2071 - Der siebte Ritter
Sternenkammer? Sind wir tatsächlich bis zum Allerheiligsten vorgedrungen? fragte Startac sich beinahe ehrfürchtig. Sie musste es sein; was sonst? Das Gebilde war riesig, entsprach genau dem Rittersymbol, umgeben von einer riesigen Flotte der Legion, wer wollte da noch zweifeln?
Wer von ihnen wurde wohl als so wichtig erachtet, dass die Ritter persönlich die kleine Truppe empfingen? Aus Keifans Erzählungen wusste Startac, dass, dies mindestens seit Jahrtausenden nicht vorgekommen war. Sicher, sie wurden als Gefangene vorgeführt, aber selbst das war äußerst ungewöhnlich. Nur, weil sie auf Annuze Igewesen waren? Das wäre sicherlich kein ausreichender Grund. Oder wegen Ruben Caldrogyn? Den hätte sich die Legion längst schnappen können. Also sind wir es, Trim und ich. Wahrscheinlich wegen unserer Fähigkeiten. Vielleicht wollen die Ritter sie sich zunutze machen, und dann wird aus uns ... wird aus uns ... Das wagte sich der Mutant nicht weiter auszumalen. Aber die Angst half ihm, immer mehr die Betäubung abzuschütteln. Er konnte bereits den Kopf leicht heben; weitere Bewegungen wurden durch die Fesselfelder gestoppt. Doch er wusste, dass er nicht mehr ganz bewegungsunfähig war, wenn das Feld erlosch.
Bald füllte die Sternenkammer den gesamten Horizont aus. Ein indifferentes, matt schimmerndes Licht fiel durch die Transparentkuppel in das Innere der Fähre. Startac Schroeder spürte sein Herz bis zum Hals hinauf schlagen. Der Anblick der Sternenkammer war düster und bedrohlich, weil er nicht wusste, was ihn und seine Gefährten erwartete. Er musste auf alles gefasst sein, und das gefiel dem Monochrom-Mutanten ganz und gar nicht. Die Fähre flog immer näher an die Orbitalstation heran. Einzelheiten wurden sichtbar, die für Startac zu fremd waren, um sie richtig zu definieren. Zudem war er zu aufgeregt, um genau darauf zu achten. Vor ihnen leuchtete ein kleiner Punkt auf, der rasch größer wurde. Schließlich wurde ein beleuchteter Schacht erkennbar, mit unterschiedlich blinkenden Lichtern.
So lautlos, wie der Flug vonstatten gegangen war, glitt die Fähre in den Hangar und kam auf einem Prallfeld zum Stillstand. Das Schott öffnete sich mit leisem Zischen, und die Antigravliegen wurden aktiviert. Startac erblickte eine Eskorte von Doppelstabrobotern, daneben und dahinter standen Caranesen. Endlich wieder ein fast vertrauter Anblick; der Jungmutant fühlte Erleichterung. Nicht alles war hier vollautomatisch und deprimierend leblos, es gab Wesen aus Fleisch und Blut. Die drei Meter langen, bulligen Reptiloiden mit dem schildkrötenähnlichen Kopf waren zwar bewaffnet, aber das beeindruckte Startac weniger. Kein Lebewesen, wenn es nicht völlig abgestumpft oder nur mit einem Killerinstinkt ausgestattet war, würde ohne Warnung einfach schießen, nur weil seine Programmierung es ihm befahl. Außerdem steckten ihre Waffen gesichert im Gürtel; ein Dogma der Ritter lautete schließlich, dass keinem lebenden Wesen Schaden zugefügt werden durfte, außer wenn es nicht zu umgehen war.
Der Weg führte durch abgeschiedene Korridore der Station, in denen sie keinem anderen Lebewesen begegneten. Die Ausstattung erinnerte Startac an Annuze I, vor allem an die Teile des Planeten, die sie während ihrer verzweifelten Flucht und Suche nach Schlupflöchern kennengelernt hatten. Der Transport dauerte selbst für Startacs beeinträchtigtes Zeitempfinden lang, und durch die Monotonie fühlte er die Schläfrigkeit wieder die Oberhand gewinnen. Er konnte kaum mehr die Augen offen halten. Doch schließlich, kurz bevor er tatsächlich einschlief, erreichten sie eine Art Verteilerhalle; ein gewaltiges Areal, in dem es in krassem Gegensatz zu vorher nur so von Leben wimmelte. Mächtige Caranesen begleiteten die nur eineinhalb Meter langen, weißhäutigen, zarten Saphoren zu dem Portal-Personentransmitter in der Mitte der Halle; heftig miteinander diskutierende Sambarkin schlugen einen weiten Bogen um bizarre, zwei Meter lange, auf undefinierbare Weise dahin wandelnde Oktaeder; eine ganze Prozession Druiden marschierte zu einem in Holo-Leuchtbuchstaben ausgeschilderten Ausgang.
Dazwischen suchten sich weitere, Startac völlig unbekannte Wesen ihren Weg. Es war ein wahrer Strom an Passanten in einem wenig geordneten Chaos, und der Terraner zweifelte nicht daran, dass es hier jede Stunde des Tages, ohne Unterbrechung, so zuging. Der Strom konzentrierte sich rund um das etwa zwölf Meter hohe, gut dreißig Meter breite
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