2070 - In der Sternenkammer
sich klar, wie schwer beschädigt das riesige Raumfahrzeug sein musste.
Durch manche dieser Risse hätte sein Ritterschiff in das Innere des S-Zentranten eindringen können. „Es muss ein Gefecht stattgefunden haben", stellte Haj lapidar fest. „Die Schäden weisen auf Beschuss aus schweren Strahlkanonen hin."
Kalfym Kascha wurde klar, dass Paumyr sich in großer Not befand und nicht mehr antworten konnte. Offenbar war nicht nur das gewaltige Raumschiff der legendären Friedensbringerin in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch das geheimnisvolle Wesen selbst schwer verletzt worden, „Paumyr ...", murmelte er nachdenklich. „Das Land Dommrath hat Paumyr viel zu verdanken. Und die Ritter von Dommrath lassen ihre Freunde und Verbündeten nicht im Stich. Es war richtig von dir, mich geweckt zu haben. Wenn ich mich persönlich um diese Angelegenheit kümmere, beschleunigt das die Dinge beträchtlich."
„Ich erwarte deine Befehle, Ritter von Dommrath." Kalfym Kascha zögerte kurz. „Ruf die Legion zu Hilfe", sagte er dann, „und lasse den S-Zentranten nach Crozeiro abschleppen, wo die technischen Möglichkeiten der Sternenkammer zu seiner Reparatur genutzt werden können!"
„Den S-Zentranten abschleppen?"wiederholte Haj. „Das stellt bei der Größe dieses Himmelskörpers durchaus ein technisches Problem dar ..."
„Dann löse es!
Dir steht die gesamte Legionsflotte zur Verfügung. Mit einhunderttausend Schiffen sollte das doch machbar sein. Im Orbit um Crozeiro sollen die Saphoren die wichtigsten beschädigten Systeme im S-Zentranten wiederherstellen. Ach ja ... den uralten Berichten zufolge verfügt dieses Schiff doch über eine Besatzung, nicht wahr?"
„Ja", sagte Haj knapp. „Kümmere dich um sie! Stellt fest, ob es Überlebende gibt, helft ihnen und versorgt sie. Ich fliege derweil zur Sternenkammer zurück ..."
Selbst die riesige Heimstätte der Ritter wirkte winzig im Vergleich zu dem zylinderförmigen Giganten, der mit majestätischer Gelassenheit Crozeiro umkreiste und immer wieder Teile der Oberfläche verdunkelte. Äußerlich wirkte der S-Zentrant mittlerweile wieder unversehrt. Die Saphoren hatten gute Arbeit geleistet. Nichts wies mehr auf die Spuren eines Kampfes hin. Aber Paumyr selbst war nicht erwacht. Die pflanzliche Intelligenz schien sich in einem Koma zu befinden, das sie aus eigener Kraft wohl nicht abschütteln konnte. Das kleine Beiboot des Ritterschiffes schwebte tief über der bewaldeten Seite des gigantischen Zylinders. Unter Kalfym Kascha breitete sich auf einer Landmasse ein zusammenhängender Wald aus, der von einem schmalen Sumpf- und Wassergürtel umgeben war.
Der Ritter hatte sich informiert. Es war ein leichtes gewesen, die Aufzeichnungen von Rissa Kascha'des Tagebuchrobotern mit den aktuellen Bildern von der Oberfläche zu vergleichen. Genau, wie die kleinen Doppelstäbler damals seine Vorgängerin begleitet hatten, wichen die aktuellen Modelle nicht von seiner Seite. Das Beiboot setzte genau dort auf, wo damals Rissa gelandet war, auf einer Lichtung inmitten des Waldes, in der sich der Boden zu einem kleinen Teich hin absenkte. Rissa Kascha'de hatte damals angegeben, die Gegenwart eines mächtigen Geistes zu spüren. Kalfym Kascha spürte gar nichts.
Er verließ das Beiboot und ging langsam zu dem Teich. Der Duft des Waldes ließ seine Sinne prickeln. Tausend verschiedene Nuancen, die sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügten. Was hat Rissa damals gerochen? fragte er sich. In der Mitte des Teiches ragte ein zehn Meter hohes, lilafarbenes Riesengewächs aus dem Wasser. Und plötzlich geriet Bewegung in die Zehntausende von Mikroblüten, die den Stamm bedeckten. Sie öffneten sich und stießen Wolken von süßlich riechendem Blütenstaub aus. Es ist geglückt! dachte Kalfym Kascha. Es ist wirklich geglückt!
Die rettende Idee war aus der Not geboren worden. Eigentlich war es gar keine Idee gewesen, sondern eine wilde, unbegründete Hoffnung. Was, hatte Kalfym Kascha gedacht, wenn Paumyr in die mentale Reichweite Pauchanns gerät, ihres Ablegers in der Crozeirenstadt? Der Ritter hatte den Befehl erteilt, den S-Zentranten ganz nah an Crozeiro und die Hauptstadt zu schleppen. Er wusste nicht, was geschehen und wie es möglich gewesen war.
Dem zu einem stattlichen Wald herangewachsenen Pauchann war jedoch gelungen, wozu sonst niemand imstande gewesen war, kein Mediker und kein Techniker: Paumyr erwachte langsam aus ihrem Koma.
Die Blüten kräuselten sich, die
Weitere Kostenlose Bücher