2104 - Durch das Sternenfenster
Projektorkopf der Hologramm-Matrix summte leise. Er generierte Unmengen von allgemeinen Projektionen, die für alle Besatzungsmitglieder von Interesse waren, aber auch von individuellen, die jeweils die einzelnen Stationen anforderten.
Oder wurde dieses Geräusch von den kleinen Service-Robotern verursacht, die sich unablässig, sogar jetzt, der Instandhaltung, Wartung und Säuberung der Zentrale widmeten?
Ich hatte keine Ahnung. Vielleicht bildete ich mir dieses Brummen auch nur ein.
Nacheinander verkündeten die Stationseinheiten entlang der Halbkreisrundung volle Einsatzbereitschaft: Lebenserhaltung ... Energieverteilung ... Flugdeckstatus... Bordsicherheit ... Logistik.
„Wir sind bereit", meldete auch A-Lókym, der mit seiner Gruppe in einem Nebenraum der Zentrale untergebracht war.
Die dreißig Antis bildeten einen starken Para-Block. Sie saßen im Kreis zusammen, hatten einander die Hände gereicht, um durch den körperlichen Kontakt ihre Konzentration zu verstärken. Die violett glitzernden Netzwerke auf ihren blauschwarzen Kombinationen schienen mit einem inneren Licht zu funkeln. Der Anblick, der sich auf den Monitoren und Hologrammen bot, wirkte irgendwie gespenstisch.
„Verbindung mit der KARRIBO?", fragte Rhodan.
Der Unsterbliche saß hinter der Kommandantin, im vierten Sessel an der COMMAND-Rückwand. Natürlich oblag ihm die Leitung der gesamten Expedition und damit auch die Befehlsgewalt, doch in die internen Bordabläufe würde er sich nicht einmischen. Ihm war klar, dass er in dieser Hinsicht nur ein Störfaktor innerhalb eines eingespielten Teams darstellte.
„Steht", meldete Lauter Broch't, Leiter der Abteilung Funk und Ortung.
Der Plophoser war ein flinker, nervöser Typ mit sehr dunkler Haut und dunklen Bartschatten. Seinen unsteten Augen schien nichts zu entgehen. Fachlich gehörte er zum Besten, was die LFT zu bieten hatte. Man rühmte ihn, er könne das Aufflammen eines Streichholzes auf mehrere Lichtjahre hinweg anmessen.
Rhodan nickte, und vor ihm flammte ein Holo von Ascari da Vivo auf. „Der Zeitplan steht", sagte er nüchtern.
„Bei uns ebenfalls", erwiderte die Admiralin und unterbrach die Verbindung sofort wieder.
„Ich ..." Broch't zögerte kurz. „Ich fange gerade eine Funkbotschaft der Admiralin an ihre Flotte auf. Sie ist nicht kodiert. Nur Ton, kein Bild."
„Ich höre", sagte Rhodan.
Ascari da Vivos Stimme erklang in der Zentrale. „... ins Ungewisse", sagte sie mit pathetisch klingender Stimme. „Aber dieser Flug ist notwendig, um das Göttliche Imperium und die gesamte Milchstraße zu schützen. Doch sollte ich nicht bis zum 10. Dezember 1311 NGZ Standard-Zeit wieder zurückgekehrt sein, erteile ich meiner fünfzigtausend Einheiten zählenden Flotte hiermit den ausdrücklichen Befehl, der KARRIBO durch das Hayok-Sternenfenster nach Tradom zu folgen! Für Arkons Ruhm und Ehre!"
Rhodan sah Pearl TenWafer an. Ich hörte, wie er leise fluchte.
Sogar mir war klar, welche Auswirkungen dieser Befehl haben könnte. Sollten die LEIF ERIKSSON und die KARRIBO tatsächlich nicht bis zu diesem Datum zurückkehren, hatte Ascari da Vivo soeben das Todesurteil über 50.000 arkonidische Raumschiffsbesatzungen gesprochen.
Zwei Schiffe konnten es bei all den Ablenkungen, die wir vorbereitet hatten, vielleicht schaffen, doch - so widersinnig es klang - 50.000 hatten keine Chance. Falls der Imperator den Befehl nicht widerrief, würde die gesamte Flotte von den Katamaren aufgerieben werden.
Und die Admiralin kannte die Konsequenzen ihrer Anweisung wohl selbst am besten. Sonst hätte sie sie nicht unmittelbar vor dem Start erteilt, zu einem Zeitpunkt, da Rhodan nicht einmal mehr versuchen konnte, ihr diesen Irrsinn auszureden.
Ihre Absicht war klar: Sie kannte den Terranischen Residenten genau und sie wusste, wie er darauf reagieren würde. Aus diesem Grund hatte sie wohl auch nicht die Arkon-, sondern die terranisch beeinflusste Standard-Zeit genannt.
Mit diesem Befehl setzte sie Rhodan unter zusätzlichen - und eigentlich völlig überflüssigen - Zeitdruck. Jetzt konnte er nur hoffen und musste alles daransetzen, dass es bei ihren Plänen zu keiner Verzögerung kommen würde.
Die LEIF ERIKSSON beschleunigte, und überall in der Zentrale verteilt bildeten sich zahlreiche neue Hologramme, zum einen zwei- und dreidimensionale Projektionen von Informationen in numerischer oder graphischer Form, zum anderen Aufbereitungen der Ortungssysteme.
Für einen Neuling mochte das
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