2050 - SEELENQUELL
Vielfalt von zehntausend einzelnen Bewußtseinssplittern hätte ihn vielleicht hinweggerissen, die von Milliarden war so gewaltig, daß er sie nicht einmal ansatzweise übernehmen konnte.
Aber immerhin konnte er sämtliche Lebewesen im Arkon-System veranlassen, mit ihrer jeweiligen Tätigkeit fortzufahren und alles andere um sie herum zu ignorieren. Sie sozusagen in eine Art Halbschlaf zu versetzen und die ORDEO MYN aus ihrem Bewußtsein zu verdrängen.
Damit war auch gewährleistet, daß die Wissenschaftler, die gerade Subtor versetzten, ihrer Aufgabe weiterhin nachgehen konnten. „ORDEO MYN, Überlichtflug in den Orbit von Arkon I!" befahl er. „So nah heran, wie es sich eben noch vertreten läßt."
Das Schiff gehorchte. Der Anzug der Phantome schwieg. Überaus gespannt, diesen Eindruck hatte der junge Seelenquell zumindest. So gut kannte er ihn mittlerweile.
Er ließ die ORDEO MYN in der Nähe des Kristallpalastes auf Arkon I landen. Nichts und niemand nahm ihn zur Kenntnis, nichts und niemand hielt ihn auf.
Unsterblichkeit, dachte er. Der Übergang zu einem höheren Wesen.
Nur die Entkörperlichung, von der der Anzug gesprochen hatte, bereitete ihm noch etwas Unbehagen.
Und nun meldete der Anzug sich mit einem seltsamen Vers, auf den Morkhero sich keinen Reim machen konnte. „Auferstehn, ja auferstehn wirst du, mein Staub, nach kurzer Ruh'."
Plötzlich war die andere Stimme in seinem Kopf wieder da. „Dann ist vorbei die Gnadenzeit und da des Fluches Ewigkeit."
Morkhero Seelenquell fuhr zusammen, sah sich um, aber außer ihm war niemand in der Zentrale der ORDEO MYN.
Er war allein. Wie immer.
Er war allein, und die Einsamkeit zerrte und riß und schmirgelte und fraß an ihm. „Nein", flüsterte er. „Ich werde nicht wahnsinnig." Er sprach lauter. „Das alles ist dummes Geschwätz. Ich habe nicht vor, zu Staub zu zerfallen. Nein, ich werde abwarten, bis Arkon III an Ort und Stelle in seine neue Bahn eingeschwenkt ist. Diese Chance kann ich mir nicht entgehen lassen. Dann werde ich die Symbolik des Augenblicks für meine Zwecke nutzen und auf Arkon III die eigentliche Transformation zu SEELENQUELL einleiten."
Auch wenn in diesem Augenblick niemand etwas davon mitbekam, es gab genug automatische Aufzeichnungsgeräte, die alles für die Ewigkeit festhalten würden. Morkhero erwartete, Gelächter zu hören, aber alles blieb still.
Die Stimmen! Wo waren sie? Warum antworteten sie nicht? Nicht nur die eine, sondern alle Stimmen, die er in letzter Zeit vernommen hatte ... „Es dauert nicht mehr lange", sagte er. „Bald wird Arkon III in Position gehen, und dann ist es soweit."
Gespannt verfolgte er die Schiffsholos. Bald, sehr bald ...
Aber kurz bevor es endlich soweit war, meldeten die Orter der ORDEO MYN das Auftauchen eines kleinen Raumschiffs im System.
An sich kein Problem, denn im Arkon-System tauchten permanent Raumschiffe auf.
Das Problem bestand darin, daß die Orter das Erscheinen dieses Schiffes gemeldet hatten.
Sie hatten etwas Außergewöhnliches an diesem Schiff bemerkt.
Bevor der junge Seelenquell reagieren konnte, riß ihn ein verheerender parapsychischer Schlag von den Beinen. Ein Schlag, der eindeutig vom Anzug der Phantome ausging.
Morkhero wußte sofort, was geschehen war, weil der Anzug es wußte. In diesem Augenblick war der Sepzon-Gürtel im Arkon-System aufgetaucht!
Wie ist das möglich? fragte er sich. Befindet der Gürtel sich denn nicht mehr in Wrehemos Besitz? Viele Millionen Lichtjahre entfernt im Land Dommrath?
Morkhero wollte etwas unternehmen, konnte es aber nicht. Er war von einem Atemzug zum anderen völlig handlungsunfähig.
Des Fluches Ewigkeit, dachte er entsetzt.
*
Wrehemo Seelenquell verspürte ein erhebendes Gefühl, in das sich aber auch eine gewisse Besorgnis mischte.
Er hatte Morkhero gefunden. Und mit ihm auch den Anzug der Phantome.
Leg mich doch endlich wieder an! Nimm mich, ich bin dein. Nimm mich, und ich öffne dir das Tor zu einer Welt jenseits aller Wünsche. Jenseits von Tod und Phantasie.
Er wußte genau, was er zu tun hatte. Der Sepzon-Gürtel verriet es ihm. Heller denn je brannte er mitten in seinem Schädel, seinem Gehirn, seinem Denken, seinem Wesen.
Komm zu mir, flüsterte der Anzug über die Verbindung, die der Gürtel mit Wrehemos Geist eingegangen war. Komm endlich zu mir! Es ist dir gefahrlos möglich.
Wrehemo benutzte einen Teil der Energie des Para-Blocks, aber speziell die Kraft des Sepzon-Gürtels, um seinem
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