2059 - Die Astronautische Revolution
sie die Portale abgeschaltet gelassen hätten, wäre die Raumfahrtindustrie mit Sicherheit aufgeblüht. Aber so besteht dafür keinerlei ökonomischer Bedarf.
Raumschiffe sind reine Ideologie!" Ruben spuckte das Wort aus wie ein Stück schal gewordenes Kauholz. Pali zeigte Finale Entschlossenheit. „Wir müssen die Ritter an einer Stelle treffen, wo es ihnen wirklich weh tut."
Im Jahr 433.903 Domm, nur sechs Dommjahre nach Ausrufung der Astronautischen Revolution, kam einer von Bintes Boten zurück aus dem Außenland. Rembatta-O-E, der Anführer der Kolonisten, ließ eine Depesche übermitteln. Er halte die Strategie des bisherigen Revolutionsführers für falsch, stand darin, und die aktuellen Rückschläge gäben ihm ja wohl Recht. Eine Revolution brauche Opfer und Hass. Und wörtlich: „Es ist Caldrogyns und Unsere Pflicht, das Land Dommrath mit einem blutigen Krieg zu überziehen, je grausamer und schmutziger, desto besser. Der lähmende Aberglaube an die Ethik der Ritter kann nur gebrochen werden, wenn auch die Legion mit allem zuschlagen muss, was sie hat."
Pali schwankte, war in Versuchung, dem mysteriösen Rembatta-O-E beizupflichten. Ruben spürte es genau. Doch diesmal setzte er sich durch.
Derselbe Bote brach ins Außenland auf, um Rubens empörte Ablehnung weiterzuleiten: Die Wissenschaftler von Yezzikan Rimba wollten den Kosmos bereisen und erforschen, nicht aber ihre Galaxis in den Untergang treiben. Und wieder derselbe Bote, ein junger Sambarkin namens Gondar Me Lanfe, wurde, nur wenige Kado später, im Grenzbereich zum Halo, in seinem antriebslos durchs All treibenden Kurierschiff aufgefunden, tot, und grausig verstümmelt: Ein Datenträger war ihm brutal in die Speiseröhre gestopft worden. Die Botschaft war unmissverständlich. Rembatta-O-E brach mit Ruben Caldrogyn und der Astronautischen Revolution, ja mehr noch: Er erklärte ihr den Krieg.
Fast jede Kado trafen neue Schreckensmeldungen ein. Die Außenland-Kolonisten wüteten furchtbar. Immer wieder griffen sie Planeten der Revolution an, unter im friedlichen Land Dommrath nicht für möglich gehaltenen Blutopfern. Im zehnten und letzten Rhyn des Dommjahrs, am fünften Croz der sechsten Kado, übermittelten Landros Ortersysteme eine Serie von Aufnahmen, die ganz Yezzikan Rimba zutiefst erschütterten.
Eine Flotte von tausend Außenlandschiffen zerschoss über Couxhal, dem Planeten der in der ganzen Galaxis äußerst geschätzten Druiden, knapp zweihundert Raumer der Revolution, die sich ihnen mit dem Mut der Verzweiflung entgegengestellt hatten.
Doch der Tag forderte einen noch viel höheren Blutzoll. Bomben regneten aus dem Weltraum auf Couxhal herab. Der Völkermord an den Druiden gipfelte in der Sprengung des Planeten. „Eine Revolution braucht Opfer und Hass." Nein, Rembatta-O-E war kein Mann leerer Ankündigungen. Im Dominant-Rat der 55 Akademien herrschte fassungsloses Entsetzen. Selbst Balubs Uganker, der als Polterer bekannt war, winselte nur: „Ist es das, was du gewollt hast, Ruben Caldrogyn, Dominant-Forscher? Dass an unser aller Hörner das Blut der unschuldigen Druiden klebt, der ganzen Bevölkerung von Couxhal?"
„Niemand konnte ahnen, dass die Kolonisten derart ... moralisch verderbt sind!" versuchte Binte den Revolutionsführer zu verteidigen. „Vielleicht schon", sagte Ruben mit schwerer Stimme. „Doch es ist müßig, darüber zu grübeln. Wir sollten lieber nachdenken, wie wir diese Schuld wiedergutmachen können, und vielleicht die hehren Ziele der Revolution dennoch verwirklichen. Aber zuvor will ich wissen, woran ich bin. Ich stelle alle meine Ämter zur Verfügung. Dies ist ein offizieller Misstrauensantrag gegen mich selbst." Die Abstimmung ging knapp aus, mit 29 zu 23 Stimmen - bei drei Enthaltungen - für den Verbleib von Ruben an der Spitze der Sambarkin und der Revolution. Ruben Caldrogyn entging nicht, dass Pali Hutebau gegen ihn gestimmt hatte.
Die Ritter schwiegen weiter, wie sie immer geschwiegen hatten. Nicht einmal die Zerstörung Couxhals und der grausame Genozid an den Druiden schienen sie aus der Reserve locken zu können. „Wir können die Revolution nur retten, wenn es uns gelingt, die Ritter an den Verhandlungstisch zu bringen."
„Leere Worte. Wie willst du das schaffen, Ruben?" Palis Ohrläppchen gestikulierten erregt, mit mühsam verhaltenem Zorn. „Wir müssen einen Weg finden, die Portale zu sabotieren oder zumindest ihre Bauweise zu enträtseln. Oder, besser noch, die Kontrolle
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