207 - Weg eines Gottes
ab. Geschmeidig fuhr sie herum, beugte den Oberkörper nach hinten und hielt den Speer zwischen Ober- und Unterkiefer des Croocs.
Der grünlichbraune Berg schnappte reflexhaft zu, obwohl er die Beute verfehlt hatte. Die beiden Speerspitzen bohrten sich in Ober- und Unterkiefer. Wahrscheinlich waren die Spitzen mit Widerhaken besetzt. Denn das ins Wasser klatschende Reptil versuchte so verzweifelt wie erfolglos, den Speer loszuwerden, um das Maul wieder schließen zu können. Es wand sich im Wasser, wühlte es zusätzlich mit mächtigen Schwanzschlägen auf, schnellte sich in die Luft und klatschte wieder zurück. Weiße Schaumkronen tanzten auf den riesigen Wellen, die gegen den Bauch der Jägerin brandeten. Sie hatte sich einige Schritte zurückgezogen und schaffte es spielend, dem tobenden Ungetüm auszuweichen.
Täuschte sich Mombassa, oder begleitete sie den Kampf des Tieres mit einem schrill klingenden Lied?
Als das Crooc einen Moment inne hielt, um neue Kraft zu schöpfen, zog die Jägerin blitzschnell ein Messer aus dem Ledergürtel. Mit einem Hechtsprung glitt sie unter die Wasseroberfläche.
»Beim Donnergott, die greift das Vieh an!«, stellte Banta fest. »Das würd ich mich aber mal nicht trauen, ganz ehrlich.«
Gleich darauf verwandelten sich die Wasser in eine brodelnde Hölle aus sich windenden Körpern und weißem Schaum. Das Crooc drehte sich einige Male blitzschnell um seine Längsachse. So wollte es die Jägerin loswerden. Mombassa sah, dass sie den Vorderfuß des Viehs fest zwischen ihren Beinen hatte und sich mit der linken Hand an einem Seitenzahn festhielt. Mit der Rechten stieß sie das Messer immer wieder in die empfindliche Unterseite des Mauls. Dabei schnappte sie blitzschnell nach Luft, wenn sie aus dem Wasser rollte. Der Hüne bewunderte die Frau. Eine derartige Jagdtechnik hatte er noch niemals zuvor gesehen.
Blut floss. Der weiße Schaum färbte sich rot. Die Bewegungen des Croocs erlahmten allmählich. Mombassa war gespannt, wie die Jägerin das allerletzte verzweifelte Aufbäumen des Tieres abfangen würde. Das konnte nochmals kritisch werden.
Sie ließ es gar nicht darauf ankommen. Als sie die Ruhe hatte, versenkte sie den blutigen Dolch im riesigen, weit aufgerissenen gelben Auge des Viehs. Mombassa sah an der Stichführung, dass sie zielgenau das winzige Gehirn traf.
Wie vom Blitz getroffen brach das Tier zusammen. Es zuckte noch ein paar Mal, dann schwamm es ruhig auf dem Wasser. Die Jägerin tauchte auf. Sie keuchte schwer, schüttelte den Kopf, dass die Wassertropfen nach allen Seiten flogen, und stieß einen derart schrillen Siegesschrei aus, dass es Mombassa eiskalt über den Rücken lief. Er war es gewöhnt, dass Jäger ihre Erfolge still feierten.
»Beim Donnergott, ist die wild«, sagte Banta. »Das müssen wir der schnellstens austreiben.«
Mombassa nickte. Er sah, dass die Frau den Inhalt eines Fläschchens ins Wasser schüttete. Es hatte ebenfalls am Gürtel gehangen. »Wahrscheinlich Meezin, um den Raubfischen was vors Maul zu geben. Mal sehn, ob’s funktioniert. Dann muss sie uns das Rezept zeigen, wenn sie nicht von Gott Papalegba das Hirn zerrissen haben will.«
Die Tropfen schienen tatsächlich zu wirken. Die Jägerin zerrte ihre Beute in aller Ruhe auf die Sandbank, während sich der Spähtrupp anpirschte.
»Weiter kann sie das mordsmäßige Vieh nicht kriegen«, sagte Banta, als sie zwischen einer stark verästelten Mangrovenwurzel durchblickte. »Dazu ist es viel zu schwer. Was tut sie denn jetzt?«
Die Jägerin pfiff auf zwei Fingern. Gleich darauf brach etwas durch die Büsche. Mombassa staunte nicht schlecht über den mächtigen Tsebra-Hengst, der auf die Sandbank trabte, stehen blieb, mit dem Huf scharrte und schnaubte.
»Gut, dass der Wind von dem seiner Seite kommt«, merkte Banta leise an. »Sonst hätte das Streifenvieh uns längst gerochen. Und die Hirschkuh da vielleicht auch.«
Am Sattel des Reittiers hing ein langes Seil. Die Jägerin nahm es und schlang es um den Hals des Croocs. Dann sprang sie mit einem eleganten Satz in den Sattel und drehte das Tsebra. Mit leichtem Schenkeldruck trieb sie es an. Das Tier stemmte sich in die Seile und zog den Kadaver unter zornigem Schnauben ein ganzes Stück auf die Sandbank.
Die Jägerin begann das erlegte Reptil mit geübten Schnitten zu zerlegen. Sie wusste genau, wie man die eisenharte, geschuppte Lederhaut umgehen musste, um an das feine weiße Fleisch zu gelangen. Sie vermied es, zu stark
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