Stahlschildquappen, bis zu hundertfünfzig Meter lang und sechzig Meter hoch, von bulligen Zugmaschinen auf Prallfeldkufen über die Oberfläche des Planeten gezerrt. Gemeinsam mit Aseddos und Caranesen verfolgte Wrehemo die Ankunft der Riesen, eine irritierend lautlose Zeremonie.
Die Karawanenspitze verteilte sich längst über den Marktplatz, das Ende der Prozession schien immer noch Kilometer entfernt und verwaschen im morgendlichen Dunst. Wrehemo kannte den Anblick genau. In dieser Karawane war er geboren und aufgewachsen. Er hatte nichts vergessen, nicht ein einziges bedeutungsloses Detail, doch sein Leben war beinahe vorüber und der Karriolende Clan für ihn Geschichte. „... seht, sie öffnen die Luken ...!"
„Wie machen sie das nur, sie können nicht ...?"
„Haben wir Rathische Sons dabei, haben wir Geld ...?" Die vorderen zwei Stahlschildquappen brachen in der Mitte entzwei, oberflächlich betrachtet, sie klappten auseinander und entblößten regelrechte Schaukästen, Displaykammern auf bis zu zwölf Stockwerken, in Rautenmustern übereinander angeordnet.
Der Karriolende Clan der Seelenquell betrieb interplanetaren Handel. Jede Kammer enthielt Importware, die Schätze des Landes, stroboskopisch ausgeleuchtet und komprimiert zur Schau gestellt. Wrehemo beobachtete mit verstecktem Amüsement das Staunen der Aseddos. „... woher sie das alles haben, werde ich niemals ..."
„Seht! Ich glaube, es bewegt sich ...!"
Die Bergarbeiter in ihren Lederpanzern waren nicht arm. Ihrem Leben ging allerdings jegliche Form von Unterhaltung ab, trotz der Anbindung an das Do'Tarfryddan. Die Ankunft des Marktes der Seelenquell bedeutete für die engstirnigen Aseddos eine Sensation. Bei aller Exotik eilte der Karawane ein makelloser Ruf voraus. Niemals hatte man gehört, dass ein Mitglied des Clans betrogen oder bewusst fehlerhafte Ware verkauft hätte. „Zuverlässig wie ein Seelenquell" galt als geflügeltes Wort in den Clustern. Von diesem Nimbus lebte der Karriolende Clan. Wrehemo war sicher, dass die Rechnung auf dem Planeten Asedd aufgehen würde. Die Bewohner der Millionenstadt Koharam Yn Yaka würden dem Clan zu Füßen liegen.
Er ließ sich mit den Aseddos zum Markt treiben. Den ausgestellten Waren schenkte er kein Interesse, stattdessen bestieg er einen außenliegenden Paternoster und fuhr ins oberste Stockwerk. Wrehemo erblickte den ersten Artgenossen seit fünfzehn Jahrhunderten. Es handelte sich um eine junge weibliche Seelenquell. Er konnte ihre Nähe riechen. Der Duft ließ ihn inwendig zittern. Die zarte, fragile, humanoide Gestalt war nicht größer als sechzig Zentimeter, so wie er selbst. Statt eines Silberträgers ritt sie auf einem kräftigen schuppigen Huftier. Das linke der zwei muschelförmigen Ohren war von einer goldfarbenen Metallkappe ersetzt, deren Zweck Wrehemo nicht kannte; er wusste nicht, warum, doch die goldene Kappe irritierte ihn.
Nicht ohne Mühe wahrte er seine Beherrschung. Mit rau klingender Stimme fragte er: „Wo kann ich den Lenker des Clans finden? - Ich ... Mein Name ist Wrehemo." Die Seelenquell mustere ihn unverhohlen misstrauisch. „Du bist keiner vom Karriolenden Clan", stellte sie scharf fest. „Das würde ich so nicht sagen", wich er der Frau aus. „Ich werde mit dem Lenker darüber sprechen." Die Seelenquell schien über seine Worte nachzudenken. „Du findest den Lenker im Lenkerhaus. Wo auch sonst." Wrehemo wandte sich brüsk ab, nicht aus Unhöflichkeit, sondern aus Verlegenheit. Er konnte das Hufklappern ihres Trägers hören, immer hinter ihm her, bis er einen Aufzug erreichte. Dort blieb die Seelenquell zurück.
Das Lenkerhaus befand sich im obersten Segment der Stahlschildquappe. Wrehemo begegnete einige Male Artgenossen, die meisten mit einer Kappe
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