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207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Gleißende Blitze lösten sich aus dem Blauweiß und bohrten sich in den Wandler. Neue Sonnen entstanden. Eine gigantische Kraft riss Mul’hal’waaks Kristall aus der Oberfläche. Der Daa’mure verlor die Orientierung. Etwas presste seinen Geist zusammen, zog ihn auseinander, rüttelte an dem Kristall, der ihn beherbergte. Nie erfahrene Schmerzen rasten durch seinen Geist, der sich in Millionen Einzelteile aufzulösen drohte.
    Mul’hal’waaks mentaler Schrei vermischte sich mit Dutzenden anderer Neutralisierungsschreie. Sein Bewusstseinsgefäß wirbelte in einer riesigen Wolke aus kosmischem Staub, Eis, Gesteinsbrocken und anderen Kristallen mit. Jedes der Objekte zog einen Feuerschweif hinter sich her. Ständig kollidierten Kristalle, zersplitterten und vergingen in Myriaden kleinster Bruchstücke. Andere hingegen verschmolzen in der allgegenwärtigen Hitze zu hässlichen, unförmigen Klumpen.
    Mit seinen telepathischen Sinnen sah der Daa’mure einen grünlich leuchtenden Kristall in seine Richtung herankommen. Im nächsten Moment rammte er ihn auch schon und schleuderte ihn aus seiner bisherigen Flugbahn.
    Mul’hal’waaks Bewusstsein wurde durch den Aufprall bis ins Innerste erschüttert. Für einen Moment nahm der Daa’mure die ankommenden Eindrücke viele Millionen Mal gleichzeitig wahr. Doch das Kristallgefäß, das seinen Geist schützte, zerbarst nicht.
    Langsam löste sich die Staub- und Eiswolke auf. Mul’hal’waaks Kristall flog jetzt im schrägen Winkel zum Wandler, der nur noch an seinem feurigen Schweif zu erkennen war, taumelte direkt auf den blauweißen Planeten zu.
    Irgendwann tauchte er in die Atmosphäre ein. Nur der ständig abnehmenden Geschwindigkeit war es zu verdanken, dass der Kristall den Reibungskräften standhielt. Tief unter ihm war eine blaugrün-braun-gelbe Fläche – der unbekannte Zielplanet! Bald füllte er Mul’hal’waaks komplette Wahrnehmung aus.
    Und schließlich bohrte sich der Kristall mit großer Wucht in eine weiche, nachgiebige Substanz, die die hiesigen Primärrassenvertreter als »Sand« bezeichneten…
    Viel weiter östlich schlug der Wandler ein ungleich größeres Loch in die Kruste des Planeten und vernichtete auf einen Schlag die menschliche Zivilisation des einundzwanzigsten Jahrhunderts.
    Man schrieb das Jahr 2012. Die Erde hatte kosmischen Besuch erhalten – mit katastrophalen Folgen. Doch während die Apokalypse des Einschlags allmählich verging, wurde das stärker, was mit dem angeblichen Kometen hierher gelangt war…
    ***
    Afra, November 2522
    Der Anführer des Erkundungstrupps blieb abrupt stehen. Er drückte einen mächtigen Farn beiseite und schnupperte prüfend in die grüne, undurchdringlich scheinende Wand vor ihm. Die anderen nahmen sofort Sicherungsstellung ein, indem sie einen Kreis bildeten. Jeder Schritt, jede Bewegung war ihnen längst in Fleisch und Blut übergegangen. Nur als eingespieltes Team konnten sie in dieser gefährlichen Umgebung, zumal auf unbekanntem Terrain, überleben.
    Banta, die junge Frau mit dem fehlenden Auge und den zugespitzten Zähnen, sicherte mit ihrem Speer nach oben. Ständig lauerten Gefahren im Gewirr der dicken Äste, Blätter und Lianen. Vor allem vor den großen Snaaks, die lautlos und bis zum letzten Moment unsichtbar durch das Laubdach glitten und sich plötzlich fallen ließen, fürchteten sich die Wawaas. Drei Männer und ein kleines Mädchen hatten sie allein im letzten halben Jahresumlauf an diese Deemons des Dschungels verloren.
    Mongoo, der kleine drahtige Mittdreißiger, der sich nie von seiner Krone mit den bunten, hoch aufragenden Pfauenfedern trennte, um größer zu erscheinen, beobachtete den Boden. Was friedlich und begehbar aussah, konnte sich im nächsten Moment als tödliche Falle entpuppen. Vor allem die schrecklichen wilden Woorms verstanden es glänzend, sich im Boden zu verstecken, plötzlich hochzuschnellen und zuzuschlagen. Doch mit Mongoo hatte der Wawaa-Clan nun schon in vierter Generation einen Mann, der die Woorms förmlich riechen konnte. Und zwar auf eine Entfernung, die normalerweise bequem für eine Flucht ausreichte. So hatte der Clan im Zeitraum der letzten vier Jahresumläufe lediglich ein Woorm-Opfer zu beklagen gehabt.
    Der Anführer schnupperte erneut.
    »Was ist, Mombassa?«, fragte Banta, seine Stellvertreterin. Wieder einmal sah sie lediglich die Haare in seinen Nasenlöchern, als sie ihm ins Gesicht zu blicken versuchte.
    »Riecht ihr es nicht?«, fragte der zwei

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