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2084 - Der Instinktkrieger

Titel: 2084 - Der Instinktkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Er kannte die Reaktionen sterbender Tjacondaques, und er wusste, in welchem Winkel die Stacheln abgefeuert wurden. Er meinte, das Zischen der vorbeifliegenden Pfeile zu hören. Um dem sterbenden Gegner auch die letzte Chance zu nehmen, kerbte er die Stämme mehrerer Bäume dicht über dem Boden ein. Dazu justierte er die Skymmen auf materieauflösende Wirkung. Danach genügte ein kräftiger Stoß mit der Schulter, um die Bäume umstürzen und auf seinen besiegten Gegner fallen zu lassen. Er sah befriedigt zu, wie dieser unter dem Holz begraben wurde. Zugleich aber löste sich das Bild auf, und er glaubte, in das Licht einer untergehenden Sonne zu blicken. Der Schatten eines gewaltigen Trisnapsoan zeichnete sich davor ab. Obwohl Golton sich in einer Senke aufhielt, deren Schatten ihn schützte, duckte er sich.
    In einer Formation zogen unmittelbar darauf fünf Raumjäger über ihn hinweg. Sie stürzten sich aus dem Weltraum in die Atmosphäre, und sie waren so schnell, dass sie eine Glutwelle vor sich her schoben. Im nächsten Moment schien die Luft zu explodieren. Der Trisnapsoan feuerte aus verschiedenen Mörsern raketenartige Geschosse auf die Jäger ab, und eine Flammenfront baute sich über dem Land auf. Er war zu langsam. Als die lodernden Energien frei wurden, waren die Jäger längst vorbei. Golton Rover'm Rovaru schnellte sich aus der Senke hervor und stürzte sich auf den überraschten Gegner. Bevor der Trisnapsoan überhaupt begriffen hatte, wie ihm geschah, baute sich bereits der gelbe Neutralisationsring in seinem Schutzschirmsystem auf. Ein grüner Desintegratorstrahl fuhr mit tödlicher Wirkung hindurch und in den mächtigen Körper hinein.
    Der Instinktkrieger wollte seine Arme heben, um sie zum Siegeszeichen in die Höhe zu strecken, doch eine seltsame Lähmung hatte ihn erfasst. Sie hinderte ihn daran. Golton Rover'm Rovaru kämpfte ebenso wütend wie verzweifelt dagegen an, konnte jedoch nichts daran ändern. Es war eine Bestätigung. Von Anfang an hatte er gewusst, dass etwas nicht stimmte. Er verspürte Schmerzen tief in seinem Inneren. Nie zuvor hatte er derartiges erlebt. Nicht allein die Schmerzen signalisierten ihm, dass alles anders war als sonst. Da schlich sich auch noch ein dräuendes Gefühl in sein Herz, das seine Unruhe steigerte. Er hatte keine Angst. Die kannte er nicht. Er hatte niemals in seinem Leben Furcht empfunden. Furcht war ein Luxus, den er sich nicht gönnte. Furcht gehörte in die Welt verweichlichter Giorkaenten, nicht in die seine. Furcht war Sünde und stammte aus der Sünde. Furcht hatte er nicht einmal vor dem Tod, denn durch den Tod erhielt sein Leben erst seinen tieferen Sinn. Wenn er überhaupt etwas fürchtete, war es die Furcht selbst, denn wer sich fürchtete, witterte überall Gefahren.
    Er tauchte auf aus einer tiefen, traumlosen Nacht. Die Bilder, die ihm sein erwachendes. Bewusstsein vorgaukelte, bewiesen ihm, dass er benötigt wurde. Ein Ruf hatte ihn ereilt und in jene Welt geholt, in der er sich bereits in zahllosen Kämpfen bewiesen hatte. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Es war bedeutungslos. Zeit war nur ein leerer Begriff für ihn. Zeit war nur ein Wort. Etwa so inhaltslos wie das Wort Leben. Es belustigte ihn, dass andere so viel Wert auf Leben legten, dass sie sich an ihr Leben klammerten und es mit allen Mitteln verteidigten. Er dagegen lebte allein für den Kampf. In einer Schlacht zählte nicht die Zeit, nicht das Überleben, sondern allein der Sieg. Er war erfüllt von dem Gedanken an Zerstörung, und eines seiner höchsten Ziele war, Leben zu nehmen. Dafür wurde er einst geklont. Die Diener des Architekten Kintradim Crux waren für seine derzeitige Existenz verantwortlich. Sie hatten seiner Existenz einen ganz bestimmten Sinn gegeben, und er wäre niemals auf den Gedanken gekommen, an ihrer Zielsetzung zu zweifeln oder sie gar in Frage zu stellen. Golton Rover'm Rovaru war er wacht. Doch es war nicht wie sonst. Er verspürte Schmerzen. Und das hätte nicht sein dürfen. Irgendetwas war nicht so wie sonst.
    Er dachte vergeblich darüber nach, tröstete sich jedoch mit dem Gedanken, dass er sehr bald Bescheid wissen würde. Er brauchte nur zu warten, bis die letzten Auswirkungen seines langen Schlafes behoben waren, bis er seine fünf Augen öffnen konnte, um zu sehen, was um ihn herum war. Er beschloss, bis dahin nicht mehr darüber nachzudenken, was nicht stimmte, sondern sich auf den Kampf zu konzentrieren, der ihm bevorstand.

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