21 - Die achte Flotte
hätte ich Ihnen das Angebot nicht gemacht. Das wissen Sie auch.«
Sie sah Abigail fest in die Augen, bis die Jüngere schließlich ihrem Blick auswich und Terekhov bittend anschaute.
»Das bringt Sie vielleicht ein wenig in Verlegenheit«, sagte der frisch beförderte Commodore mit einem schiefen Lächeln. »Aber zufällig stimme ich mit Commander Kaplans Einschätzung Ihrer Person und Ihrer Fähigkeiten überein. Ich glaube auch, dass sie mit den Gründen richtig liegt, weshalb Sie perfekt für diesen speziellen Posten wären. Und um ehrlich zu sein, Abigail, ich finde, Sie sollten sehr gut darüber nachdenken, ob Ihre Gründe, die Stelle abzulehnen, genauso gut sind wie Commander Kaplans Gründe, sie anzunehmen. Nicht nur aus Sicht auf Ihre Karriere: Ich finde, so könnte die Navy − alle Navys der Allianz − den maximalen Nutzen aus Ihrer Erfahrung und Ihren Talenten ziehen.«
Abigail sah ihn mehrere Sekunden lang an, dann blickte sie zu Kaplan und zwang sich zu einem Lächeln.
»Muss ich mich genauso schnell entscheiden wie Helen, Ma’am?«
»Nicht ganz.« Kaplan erwiderte das Lächeln, dann wies sie mit einer Kopfbewegung auf Terekhov. »Ich dachte mir, dass ich die Hilfe des Skippers − des Commodores, meine ich − brauchen könnte, um Ihnen den Arm auf den Rücken zu drehen, deshalb habe ich ihn gebeten, an diesem Gespräch teilzunehmen. Im Gegensatz zu Helen haben Sie … äh, achtzehn Stunden, ehe Sie sich entscheiden müssen.«
»Toll, vielen Dank.« Abigail sah zwischen ihr und Terekhov hin und her und zuckte schließlich die Achseln. »Aber ich glaube nicht, dass ich so lange brauche«, sagte sie. »Ich habe gerade entdeckt, dass ich weder hinreichend selbstlos noch genügend besorgt bin über das, was andere Leute vielleicht von mir denken, um dieses Angebot abzulehnen. Wenn es Ihnen wirklich ernst ist, Ma’am, dann haben Sie mich! Und … vielen Dank.«
»Erinnern Sie sich an diese Dankbarkeit, wenn ich Sie zur Schnecke mache, bis Sie bluten.« Kaplans Lächeln schlug in ein Grinsen um, und Abigail lachte leise.
»Was uns wieder auf Sie bringt, Helen«, sagte Terekhov, und Helens Blick schoss zurück zu ihm. »Wie gesagt, Sie haben ein paar Stunden, um es sich zu überlegen.«
Sie starrte ihn an, und ihre Gedanken überschlugen sich und rannten in alle sich verzweigenden möglichen Zukünfte davon, die strahlenförmig von diesem Augenblick ausgingen.
Er hatte recht. Sie hatte eine Zeit als sehr untergeordneter Offizier in der Taktischen Abteilung eines Schlachtkreuzers oder Superdreadnoughts erwartet, eine Verwendung, die ihr die Tür zum nächsten Schritt auf ihrem angestrebten Karriereweg öffnen würde. Eine Verwendung, die, wie sie selbst zugab, verglichen mit dem Einsatz der Hexapuma im Talbott-Sternhaufen, unsagbar langweilig wäre. Dann waren da noch all die Leute, die sie in Talbott getroffen hatte, das Gefühl, persönlich etwas dazu beigetragen zu haben, dass die Integration des Quadranten ins Sternenimperium glatt verlief, ohne weiteres Blutvergießen. Natürlich würde ein kleiner Ensign − selbst als Flaggleutnant eines Commodores − kaum ein Macher auf dieser politischen Ebene sein, doch sie spürte, dass sie trotzdem dabei sein wollte.
Aber wenn sie diese Verwendung annahm, kam sie von ihrem Ziel ab, einer Laufbahn als taktischer Offizier. Sie würde gegenüber den anderen Ensigns und Junior Lieutenants an Boden verlieren, die diese langweiligen Einsätze auf sich nahmen und irgendwo tief in den Eingeweiden eines Großkampfschiffs ihren taktischen Dienst versahen.
Ach, jetzt hör aber mal auf!, schalt sie sich. Du möchtest Karriere als Raumoffizier machen! Du hast genügend Zeit, um alles aufzuholen, was du jetzt vielleicht verpasst. Und hat Meister Tye nicht immer gesagt, dass du größere Geduld entwickeln solltest? Wenn du also eine Entschuldigung brauchst, dann lass dir etwas Besseres einfallen!
Und das brachte sie endlich auf den wahren Grund für ihr Zögern. Dieser Grund hieß Paulo d’Arezzo. Er würde fast mit Sicherheit genau die Verwendung erhalten, mit der sie gerechnet hatte − wahrscheinlich gleich hier bei der Homefleet −, und sie hatte plötzlich entdeckt, dass sie wirklich nicht auf der anderen Seite des Talbott-Quadranten von ihm sein wollte.
Na, das ist ja noch besser als die letzte Ausrede, dachte sie verdrossen. Oder wenigstens noch weniger logisch. Du weißt verdammt genau, dass man euch in verschiedene Schiffe packen würde, oder? Und das
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