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2104 - Durch das Sternenfenster

Titel: 2104 - Durch das Sternenfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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waren.
    Die Geräte erzeugten ortungstechnisch kaum zu unterscheidende Replikate. Für die Katamare musste es aussehen, als stoße eine Flotte aus zehn- bis zwanzigtausend Einheiten durch das Hayok-Sternenfenster.
    Und dabei war es nur unbemannter, positronikgesteuerter Raumschrott, der über das Wohl und Wehe der LEIF ERIKSSON und der KARRIBO entschied ...
    106 Sekunden ...
    Ich vernahm das Geräusch und ich ahnte sofort, woher es kam, doch ich wollte es nicht wahrhaben. Nein. Das kann nicht sein!
    Aber es war so. Ich kannte die Stimme. Es war ein fürchterliches Geräusch, ein Stöhnen, wie ich es noch nie zuvor gehört hatte. Als würde nicht ein Lebewesen, sondern ein ganzes Universum von innen nach außen gekehrt werden und dann zerplatzen wie eine Seifenblase, und das alles unter Schmerzen, unter entsetzlichen Schmerzen ...
    Das gequälte Stöhnen kam vom Sessel des Emotionauten.
    Von Rock Mozun!
    Der Ertruser zitterte in seinem Sessel, krallte sich an den Lehnen fest... und ließ schließlich - ich war mit der Prozedur vertraut - mit einem Notbefehl die SERT-Haube von seinem Schädel in die Höhe fahren!
    102...
    Es muss die Passage über beinähe 388 Millionen Lichtjahre sein, jenes unnatürlich kribbelnde Gefühl von eben, vielleicht auch eine noch unbekannte energetische Eigenschaft des Sternenfensters, dachte ich wie ein unbeteiligter Zuschauer.
    Jedenfalls war der Emotionaut davon in einer Weise betroffen, die allen anderen Besatzungsmitgliedern noch verborgen blieb. Niemand achtete auf ihn.
    Mozun löste die Gurte, wollte aufstehen, schwankte in seinem Sessel. Und dann fielen dem 16 Zentner wiegenden Ertruser die Augen zu, und er kippte bewusstlos zu Boden!
    Mein erster Gedanke war, Mozun beizuspringen. Aber ich konnte als Terraner einen fallenden Ertruser nicht auffangen. Genauso gut hätte ich versuchen können, einen fliegenden Gleiter aufzuhalten. Es gelang mir gerade noch, aus meinem Sessel aufzuspringen und mich zur Seite zu werfen, dann brach Rock genau dort zusammen, wo ich gerade noch gesessen hatte.
    Zu meiner Überraschung wurde der Sessel von seinem Gewicht noch nicht einmal verformt.
    Schlagartig wurde mir klar, wieso Pearl TenWafer eine so gute Kommandantin war. Die Epsalerin reagierte gedankenschnell.
    Sie sah, wie Rock Mozun stürzte - und zeigte auf mich. „Zim, übernimm!" Im nächsten Augenblick sah sie schon wieder auf ein Holo, als sei es selbstverständlich, dass ich ihren Befehl wie ein alter Hase befolgte.
    95 Sekunden ...
    Es war, als hätte sie ein magisches Wort gesprochen. Ich vergaß von einer Sekunde zur anderen meine Aufregung.
    Mit einem Mal war ich beinahe unnatürlich konzentriert.
    Die Ausbildung an der Emotionautenakademie!, dachte ich.
    Ich schlüpfte unter die SERT-Haube, den Platz, dem ich mich mit Haut und Haaren verschrieben hatte.
    Die Haube fuhr herunter, und übergangslos war ich bereit, das mächtige ENTDECKER-Schiff bei Bedarf durch sämtliche lauernden Gefahren zu führen.
    90...
    Der fünfte Treffer. Der fünfte von maximal zwölf. Die LEIF ERIKSSON bäumte sich auf wie ein waidwundes Tier, das unvermittelt von einem Schuss aus dem Hinterhalt getroffen worden war. Doch ich registrierte es kaum, ich dachte etwas ganz anderes, ich empfand überirdische Freude und unterirdische Angst zugleich ...
    Ich wollte es nicht behaupten, ich wagte es nicht zu behaupten, doch ich hatte in diesem Augenblick den Eindruck, zu einem vollwertigen Besatzungsmitglied geworden zu sein.
    Wobei ich allerdings noch nicht die geringste Vorstellung davon hatte, was es hieß, zur Besatzung der LEIF ERIKSSON zu gehören ...
    85 Sekunden ...
    Ich atmete tief durch. Ich hatte diesen Augenblick ersehnt, und nun war er da, und ich musste mir eingestehen, ich fürchtete ihn.
    Du wirst es schaffen!, hallte Julies Stimme in meinem Geist.
    Doch noch war es nicht so weit. Solange der Syntron funktionierte, wurde die Arbeit eines Emotionauten nicht benötigt...
    Der sechste Treffer aus den Geschützen der Katamare, und diesmal hörte ich wirklich ein Stöhnen. Ich wusste nur nicht, woher es kam.
    Von den Paratron-Generatoren tief im Inneren der LEIF ERIKSSON? Von den Antis, die in ihrem Raum mittlerweile nicht mehr saßen, sondern zusammengekrümmt hockten, Travestien humanoider Wesen, deren Denken nur noch von Schmerz bestimmt wurde? Von der Schiffshülle, die dermaßen schwer erschüttert worden war, dass sie zerbersten würde, obwohl die Schutzschirme noch hielten?
    Das Geräusch wurde

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