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207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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mit dem Blut in Berührung zu kommen. Immer weiter drang sie in den Kadaver vor. Ein Stück weißen Fleisches nach dem anderen landete auf der Sandbank. Schwärme von kleinen Fleggen ließen sich darauf nieder. Es störte sie nicht.
    Das Tsebra stand mit hängendem Kopf etwas abseits. Der Blutgeruch schien ihm nichts auszumachen. Wahrscheinlich war es von klein auf daran gewöhnt worden. Auf Mombassas Kommando stürmte der Erkundungstrupp die Sandbank. Die sieben waren kaum weniger schnell als die Jägerin und überraschten sie völlig. Das panische Schnauben des Tsebras half ihr auch nichts mehr. Es stieg hoch und trommelte mit den Vorderhufen in die Luft.
    Als die Jägerin aufsprang, sah sie sich bereits von den Fremden umzingelt. Drei Pfeile und drei Speere zeigten auf sie. Ein zorniges Fauchen löste sich aus ihrem Mund. Mombassa erfasste, dass sie sich über sich selbst und ihre Unvorsichtigkeit ärgerte. Die Frau, die aus der Nähe noch schöner war, ging leicht in die Knie und winkelte die Arme an. Sie machte eine Finte nach links, eine nach rechts, drehte sich im Kreis und schätzte ihre Gegner ab. Vor allem den riesenhaften Mombassa fixierte sie immer wieder. Die Waffen folgten all ihren Bewegungen. Es interessierte sie nicht. Mit geübtem Auge suchte sie die Schwachstelle, an der sie durchbrechen konnte. Sie glaubte sie in Banta gefunden zu haben.
    »Versuch das besser gar nicht erst«, warnte die Einäugige und schoss ihren Pfeil ab. Er bohrte sich knapp vor der Jägerin in den Sand. Die sprang unwillkürlich einen Schritt zurück, während Banta mit einer fließenden Bewegung einen neuen Pfeil aus dem Rückenköcher zog und auf die Sehne legte.
    Die Jägerin schrie etwas. Der Tsebra-Hengst stieg erneut hoch und preschte auf die Wawaas zu. Er sollte die nötige Verwirrung stiften, um seiner Herrin doch noch das Entkommen zu ermöglichen. Mombassa hatte mit etwas Ähnlichem gerechnet und sich in der Nähe des Tsebras platziert. Als das Tier auf ihn zu galoppierte, hieb er ihm ohne große Anstrengung die Faust auf den Schädel. Es brach wie vom Blitz gefällt zusammen.
    Obwohl sie auf die Jägerin aufpassten, gelang es ihr dennoch, ein Messer zu ziehen und aus dem Handgelenk zu schleudern. Es traf Mombassa am nackten Rücken –
    – und prallte daran ab. Seine Haut wurde nicht einmal angekratzt. Er drehte sich um und lachte dröhnend.
    Die Arme der Jägerin sanken nach unten. Sie begann zu zittern. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie den Hünen an. »Deemon«, flüsterte sie.
    Der Anführer ging auf sie zu und drückte sie so lange an sich, bis sie die anderen mit Lianen verschnürt hatten.
    Der Tsebra-Hengst kam wieder zu sich. Er schnaubte, schlug ein paar Mal mit den Hufen in die Luft und kämpfte sich dann wieder hoch. Noch wackelig, mit hängendem Kopf, stand er da. Banta nahm ihn am Zügel, was die Jägerin gegen sie aufbrachte.
    »Mal sehen«, unterbrach Mombassa ihre Beschimpfungen. »Vielleicht kannst du ja die neue Lustbringerin unseres Schamanen Olusegun werden. Der braucht dringend ‘nen Ersatz für Ife. Die hat es ihm immer gut gemacht, aber jetzt ist sie weg, beim Gen’rel der Egbesu Boizz, weil unser Gott Papalegba das so wollte.«
    Damit warf sich Mombassa die Gefangene wie eine tote Taratze über die Schulter und stapfte los.
    ***
    Nach einer ruhigen Nacht in einer engen, geschützten Schlucht drängte Mul’hal’waak zum frühen Aufbruch. Gestern hatten sie zum ersten Mal die Kette aus neun Vulkanen gesehen, als sie einen Bergrücken entlang gegangen waren. Endlich! Sie sahen genau so aus, wie der Gen’rel sie beschrieben hatte. Dahinter erstreckte sich der riesige Victoora-See, an dessen Ufern sich das sagenhafte »Reich der fliegenden Städte« befinden sollte.
    Fliegende Städte, das deutete auf eine Hochkultur hin – und damit auf den Einfluss von Daa’muren! Mul’hal’waak hoffte, dass er dort weitere grüne Kristalle finden würde. Vielleicht konnte er mit der Hilfe seiner Brüder und Schwestern endlich zum Wandler zurück finden.
    (Hätten sie es nicht längst selbst getan, wenn sie es könnten?), fragte der Namenlose zum wiederholten Male und traf damit die Schwachstelle in Mul’hal’waaks Gedankengebäude.
    Wie immer wollte der Hal zu einer wortreichen Erwiderung ansetzen, kam aber nicht dazu. Olusegun, ein großer, dickbäuchiger Mann mit einer entstellenden Narbe quer über Stirn, Nase und Lippen, die er durch die Weißfärbung des kompletten Gesichts zu verbergen

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