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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Rauschen von Blattwerk. Hin und wieder: Stimmen.
    Matt reckte den Hals. Er sah Gestalten auf rotbraunen Reittieren – Kamele? –, die neben der Kutsche ritten.
    Wieso war diese Karawane eigentlich bei Nacht unterwegs?
    Hatte man nur wegen des Gewitters unter der Brücke pausiert?
    Wer war die von Noah erwähnte wichtige Persönlichkeit?
    Beim nächsten Blick sah Matt, dass die Kutsche, in der er sich befand, einer anderen folgte.
    Zirkuswagen? Mit gespitzten Ohren lauschte Matt dem Knarren der Fahrzeuge und den Schritten ihrer Zugtiere.
    Was waren das für Tiere? Wie Vierbeiner klangen sie eigentlich nicht. Matt stellte sich einen Tausendfüßler mit haarigen Beinen vor und schüttelte sich.
    ***
    Mit dem Erwachen kam die Pein. Matts Auge war nun völlig zugeschwollen. Alle seine Knochen taten weh – als hätte er auf einem Brett geschlafen.
    Als er sich aufrichtete und umschaute, sah er, dass er in einer Art Laderaum geschlafen hatte: auf einer Wolldecke auf dem blanken Holzboden. Das Rumpeln hatte aufgehört. Er hörte Stimmen. Es roch nach Feuer.
    Matt warf einen Blick aus dem Fensterchen. Eine Art Kamel glotzte ihn an. Ihm fiel alles wieder ein: ihre Flucht in einem Rettungsballon von der Wolkenstadt; die Landung etliche Meilen entfernt; das Unwetter; der Marsch durch den Dschungel; der Sturz von der Brücke… Rulfan!
    Matt öffnete die Abteiltür. Sein Magen knurrte. Hinter der Tür erinnerte alles an einen Eisenbahnwaggon: Ein enger fensterloser Gang führte an drei Abteilen vorbei zum Heck.
    Dort war der Ausgang. Matt schaute hinaus und begutachtete den zweiten Wagen. Er war grün. Im Hellen sah er aus wie ein Bauwagen. Zwischen den beiden Kutschengefährten hockten einige Gestalten um ein Feuer herum. Darüber hing ein Topf mit… Hafergrütze? Zumindest roch es so.
    Matthew stieg drei Stufen hinab. Auf sein freundliches
    »Hallo!«, reagierte niemand.
    Trotzdem: Es tat gut, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und Menschen zu sehen, die einen nicht gleich umbringen oder versklaven wollten. Er schaute sich die Karawanenbegleiter an. Sie waren schwarz, trugen einfaches weißes Leinen, kurze Stiefel und breitkrempige Strohhüte.
    Niemand schaute lange genug auf, um zu erkennen zu geben, ob er Mann oder Frau war, sodass Matt nach Busen Ausschau halten musste, um seine Neugier zu befriedigen. Kein Busen; Fehlanzeige. Er sah große Augen und weiße Zähne. Sechs Mann. Jung, muskulös, mit Schwertern am Gürtel.
    Bevor er ans Feuer gehen konnte, trat Noah aus der zweiten Kutsche. Er nickte Matt wie einem alten Bekannten zu.
    »Wie geht’s Rulfan?«, fragte Matt.
    »Er hat in der Nacht wild phantasiert. Ich habe ihm etwas gegeben. Er schläft jetzt.« Noah zuckte die Achseln. »Klang fast so, als hätte ihm jemand einen Liebeszauber verpasst…«
    Er hielt inne und sah erwartungsvoll zu Matt, aber der blieb stumm. Also fuhr er fort: »Morgen ist er sicher wieder auf den Beinen.« Er deutete aufs Feuer. »Hunger?«
    »Und wie.«
    Eine Gestalt am Feuer reichte Matt eine Schale, und er füllte sich den Magen mit Grütze. Dabei sah er zum ersten Mal die Zugtiere und musste sich zusammenreißen, um die Mahlzeit nicht zu verschütten: Es waren Spinnen! Sie waren so groß wie Elefanten und wirkten ebenso friedlich.
    »Wo kommt ihr her?« Noah blieb Matts Reaktion nicht verborgen. »Euree?«
    Matt nickte.
    »Da gibt’s wohl keine Arachniden?«
    »Doch«, sagte Matt. »Man nennt sie dort Siragippen. Sind nur etwas kleiner. Und nicht so friedlich.« Er grinste lahm.
    »Und du?«
    »Yusalem.«
    Matt runzelte die Stirn. Das Wort klang vertraut. »Wo ist das?«
    »Das Land hieß früher Yizrael.«
    »Ach, wirklich?« Matt empfand große Neugier. Wer heutzutage wusste, wie seine Heimat vor fünfhundert Jahren geheißen hatte – und den Namen sogar halbwegs traf –, konnte kein Barbar sein. »Wie, um alles in der Welt, bist du hierher gekommen?«
    Noah zuckte die Achseln. »Mit einer Expedition.« Er beäugte Matt. »Ist lange her. Ich war noch sehr jung.«
    »Was war das für eine Expedition?«
    »Eine Forschungsexpedition.«
    »Was ist aus ihr geworden?«
    Noah zuckte die Achseln. »Sie wurde…« Er schaute sich um. »Was soll ich sagen? Sie ging einfach aus dem Leim. Manche Leute machten sich davon. Andere kamen um. Durch vergiftetes Wasser. Durch vergiftete Pfeile. Durch Angriffe von Barbaren. Raubtiere. Die ganze Chose.«
    Noahs Ausdrucksweise machte Matt klar, dass er jemanden vor sich hatte, dem die

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